Table.Briefing: Africa

Migration: Kritik am Abkommen aus Kenia + DR Kongo: Warum Ruandas Einmischung ignoriert wird + Wasserstoff: Die Pläne Südafrikas

Liebe Leserin, lieber Leser,

inmitten der Aufregung um die Schließung der deutschen Außengrenzen hat die Bundesregierung ein Migrationsabkommen mit Kenia abgeschlossen. Damit soll ein Rahmen für die Zuwanderung kenianischer Fachkräfte geschaffen und dem Mangel qualifizierter Arbeiter in der Bundesrepublik entgegengewirkt werden. Kenias Präsident Ruto feiert das Abkommen als großen Erfolg – und handelt sich damit zuhause schwere Kritik ein. Unser Kollege David Renke hat zusammengetragen, warum in Kenia dieses Abkommen nicht gefeiert wird.

Außerdem schauen wir in dieser Ausgabe auf Ruandas Rolle im Krieg im Ostkongo und auf die südafrikanische Wasserstoffwirtschaft. Wie immer haben wir auch aktuelle Nachrichten und weitere Berichte für Sie.

Wir wünschen eine aufschlussreiche Lektüre.

Ihr
Arne Schütte
Bild von Arne  Schütte

Analyse

Migrationsabkommen: Rutos Aussagen sorgen für Unmut in Kenia

Die Aussage des kenianischen Präsidenten, rund 250.000 Kenianerinnen und Kenianer könnten künftig im Rahmen der neuen Migrationspartnerschaft nach Deutschland kommen, hat in Kenia für Kritik gesorgt. Ruto hatte die Zahl am Freitag nach der Unterzeichnung des Migrationsabkommens in Berlin in einem Interview mit der Deutschen Welle genannt. Tenor der Kritik in Kenia: Ruto würde die jungen Talente lieber nach Deutschland schicken, anstatt dafür zu sorgen, dass die eigene Wirtschaft gestärkt und gut bezahlte Jobs vor Ort geschaffen würden. Das Abkommen hatten Innenministerin Nancy Faeser, Kenias Außenminister Musalia Mudavadi und AA-Staatsministerin Katja Keul im Bundeskanzleramt im Beisein von Scholz und Ruto unterzeichnet.

Entsprechend hatte sich auch das Bundesinnenministerium in einem Tweet am Samstag beeilt klarzustellen, dass “keine Zahlen und Kontingente von Fachkräften aus Kenia, die in Deutschland arbeiten könnten” in dem Abkommen enthalten seien.

Zahl zirkuliert bereits seit längerem

Bezeichnenderweise ist in der Bekanntgabe des kenianischen Außenministeriums zum Abkommen keine Rede von den 250.000 Fachkräften. In der Mitteilung hieß es lediglich: “Mit diesem innovativen Abkommen soll ein dynamischer Rahmen für die Zuwanderung geschaffen werden, indem die Fähigkeiten und Talente kenianischer Fachkräfte mit dem Arbeitsmarktbedarf in Deutschland in Einklang gebracht werden.” Das Abkommen sei nicht Quoten-basiert. Rutos Kalkül allerdings dürfte es sein, sein Image als Deal-Maker weiter zu stärken – als jemand, der eine Perspektive für junge Kenianerinnen und Kenianer schafft. Besondere Brisanz gewinnt Rutos Vorstoß vor dem Hintergrund der anhaltenden Proteste in Kenia, die insbesondere von jungen Leuten getragen werden.

Tatsächlich steht die Zahl schon länger im Raum und wird vom kenianischen Präsidenten immer wieder öffentlich geäußert. Bereits als der Kanzler vor gut einem Jahr Kenia besuchte, kursierte die Zahl in den kenianischen Medien. Eine öffentliche Korrektur gab es damals seitens der Bundesregierung nicht.

Abkommen orientiert sich an Fachkräfteeinwanderungsgesetz

Wie gut seine Strategie verfängt, ist allerdings fraglich. “Niemand verlässt seine Heimat freiwillig”, sagte Auma Obama, Geschäftsführerin der Sauti Kuu Foundation in Kenia. Auf dem Bürgerfest des Bundespräsidenten hatte Obama unter anderem mit First-Lady Elke Büdenbender über das Abkommen diskutiert und Kritik geübt. Das Abkommen trage dazu bei, dass die besten Talente des Landes abgezogen würden, so Obama.

Tatsächlich muss sich aber überhaupt erst an der Umsetzung des Abkommens zeigen, ob dieses erfolgreich sein wird. Denn wie das Innenministerium mitteilte, orientiert sich der Vereinbarung an den Regelungen des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes, das die Bundesregierung im vergangenen Jahr reformiert hatte. Wie dies in der Praxis funktionieren soll, ist noch offen. Eine bilaterale Arbeitsgruppe soll nun die Umsetzung erarbeiten.

Zugang für kenianische Studierende verbessern

Bislang waren jedoch die Zweifel groß, ob das Fachkräfteeinwanderungsgesetz wirklich in vollem Umfang dazu beitragen kann, den Bedarf an Fach- und Arbeitskräften zu decken. Vor allem bei Fachkräften aus Subsahara-Afrika bleiben die hohen Hürden bei der Visumsvergabe ein Problem.

Zusätzlich zur Fachkräftemigration soll das Abkommen den Zugang für kenianische Studierende zu deutschen Universitäten erleichtern. Außerdem soll es eine Kooperation im Bereich der Berufsausbildung geben. Im Frühjahr 2024 hatte es zwei Verhandlungsrunden zu dem Abkommen sowohl in Berlin als auch in Nairobi gegeben.

Rückführungen spielen untergeordnete Rolle

Die Vereinbarung über die Kooperation bei Rückführungen von kenianischen Asylbewerbern dürfte nur eine untergeordnete Rolle spielen. Nach Angaben des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge befanden sich Ende Juli 818 ausreisepflichtige Asylbewerber aus Kenia in Deutschland. Die Zahl der regulären Visumsanträge überwiegt bei weitem die der Asylanträge.

Auch an anderer Stelle seines zweitägigen Besuchs in Berlin widmete sich Ruto dem Thema Fachkräfte. In seinem Beisein unterzeichneten Vertreter des kenianischen Außenministeriums, der Handelskammer Hamburg, der Friedrich-Naumann-Stiftung (FNS) und des Digitaldienstleisters Qhala im Rahmen einer Veranstaltung der FNS ein Memorandum of Understanding über digitales Outsourcing.

Digitales Outsourcing fördern

Ziel ist es, dass deutsche Unternehmen Remote-Arbeitsplätze in Kenia schaffen. So würden kenianische Fachkräfte im eigenen Land bleiben, allerdings digital für ein deutsches Unternehmen arbeiten. “Wir führen deutsche Technologie und kenianisches Talent zusammen”, sagte Ruto in seiner Rede am Freitag. Kenia habe eine der größten Ressourcen an Humankapital weltweit, so Ruto weiter. Dennoch gibt es auch an diesem Modell Kritik, denn die Mitarbeiter wandern zwar nicht durch Migration nach Deutschland ab, dennoch gehen die Talente kenianischen Unternehmen verloren, wenn sie in Kenia digital für deutsche Unternehmen arbeiten.

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Ruanda: Warum die internationalen Geber das Land weiter stützen

Ruanda ist zu einem wichtigen Partner der Europäischen Union und der USA avanciert. Das hat zur Folge, dass die Geberstaaten Ruanda weiter finanzieren, obwohl Ruanda seit bald drei Jahren den Krieg der Miliz M23 im Osten der DR Kongo unterstützt und einen Großteil der Provinz Nord-Kivu mit 4.000 Soldaten besetzt. Bisher wurden nur einzelne ruandische Armee-Angehörige sanktioniert. Die EU und die USA präferieren eine Verhandlungslösung.

Reagan Miviri, Analyst am Politik-Institut Ebuteli in Goma im Ostkongo, verweist auf 2012/2013, als die M23 schon einmal einen Krieg mit Hilfe Ruandas begonnen hatte. Die M23 besetzte damals die Millionenstadt Goma, wo zahlreiche internationale Entwicklungshelfer und UN-Angestellte stationiert sind. Die westlichen Staaten kürzten Ruanda die Entwicklungshilfe.

Niebel kürzte Ruanda die Budgethilfe

Der damalige Entwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) setzte im Juli 2012 die Budgethilfe für die ruandische Regierung aus. Der Betrag von 21 Millionen Euro klingt bescheiden, traf das Land jedoch an einer empfindlichen Stelle. Wenige Monate später war die M23 militärisch geschlagen. Miviri ist überzeugt, dass die Rebellion dieses Mal länger dauert, weil Ruanda nicht das Geld gekappt wird.

Hinter dem Zögern der EU “stecken politische und wirtschaftliche Interessen”, sagt ein hochrangiger Vertreter eines privaten Sicherheitsunternehmens, das die kongolesische Armee berät. Der Franzose nennt als Beispiel den Einsatz des ruandischen Militärs gegen islamistische Terroristen in Mosambik. “Dort schützt Ruanda das Engagement von Total”, erklärt der Militärstratege. Die EU finanziert den Militäreinsatz Ruandas in Mosambik mit 20 Millionen Euro. Weitere 40 Millionen Euro sind im Gespräch. Der französische Konzern Total Energies investiert in Mosambik in ein Flüssiggasprojekt im Volumen von 20 Milliarden Dollar. Aufgrund der Terrorbedrohung ist es ins Stocken geraten.

Viele Truppen für Friedensmissionen

Ruanda ist zudem mit 5.918 Soldaten und Polizisten der drittgrößte Truppensteller für UN-Friedensmissionen. Laut der Vergütungsvereinbarung der UN für uniformiertes Personal erhält Ruanda dafür monatlich rund 8,4 Millionen Dollar. Die ruandischen UN-Soldaten sind in den beiden rohstoffreichen Ländern Südsudan und Zentralafrikanische Republik im Einsatz.

Analyst Miviri bezweifelt, dass die westlichen Staaten kontrollieren können, ob die Militärhilfe für Ruanda nicht auch den Krieg im Ostkongo schürt. Die M23 besitzt moderne Waffen, die der Ausrüstung der kongolesischen Armee überlegen sind. Dazu zählen auch Luftabwehrwaffen. Keine andere der mehr als 100 Milizen im Ostkongo besitzt derartige Waffen.

Rohstoffe aus illegaler Förderung

Miviri kritisiert auch die Absichtserklärung zur Weiterverarbeitung von Rohstoffen, die die EU und Ruanda im Februar unterzeichnet haben. Man wisse, dass ein Teil der Rohstoffe aus illegaler Förderung im Kongo stamme. “Die Lieferkette ist verschmutzt, das ist rechtlich und moralisch bedenklich”, sagt der Jurist.

Eine von der EU finanzierte Studie zum Koltanabbau im Kongo aus dem Jahr 2022 bezeichnet Ruanda als “bevorzugtes Durchgangsland für illegal gefördertes und gehandeltes Koltan”. Der Schmuggel wird laut Studie durch korrupte kongolesische Militärs, Polizisten und Grenzbeamte ermöglicht. Aus den Statistiken der ruandischen Notenbank und des kongolesischen Bergbauministeriums lässt sich errechnen, dass Ruanda im vergangenen Jahr 2.070 Tonnen Koltan exportiert hat und damit den Kongo (1.918 Tonnen) als weltgrößten Exporteur abgelöst hat.

“Die politischen Realitäten haben sich seit 2012 geändert”, sagt Onesphore Sematumba, Analyst beim Thinktank Crisis Group in Nairobi. Der Westen überlege nun “zwei Mal, ob Ruanda bestraft werden soll”, sagt Sematumba.

Mit der Hilfe des FC Bayern

Ruanda, das durch den Krieg im Ostkongo starke Fluchtbewegungen produziert, bietet den Europäern auch an, unerwünschte Migranten aufzunehmen. Die frühere britische Regierung und Dänemark wollten die Asylverfahren nach Ruanda outsourcen. Nach politischem Wechsel und rechtlichen Einwänden kam dies jedoch bisher nicht zustande. Deutsche Politiker bringen Ruanda weiterhin als Drittstaatenlösung ins Gespräch. Ruanda zählt zudem zu den Ländern, in das das UN-Flüchtlingswerk Migranten transferiert, die in Libyen gestrandet sind.

Laut einer Studie der Clemson-Universität in South Carolina poliert Ruanda seinen Ruf als verlässlicher Partner durch den massiven Einsatz von Bots in sozialen Medien auf. So versuche die Regierung, jene mundtot zu machen, die den Mangel an Meinungsfreiheit und das Verschwinden von Regimekritikern anprangern. Ruanda vermarktet sich zudem als Tourismusdestination über bekannte Fußballvereine wie Arsenal London, Paris Saint-Germain oder Bayern München.

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Warum Südafrika bei grünem Wasserstoff langsam ist

Die EU-Kommissarin für Energie, Kadri Simson, ist vergangene Woche nach Pretoria gereist. Dort hat sie mit dem südafrikanischen Strom- und Energieminister, Kgosientsho Ramokgopa, und Handels- und Industrieminister Parks Tau eine Zusammenarbeit in der grünen Wasserstoffproduktion besiegelt. Die Europäische Union (EU) investiert 32 Millionen Euro, um die Entwicklung dieser aufstrebenden Industrie in Südafrika zu unterstützen. Die Gelder stehen ab sofort bereit und sollen weitere 500 Millionen Euro an privaten und öffentlichen Mitteln mobilisieren. Diese sollen die Just Energy Transition Partnerschaft (JETP) mit Südafrika, an der neben der EU auch Deutschland und andere Länder beteiligt sind, weiter vorantreiben.

“Die heutige Ankündigung stellt einen wichtigen Meilenstein in der Partnerschaft der EU mit Südafrika dar und zeigt die Global Gateway-Strategie der EU in Aktion. Diese fördert intelligente, saubere und sichere Verbindungen in den Bereichen Energie und Verkehr”, so Kommissarin Simson laut einer Mitteilung aus der vergangenen Woche. “Unsere Zusammenarbeit zur Unterstützung der grünen Wasserstoffagenda Südafrikas zielt darauf ab, den grünen Wandel zu beschleunigen, eine nachhaltige Entwicklung voranzutreiben, neue wirtschaftliche Möglichkeiten zu schaffen und eine nachhaltigere Zukunft für die Region aufzubauen.”

Südafrika will führender Produzent von grünem Wasserstoff werden

Energieminister Ramokgopa sprach davon, dass Südafrika versuche, seine Umweltprobleme in den Griff zu bekommen und seinen CO2-Fussabdruck zu verringern. Grüner Wasserstoff biete “die beste Gelegenheit, die südafrikanische Wirtschaft wieder zu industrialisieren und Lokalisierung voranzutreiben.” Industrieminister Tau erkannte in der Initiative “große Chancen für ausländische und lokale Investitionen entlang der gesamten Wertschöpfungskette” und, dass Südafrika ein “führender Produzent” von grünem Wasserstoff in der Welt werden wolle.

Zusammen mit Südafrika möchte die EU mehr Infrastruktur für erneuerbare Energien aufbauen, die Energieeffizienz verbessern und nachhaltige Praktiken fördern. Es geht um Investitionen in Projekte für saubere Energie und die Bereitstellung von technischem Fachwissen – auch von anderen EU-Mitgliedsstaaten.

Fast 400.000 potenzielle Arbeitsplätze

Das Engagement der EU ist zu wenig, finden Experten. Das Potenzial Südafrikas werde zwar erkannt. “Unsere Untersuchungen zeigen, dass dies nicht ausreicht”, schreiben zum Beispiel Bruce Douglas Young und Craig McGregor, die zu dem Thema an südafrikanischen Universitäten lehren. “Um eine grüne Wasserstoffindustrie aufzubauen, bedarf es mehr als diesen Zuschuss.” Denn Südafrikas grüne Wasserstoffstrategie ist ambitioniert: Eine Million Tonnen sollen bis 2030 produziert werden, sieben Millionen sollen es bis 2050 sein. Letzteres könnte 6,5 Prozent des BIPs ausmachen und fast 400.000 Jobs kreieren, so die Projektion der Regierung.

Um dies zu erreichen, müssten jedoch erst einmal 20 Milliarden Euro investiert werden: “Unseren Berechnungen zufolge machen die neuen EU-Zuschüsse weniger als 0,2 Prozent der dafür nötigen Investitionen aus”, stellen die Experten Young and McGregor nüchtern fest.

Investitionen reichen nicht aus, beklagen Experten

Die EU-Gelder sind auf zwei Bereiche aufgeteilt: 25 Millionen Euro sollen zur Förderung entlang der Wertschöpfungskette für grünen Wasserstoff verwendet werden. Das Hauptziel ist, Investitionen zu erhöhen und dazu beitragen, die globalen Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Die anderen sieben Millionen Euro dienen zur Unterstützung der Agence française de développement (AFD), Frankreichs staatlichem Entwicklungshilfearm. Die AFD soll dem staatlichen Transportunternehmen Transnet bei der Entwicklung eines Ökosystems für grünen Wasserstoff helfen. Transnet möchte bis 2040 keine Nettoemissionen mehr verursachen. Das Projekt wird Aktivitäten rund um die Kernbereiche von Transnet wie Häfen, Schienenverkehr, Pipelines und Anlagen mit der Durchführung von Studien und Pilotprojekten unterstützen.

Das sind kleine Summen für den Aufbau einer teuren Industrie. Denn die Produktion von grünem Wasserstoff kostet zwischen vier und sieben Euro pro Kilogramm. Und das ist noch rund fünfmal teurer als die Herstellung von grauem, aus fossilem Brennstoff gewonnenem, Wasserstoff und ebenso viel teurer als Öl.

EU-Plattform für Wasserstoffhandel angekündigt

Die Ankündigung der EU kam jetzt im Vorfeld der Einführung einer Vermittlungsplattform durch die EU im Jahr 2025. Diese soll europäische Käufer von grünem Wasserstoff mit außereuropäischen Produzenten zusammenbringen, darunter Südafrika und Namibia. Vor ihrem Besuch in Südafrika hatte Kommissarin Simson in Namibia am Afrikanischen Wasserstoffgipfel teilgenommen. Die EU möchte bis 2030 zehn Millionen Tonnen grünen Wasserstoff produzieren und weitere zehn Millionen Tonnen importieren. Südafrika hat ebenso wie Namibia nicht die Finanzspielräume, wie etwa Staaten wie die Vereinigten Arabischen Emirate oder Saudi-Arabien im Nahen Osten, eine Wasserstoffindustrie mitaufzubauen. Europa sollte mehr Gelder bereitstellen, wenn es in Zukunft an einer Zusammenarbeit interessiert ist.

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Senegal: IWF senkt Wachstumsprognose, zwei Monate vor den Neuwahlen

Die Wirtschaft im Senegal wächst nach Prognosen des IWF weniger stark als zunächst angenommen – ein Thema, das auch im anstehenden Wahlkampf für die Parlamentswahlen wichtig sein dürfte. Sechs Prozent beträgt das Wachstum nach der jüngsten IWF-Schätzung, wie es in einer Mitteilung nach einem Arbeitsbesuch des IWF im Senegal hieß. Damit senkte der IWF die Aussichten erneut: Noch im Juni hatten die Wirtschaftsexperten mit einem Wachstum von 7,1 Prozent gerechnet, zuvor waren sie von 8,3 Prozent ausgegangen.

Die Wirtschaft im Senegal litt Anfang des Jahres unter Einbußen wegen der gewaltsamen Ausschreitungen und der politischen Unsicherheit bis zur verschobenen Präsidentschaftswahl Ende März. Dazu kommt, dass die landeseigene Gas- und Ölproduktion erst im Juni anlief, statt wie ursprünglich geplant bereits Ende 2023.

Auch das Defizit fällt laut IWF voraussichtlich deutlich höher aus, als im Haushalt ursprünglich eingeplant: mit 7,5 Prozent des BIP statt den bisher veranschlagten 3,9 Prozent. Einem geringeren Einkommen stünden höhere Ausgaben für Zinszahlungen und Subventionen im Energiebereich gegenüber.

Zwei Milliarden Dollar vom IWF

Der Senegal hat sich mit dem IWF im Rahmen mehrerer IWF-Programme (Erweiterten Fondsfazilität EFF, Erweiterte Kreditfazilität ECF, Resilienz- und Nachhaltigkeitsfazilität RSF) über Sonderziehungsrechte im Wert von mehr als zwei Milliarden Dollar verständigt.

Der senegalesische Präsident Diomaye Faye hatte vergangene Woche wie erwartet das Parlament aufgelöst und vorgezogene Neuwahlen für den 17. November angesetzt. Der Schritt war erwartet worden, nachdem Faye am 24. März zwar die Präsidentschaftswahlen gewonnen, im Parlament aber keine Mehrheit zu seinen Gunsten hatte. Stattdessen fand er sich einer mehrheitlich seinem Amtsvorgänger Macky Sall loyalen Abgeordnetenschaft gegenüber. Laut Verfassung darf das Parlament frühestens zwei Jahre nach seiner Konstitution aufgelöst werden. Diese Frist wurde mit dem 12. September erreicht.

Aufgeheizte Stimmung vor den Neuwahlen

Dass Faye und Sonko die Mehrheit im Parlament gewinnen werden, ist noch lange nicht ausgemacht. Die Opposition um Amtsvorgänger Sall macht kräftig Stimmung gegen die neue Regierung. Diese hat angefangen, länger andauernde Prüfverfahren einzuleiten – etwa für die öffentlichen Finanzen. Schnelle Erfolge, die für den Wahlkampf wichtig sein dürften, können Faye und Sonko bisher nicht vorweisen. Auch starten wöchentlich vor allem junge Senegalesen mit Booten über den Atlantik gen Kanarische Inseln, um der Perspektivlosigkeit zu entkommen.

Eine Durchsicht der öffentlichen Finanzen habe Beunruhigendes zutage gefördert, so Faye im regierungsnahen Sender RTS, der die Ansprache vergangenen Donnerstag ausstrahlte. Diomaye Faye sprach zuerst auf Französisch – ein Novum in seinem bisherigen Auftreten. lcw

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Allianz der Sahelstaaten nimmt langsam Gestalt an

Die Spitzendiplomaten von Niger, Mali und Burkina Faso trafen sich am Montag in der malischen Hauptstadt Bamako, um die Diplomatie zwischen den drei Mitgliedsländern der Allianz der Sahelstaaten (AES) zu koordinieren und die Textentwürfe im Zusammenhang mit der Einrichtung der Organe der AES-Konföderation zu prüfen. Sie erörterten auch die Koordinierung der Positionen zu bilateralen und multilateralen Fragen. “Die Ergebnisse dieses Treffens werden für die Einrichtung der Organe unserer Konföderation und für die Festlegung unserer strategischen Vision für die kommenden Jahre von großer Bedeutung sein”, erklärte Seydou Coulibaly, Generalsekretär des malischen Außenministeriums. Konkrete Details wurden nicht öffentlich gemacht.

Die AES kündigte am Sonntag auch die Einführung eines neuen gemeinsamen Passes an, um die Zusammenarbeit und die Sicherheit zu verbessern. Der Pass soll die Mobilität der Bürger zwischen den drei Ländern erleichtern. Der AES-Vorsitzende und malische Juntachef Oberst Assimi Goïta erklärte, die AES werde auch einen gemeinsamen Fernsehsender einrichten. Die Ankündigung erfolgt kurz nachdem Mali einem weiteren französischen Fernsehsender den Sendebetrieb im Land untersagt hat. Schon 2022 setzte Mali die Ausstrahlung von France24 und RFI dauerhaft aus. LCI, ein weiterer französischer Fernsehsender, wurde am 27. Juli für zwei Monate suspendiert.

AES setzt auf Kooperation mit China

Bei einem Treffen am Rande des China-Afrika-Gipfels Focac in Peking Anfang September hatten die Regierungschefs der drei Staaten bereits zugesagt, das Bündnis zu festigen und die Zusammenarbeit mit China zu verstärken. Auf einer gemeinsamen Pressekonferenz sagte der nigrische Premierminister Ali Lamine Zeine, das Treffen in Peking zeige “den gemeinsamen Willen der drei Staaten, auf der internationalen Bühne mit einer Stimme zu sprechen”. Die Gespräche konzentrierten sich hauptsächlich auf die Prioritäten der AES-Staaten, einschließlich der Mobilisierung chinesischer Investitionen in Schlüsselsektoren wie Infrastruktur, Energie, Bergbau und vor allem Sicherheit, sagte er. Der Premierminister von Burkina Faso, Apollinaire Joachim Kyelem de Tambela, äußerte die Hoffnung, dass sein Land in Chinas “Belt and Road”-Initiative einbezogen werden könnte. Goïta sagte über die AES, er habe Anweisungen gegeben, “damit die laufenden Arbeiten zur Stärkung der jungen gemeinsamen Organisation beschleunigt werden.” Goïta traf auch mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping zusammen.

Die AES geht auf einen gegenseitigen Verteidigungspakt zurück, den die drei westafrikanischen Junta-Staaten im September letzten Jahres geschlossen hatten, als die Ecowas nach dem Putsch in Niger mit einer Militärintervention gedroht hatte. Alle drei Länder haben daraufhin die Ecowas verlassen und die AES im Juli dieses Jahres zu einer Konföderation der Sahelstaaten umgewandelt. Die drei Länder mit zusammen 72 Millionen Einwohnern haben aufgrund verschiedener militanter Gruppen mit großen Sicherheitsproblemen und Instabilität zu kämpfen. ajs

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Gold: Rekordhoch entlastet afrikanische Regierungen

Der Goldpreis ist am Montagabend auf 2581,64 Dollar je Feinunze (31,3 Gramm) gestiegen und damit auf den höchsten Stand aller Zeiten. Das Tageshoch lag bei 2586,18 Dollar. Damit hat sich das Edelmetall um 58,7 Prozent in weniger als zwei Jahren verteuert. Ende September 2022 notierte Gold auf einem zyklischen Tief von 1626,99 Dollar je Feinunze. In den vergangenen drei Jahren ist der Goldpreis kumuliert um 43,7 Prozent gestiegen.

Von dem höheren Goldpreis profitiert in Afrika an erster Stelle Ghana. 135,1 Tonnen Gold hat das Land im vergangenen Jahr laut World Gold Council gefördert. Es folgten Mali mit 105 Tonnen, Südafrika mit 104,3 Tonnen, Burkina Faso mit 98,6 Tonnen und der Sudan mit 72,5 Tonnen.

Weitere große Goldproduzenten sind Guinea, Tansania, Elfenbeinküste, Simbabwe, die DR Kongo, Niger, Mauretanien, Liberia, Senegal und Madagaskar. Viele diese Länder leiden unter hohen Auslandsschulden, deren Last sich durch den hohen Goldpreis mindert.

Nahrungsmittel sind günstiger geworden

Zusätzlich profitieren sie davon, dass die Weltmarktpreise für landwirtschaftliche Erzeugnisse, gemessen am S&P GSCI Agriculture Index, im Jahresvergleich um 10,5 Prozent gesunken sind. Eine Entwarnung angesichts der drückenden Schuldenlast käme für viele Länder zu früh. Doch entspannt sich die Lage dadurch.

So konnte Südafrika im Juli den Gold-Absatz auf umgerechnet mehr als eine Milliarde Euro verdoppeln, geht aus einem Bericht hervor, den Statistics South Africa am Donnerstag vergangener Woche veröffentlicht hat. Demnach lag der Absatz der südafrikanischen Goldminen im Juli bei 20,49 Milliarden Rand (1,04 Milliarden Euro). Damit stieg der Umsatz gegenüber dem Vorjahr um 117 Prozent. Gold macht dem südafrikanischen Statistikamts zufolge 14,6 Prozent des südafrikanischen Bergbaus aus. Bedeutender sind nur Platin-Metalle mit einen Anteil von 26,1 Prozent und Steinkohle mit 25,7 Prozent.

Auslöser der jüngsten Preisbewegung nach oben ist die Erwartung, dass die US-Notenbank Fed am Mittwochabend ihre Leitzinsen weiter senken wird. Derzeit liegt die Federal Funds Rate in einer Spanne von 5,25 bis 5,5 Prozent. Mit einer Wahrscheinlichkeit von 65 Prozent dürfte die Zinssenkung laut CME Fedwatch 0,5 Prozentpunkte betragen. Niedrigere Zinsen machen Gold attraktiver, weil dadurch die Lagerkosten des Edelmetalls sinken.

Viele afrikanische Regierungen halten ihre Auslandsschulden in US-Dollar. Hinzu kommt, dass afrikanische Währungen auf den Devisenmärkten zum großen Teil eng dem Dollar-Wechselkurs folgen. Ausnahme hiervon sind die großen Ölexportländer wie Nigeria und die Länder des Franc CFA in West- und Zentralafrika, der an den Euro gekoppelt ist. hlr.

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Standpunkt

Der Hype um Afrikas Kreativwirtschaft

Von Ingrid Hamm
Ingrid Hamm, Gründerin der Global Perspectives Initiative in Berlin.
Ingrid Hamm, Gründerin der Global Perspectives Initiative in Berlin.

Vor kurzem trat bei der Eröffnung der Olympischen Spiele in Paris neben Lady Gaga und Céline Dion auch das französische Jugendidol Aya Nakamura auf. Die in Mali geborene Sängerin gilt heute als die meistgehörte französische Künstlerin in der Welt. Ihr Afrobeat ist rund um den Globus angesagt. Afrobeat erreicht heute die Kids auf allen fünf Kontinenten und gilt als größter Exportschlager insbesondere Westafrikas.

Die Videos der Stars wie Aya, Wizkid oder Burna Boy erreichen mehr als dreihundert Millionen Aufrufe auf YouTube. Burna Boy, dem die Zeit bereits 2018 ein Porträt widmete, füllt die großen Arenen in New York und London. Die Uber (ehemals Mercedes Benz) Arena in Berlin, wo er vergangenen Dezember auftrat, war mit ihren 17.000 Plätzen im Vergleich dazu direkt kuschelig. Der am schnellsten wachsende Musikmarkt der Welt liegt derzeit in Afrika, und Nigeria ist sein Epizentrum.

Wichtigster Arbeitgeber in Afrika

Die Kreativwirtschaft ist gemäß einer Studie der Unesco zum wichtigsten Arbeitgeber der unter 35-Jährigen auf dem Kontinent geworden. Nollywood gilt als der zweitgrößte Filmmarkt der Welt, der wie der Musikmarkt sein Zentrum in Lagos hat. Mit Made in Africa bietet Netflix inzwischen eine Fülle an Filmen und Serien, auch in deutscher Synchronisierung, und liefert sich einen harten Konkurrenzkampf mit Disney und Amazon.

Einige afrikanische Filmstars haben es zu Weltruhm gebracht, wie die kenianische Schauspielerin Lupita Nyong’o . Sie war in diesem Februar die Chefjurorin der Berlinale. In Europa und den USA berühmt wurde sie durch ihre Rolle im Film 12 Years a Slave, für die sie mit dem Oscar ausgezeichnet wurde.

Zuvor war sie der Star von Shuga, der wohl erfolgreichsten Fernsehserie Afrikas. Initiiert von der MTV Foundation zur Aids-Aufklärung, nahm die Edutainment-Serie 2009 in Kenia ihren Anfang. Anschließend wurde sie in Nigeria, Südafrika und der Elfenbeinküste produziert. Es sind Geschichten um eine Gruppe Jugendlicher und Ihrer Familien. Die Serie erreichte 2013 weltweit 550 Millionen Zuschauer. Das Shuga-Publikum war zweimal häufiger zu Aids-Tests bereit als andere. Heute können alle Staffeln der Shuga-Serien auf Netflix abgerufen werden.

Einzigartige afrikanische Geschichten

Die Zauberformel ist Unterhaltung und das Erzählen einzigartiger afrikanischer Geschichten. Vielfalt ist ein großer Vorteil”, sagt Funke Akindele, die nigerianische Filmschauspielerin, Drehbuchautorin und Filmproduzentin bei der Vorstellung ihres neuesten Films in Berlin im August. Sie ist eine der großen Nollywood-Stars.

Netflix war auch der Partner der ersten deutsch-kenianischen Koproduktion. Country Queen erzählt die Geschichte einer beruflich erfolgreichen Frau, die mit einem dunklen Familiengeheimnis und bösen Anfeindungen kämpfen muss. Die Miniserie entstand mit Unterstützung der GIZ und war heuer für den Grimme-Preis nominiert. Jetzt bereiten die deutsch-schweizerischen Produzenten eine weitere Serie vor. Netflix ist wieder dabei, und von amerikanischen Stiftungen gibt es erste Finanzierungszusagen, aus Deutschland fehlen sie noch.

Dynamische Modeszene

Was wäre die die Kreativwirtschaft ohne die Modewelt? Die Eleganz der afrikanischen Models konnte die Modewelt im Dezember 2022 bei der ersten großen Show des Hauses Chanel in Dakar bewundern.Vogue, die New York Times und viele andere schickten ihre Fotografen, um das afrikanische Spektakel in großen Reportagen zu dokumentieren. Dakar ist einer der Modehotspots auf dem Kontinent. Der andere – wen wundert’s? – ist Lagos.

Heute überstrahlt die Lagos Fashion Week alle anderen Standorte und weist mit den großen Namen des Kontinents auf. Einer von ihnen ist Imane Ajssi aus Kamerun. Er hat es als erster in die Haute Couture geschafft, mit handgewebten Stoffen aus Ghana und Burkina Faso und vielen ungewöhnlichen Materialien. Vor mehr als 20 Jahren wurde die Dakar Fashion Week von seiner prominenten Kollegin Adama Paris gegründet. Sie hat inzwischen ihre Shows in Paris und Mailand, und Showrooms von New York bis Tokio.

Afrikanischer Architekt in Berlin

In Berlin hat Francis Kéré, Architekt aus Burkina Faso , 2021 den renommierten Pritzkerpreis gewonnen. Er lebt und wirkt seit Jahrzehnten in Berlin. Außenministerin Baerbock besuchte vor wenigen Wochen den Rohbau seines Entwurfs zum neuen Goethe Institut in Dakar, Museen auf der ganzen Welt präsentieren seine Arbeiten, und nicht nur Architektur und Wohnen (AW) berichtete im Sommer über seinen spektakulären Holzpavillon für den Küchenhersteller next125 auf der Mailänder Möbelmesse.  Die AW widmete im selben Heft der afrikanischen Designwelt erstmals ein 14-seitiges Dossier “Learning with Africa”, und kommt zum Schluss, dass es in der Kreativwirtschaft das Jahrhundert Afrikas werden könnte.

Die New York Times ernannte in diesem Jahr die Creative Industry zum Powerhouse der afrikanischen Wirtschaft und zitiert die Unesco mit einer Hochrechnung, die die afrikanische Film- und Musikindustrie in 2030 auf 20 Milliarden Dollar taxiert und als Arbeitgeber für 20 Millionen Menschen sieht.

Ingrid Hamm ist Gründerin des Think Tanks Global Perspectives Initiative in Berlin.

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Presseschau

South China Morning Post: Wie die VAE mit China um Afrikas Rohstoffe konkurrieren. Nachdem die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) sowohl China als auch westliche Länder als größter ausländischer Direktinvestor in Afrika überholt haben, sind sie nach Ansicht von Experten strategisch gut positioniert, um mit Peking zu konkurrieren und auch zu kooperieren. Das Interesse der VAE an Afrika wird in erster Linie durch eine Konnektivitätsagenda vorangetrieben, die darauf abzielt, die Wirtschaft des Landes vom Ölgeschäft weg zu diversifizieren. So investieren beispielsweise die emiratischen Unternehmen DP World und Abu Dhabi Ports mehr als 500 Millionen Dollar in die Entwicklung und den Betrieb von Terminals im angolanischen Atlantikhafen Luanda, um den Transport von Mineralien zu westlichen Märkten zu erleichtern.

The East African: Ruto fordert Reform des UN-Sicherheitsrats. Kenias Präsident William Ruto hat die Mitglieder des UN-Sicherheitsrats aufgefordert, Reformen dieses Gremiums zu unterstützen, damit es auf die Bedürfnisse der Weltbevölkerung reagieren kann. Während seines zweitägigen Besuchs in Deutschland sagte Ruto, der UN-Sicherheitsrat müsse sich an die aktuellen Bedürfnisse anpassen. Er lobte Bundeskanzler Olaf Scholz für die Unterstützung der von ihm vorgeschlagenen Reformen. Scholz teilte mit, dass das Thema auf der Konferenz der UN-Generalversammlung zum Zukunftsgipfel in New York in diesem Monat im Mittelpunkt stehen wird. Kein afrikanisches Land hat bislang einen ständigen Sitz im Rat, eine Situation, über die sich afrikanische Regierungen seit langem beklagen.

Wall Street Journal: Katastrophale Vergewaltigungskrise im Kriegsgebiet Ostkongo. In den Lagern um Goma im Osten der Demokratischen Republik Kongo leben rund eine halbe Million Vertriebene. Psychologen, Krankenschwestern und andere, die mit Überlebenden sexueller Gewalt arbeiten, schätzen, dass etwa 80 Prozent der in den Lagern lebenden Frauen vergewaltigt wurden. Ein Opfer berichtet dem Wall Street Journal: “Selbst 80 Prozent erscheint mir wenig. Fast alle Frauen müssen in den Wald gehen, und dort werden sie vergewaltigt.” Human Rights Watch, Amnesty International und UN-Organisationen haben sexuelle Übergriffe durch Kämpfer aller Konfliktparteien dokumentiert, darunter M23, das kongolesische Militär und die Wazalendo-Milizen.

Al Jazeera: Militärgericht in DR Kongo verurteilt Putschisten zum Tode. Ein Militärgericht in der Demokratischen Republik Kongo hat 37 Personen, darunter drei US-Bürger, einen Briten, einen Belgier und einen Kanadier, wegen ihrer Beteiligung an einem gescheiterten Staatsstreich im Mai zum Tode verurteilt. Vierzehn Personen wurden in dem Prozess, der im Juni eröffnet wurde, freigesprochen. Die Angeklagten haben fünf Tage Zeit, um gegen das Urteil Berufung einzulegen. Der Anwalt, der die sechs Ausländer verteidigt, sagte der Nachrichtenagentur AP, er bezweifle, dass die Todesstrafe in der DR Kongo derzeit verhängt werden könne, obwohl sie in diesem Jahr wieder eingeführt worden sei.

Al Jazeera: US-Militär sucht neue Partner in Westafrika. Nachdem mit Niger der wichtigste regionale Partner in Westafrika weggefallen ist, wendet sich das Afrika-Kommando des US-Militärs (Africom) nun möglichen neuen Partnern zu. Hochrangige US-Militärs einschließlich Africom-Befehlshaber General Michael Langley besuchten im April Teile der westafrikanischen Küstenregion, darunter Benin und die Elfenbeinküste. Einem Bericht des Wall Street Journal von dieser Woche zufolge werden bereits US-Flugzeuge und Personal nach Benin verlegt. Ein US-Luftwaffenstützpunkt in Benin wird derzeit für die Aufnahme der Flugzeuge hergerichtet. Im Juli berichtete die französische Zeitung Le Monde, dass die ivorische Regierung eine US-Basis in der nordwestlichen Region des Landes genehmigt habe. Ghana beherbergt bereits das West Africa Logistics Network der US-Armee – so gut wie ein Stützpunkt, sagen einige Experten.

The Guardian: Simbabwe ordnet wegen Dürre Notschlachtung von 200 Elefanten an. Simbabwe wird 200 Elefanten keulen, um auf die Auswirkungen der Dürre im Süden des Kontinents zu reagieren. Die Elefanten sollen in Gebieten gejagt werden, in denen es bereits zu Konflikten mit Menschen gekommen ist. In Simbabwe leben schätzungsweise 100.000 Elefanten – die zweitgrößte Elefantenpopulation der Welt nach Botswana. Das benachbarte Namibia teilte diesen Monat mit, dass es bereits 160 Wildtiere im Rahmen einer geplanten Keulung von mehr als 700 Tieren getötet habe, um mit der schlimmsten Dürre seit Jahrzehnten fertig zu werden. Simbabwe und Namibia gehören zu einer Reihe von Ländern im südlichen Afrika, die wegen der Dürre den Notstand ausgerufen haben.

Bloomberg: Weitere Hochwasser in Westafrika erwartet. Die Überschwemmungen in Mitteleuropa fallen mit starken Regenfälle in Westafrika zusammen. Schwere Überschwemmungen in Nigeria haben nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation bereits mehr als 610.000 Menschen in Mitleidenschaft gezogen und mindestens 201 Tote gefordert. Starke Niederschläge werden vom Senegal bis zum südlichen Tschad und dem Norden der Demokratischen Republik Kongo vorhergesagt. Mindestens 2,3 Millionen Menschen in der Region wurden in diesem Jahr bereits durch Hochwasser vertrieben.

African Business: Afrika muss seine eigene Wertschöpfung aufbauen. 24 Milliarden Dollar an Einnahmen und 2,3 Millionen Arbeitsplätze könnte Afrika gewinnen gewinnen, wenn es eine Produktions- und Handelspolitik umsetzt, die die Wertschöpfung aus seinen Übergangsmineralien steigert, berichtet das Magazin unter Berufung auf ein ziviles Netzwerk. Afrika verfüge über mehr als 40 Prozent der Reserven an Kupfer, Lithium und Nickel, sei jedoch nach wie vor von lukrativen Segmenten der Mineralien-Wertschöpfungsketten wie Herstellung, Verkauf, Design und Marketing ausgeschlossen.

Heads

Politiker mit Anstand: Pravin Gordhan verstorben

Pravin Gordhan, hier bei einer Anhörung im März 2017.

Südafrikas ehemaliger Finanzminister, Pravin Gordhan, verstarb am frühen Freitagmorgen vergangener Woche. Der politische Veteran, Anti-Apartheidaktivist und dreifache Minister erlag im Alter von 75 Jahren einem kurzen Krebsleiden.

Gordhan war ein unbequemer Zeitgenosse und knallharter und erfolgreicher Politiker. Er erregte im Land am Kap Aufmerksamkeit, als er zwischen 1999 und 2009 die nationale Steuerbehörde South African Revenue Service (SARS) umkrempelte und den Grundstein für die heutige moderne Institution legte. Unter seiner Regie verdreifachten sich die Staatseinnahmen. Er wurde danach vom damaligen Präsident Jacob Zuma zum Finanzminister ernannt und beerbte seinen Vorgänger Trevor Manuel, einen der einflussreichsten Politiker Südafrikas, der als der Architekt des wirtschaftlichen Aufschwungs des Landes galt.

Engagierter Einsatz gegen Korruption in der Politik

Gordhan machte sich einen Namen als verlässlicher Stratege, der die Finanzpolitik des Landes stabilisierte und geschickt leitete. Gegen Ende seiner ersten Amtszeit als Finanzminister zerstritt er sich mit Präsident Zuma, der ihn 2014 in ein unwichtiges Ministerium abschob. Innerhalb eines Jahres ernannte ihn Zuma allerdings erneut zum Finanzminister, um ihn dann Anfang 2017 ein weiteres Mal aus dem Amt zu entlassen. Gordhan hatte sich zu sehr gegen “State Capture” gestellt, dem massiven und korrupten Einfluss von Unternehmern in der südafrikanischen Regierung, das zum negativen Markenzeichen der Regierung Zuma geworden war und den Staat mithilfe des indischen Gupta-Clans regelrecht ausplünderte. “Seine Nerven aus Stahl zeigten sich schon früh, als er es mit der Gupta-Familie aufnahm”, schrieb die Journalistin Ferrial Hafferjee in einem Nachruf in der Wochenzeitung Daily Maverick. Die Gupta-Familie sei gemeinsam mit Zuma für die schlimmste Form der staatlichen Machtübernahme verantwortlich.

Dies wurde dann auch zum Verhängnis für Zuma, der 2018 von seinem Stellvertreter Cyril Ramaphosa abgelöst wurde. Über Gordhan sagte Ramaphosa, er sei ein “Leuchtturm in unserem Kampf gegen die Korruption” und fügte hinzu, er habe “dem Spott und den Drohungen mancher in unserem Land standgehalten, die sich durch seine Forderung nach Gerechtigkeit für diejenigen, die unsere Demokratie untergraben und unsere öffentlichen Ressourcen plündern wollen, geschockt fühlten.”

Zuletzt auf undankbarem Posten

Gordhan bekam in der neuen Regierung von Ramaphosa den Posten des Ministers für Staatsbetriebe, den er bis zu den Wahlen im Mai dieses Jahres, als er sich aus der Politik zurückzog, innehatte. Es war ein undankbarer Job, der Gordhan viel Kritik einbrachte. Dem inzwischen abgeschafften Ministerium war die marode staatliche Stromgesellschaft Eskom unterstellt, die dem Land jahrelang massive Stromausfälle bescherte. Das staatliche Transportunternehmen Transnet, das die Eisenbahnlinien, Häfen und Pipelines betreibt, war heruntergewirtschaftet und stellte Gordhan vor immense Herausforderungen. In seine Amtszeit fiel ebenfalls der Niedergang von South African Airways. Er hatte sich dafür eingesetzt, die hoch verschuldete staatliche Fluggesellschaft zu verkaufen, was viel politischen Gegenwind hervorrief.

Er wurde “von einigen geschmäht, in einigen Kreisen missverstanden, von einigen blind verehrt und von vielen respektiert”, schreibt Vishwas Satgar, Professor an der University of Witwatersrand und selbst Weggefährte Gordhans. “Das ist nichts Ungewöhnliches für eine Person, die ihr Leben lang der Gesellschaft diente. Gordhan war ein nationaler Befreiungs- und Post-Apartheid-Verfechter. Als Führungsfigur mit einem Vermächtnis und einer historischen Rolle hinterlässt er eine Lücke, die wir alle spüren werden.”

Kämpfer gegen Apartheid und für Demokratie

Pravin Gordhan wurde 1949 in der Küstenstadt Durban geboren. Seine Eltern waren indische Migranten, die in den 1920er Jahren ans Kap kamen. Die Ungerechtigkeiten im Apartheid-Südafrika prägten schon früh sein Denken, er engagierte sich noch während seines Pharmaziestudiums in der Studentenbewegung. Er trat dem Natal Indian Congress (NIC) bei, der sich für mehr Rechte der indischstämmigen Bevölkerung einsetzte, und der damaligen Freiheitsbewegung African National Congress (ANC). Seine Aktivitäten im Widerstand kosteten ihn jedoch den Job und brachte ihn ins Gefängnis. In den 1980er Jahren, wieder auf freiem Fuß, aber dennoch von den Behörden streng beobachtet, machte er die Bekanntschaft des späteren Präsidenten Jacob Zuma.

“Demokratie wird nicht von alleine überleben”

Gordhans letzter politischer Akt kam weniger als eine Woche vor seinem Tod. Der 1894 von Mahatma Gandhi gegründete NIC in Durban, den Gordhan während seiner Aktivistenzeit gegen die Apartheidpolitik mit gestärkt hatte, hatte den Politiker als Gastredner zum 130. Jubiläum eingeladen. Geschwächt vom Krebs konnte Gordhan nicht persönlich erscheinen oder sich an die Anwesenden per Videoschalte wenden. Er ließ es sich allerdings nicht nehmen, seine Geleitworte durch einen Freund zu übermitteln: “Wir können nicht zulassen, dass erneut die nationale Staatsanwaltschaft, bestimmte Teile der Strafverfolgungsbehörden und das Büro des Ombudsmanns von jenen missbraucht werden, deren einzige Absicht darin besteht, ihre eigenen Bankkonten zu füllen”, so Gordhan. “Die Demokratie wird nicht von alleine überleben.”

Am Donnerstag wird Pravin Gordhan mit einem Staatsbegräbnis in seiner Heimatstadt Durban beigesetzt werden. Er hinterlässt seine Frau Vanitha und seine beiden Kinder Anisha und Priyesha. In einer Erklärung seiner Familie hieß es, er habe ihnen in seinen letzten Stunden gesagt: “Ich bereue nichts, nichts … wir haben unseren Beitrag geleistet.” Andreas Sieren

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Nachtisch

Great Zimbabwe
Archäologische Fundstätte mit hohem Symbolwert: Ruinen von Great Zimbabwe.

Great Zimbabwe war die Hauptstadt des Munhumutapa-Reiches, der bedeutendste vorkoloniale Staat im südlichen Afrika, der Teile des heutigen Simbabwe bis hinein ins moderne Mosambik umfasste. Zur Blütezeit zwischen dem 11. und 15. Jahrhundert lebten dort knapp 20.000 Menschen von Rinderzucht, Goldgewinnung und Handel. Die Ruinenstadt in der Nähe der Provinzhauptstadt Masvingo im Südosten von Simbabwe gilt als der größte Steinbau in Subsahara-Afrika aus vorkolonialer Zeit. Präsident Emmerson Mnangagwa hat den Ort am Wochenende für seine politischen Ziele genutzt.

Mnangagwa hielt am Sonntag spirituelle Rituale in den Ruinen ab. Entgegen früherer Aussagen scheint der 81 Jahre alte Politiker eine dritte Amtsperiode anzustreben. Einer Quelle in der Regierung zufolge sollen die Rituale “seine politische Autorität stärken.” Im Juli hatte Mnangagwa den Titel “Munhumutapa” (etwa “Herr der eroberten Länder”) angenommen, eine Bezeichnung, die historisch mächtigen traditionellen Führern in Simbabwe vorbehalten war. Dieser Schritt wurde als Versuch interpretiert, sich dem verehrten Erbe der alten Herrscher der Region anzuschließen.

Taurai Kandishaya, ein Funktionär der Jugendliga der Regierungspartei Zanu-PF, wies die Spekulationen über eine politische Vereinnahmung vorab zurück. Die Feierlichkeiten am Wochenende würden den ersten “Munhumutapa Day” begehen. Dieser soll ab sofort jedes Jahr am 15. September gefeiert werden, auch der Geburtstag von Mnangagwa. Mehr als 30.000 junge Menschen kamen schließlich zum Gedenktag in Great Zimbabwe. Simbabwe, aus dem lokalen Karanga-Dialekt der Shona übersetzt, bedeutet im übrigen “Steinhäuser” oder auch “großes Haus aus Stein.” as

  • Simbabwe

Africa.Table Redaktion

AFRICA.TABLE REDAKTION

Licenses:
    Liebe Leserin, lieber Leser,

    inmitten der Aufregung um die Schließung der deutschen Außengrenzen hat die Bundesregierung ein Migrationsabkommen mit Kenia abgeschlossen. Damit soll ein Rahmen für die Zuwanderung kenianischer Fachkräfte geschaffen und dem Mangel qualifizierter Arbeiter in der Bundesrepublik entgegengewirkt werden. Kenias Präsident Ruto feiert das Abkommen als großen Erfolg – und handelt sich damit zuhause schwere Kritik ein. Unser Kollege David Renke hat zusammengetragen, warum in Kenia dieses Abkommen nicht gefeiert wird.

    Außerdem schauen wir in dieser Ausgabe auf Ruandas Rolle im Krieg im Ostkongo und auf die südafrikanische Wasserstoffwirtschaft. Wie immer haben wir auch aktuelle Nachrichten und weitere Berichte für Sie.

    Wir wünschen eine aufschlussreiche Lektüre.

    Ihr
    Arne Schütte
    Bild von Arne  Schütte

    Analyse

    Migrationsabkommen: Rutos Aussagen sorgen für Unmut in Kenia

    Die Aussage des kenianischen Präsidenten, rund 250.000 Kenianerinnen und Kenianer könnten künftig im Rahmen der neuen Migrationspartnerschaft nach Deutschland kommen, hat in Kenia für Kritik gesorgt. Ruto hatte die Zahl am Freitag nach der Unterzeichnung des Migrationsabkommens in Berlin in einem Interview mit der Deutschen Welle genannt. Tenor der Kritik in Kenia: Ruto würde die jungen Talente lieber nach Deutschland schicken, anstatt dafür zu sorgen, dass die eigene Wirtschaft gestärkt und gut bezahlte Jobs vor Ort geschaffen würden. Das Abkommen hatten Innenministerin Nancy Faeser, Kenias Außenminister Musalia Mudavadi und AA-Staatsministerin Katja Keul im Bundeskanzleramt im Beisein von Scholz und Ruto unterzeichnet.

    Entsprechend hatte sich auch das Bundesinnenministerium in einem Tweet am Samstag beeilt klarzustellen, dass “keine Zahlen und Kontingente von Fachkräften aus Kenia, die in Deutschland arbeiten könnten” in dem Abkommen enthalten seien.

    Zahl zirkuliert bereits seit längerem

    Bezeichnenderweise ist in der Bekanntgabe des kenianischen Außenministeriums zum Abkommen keine Rede von den 250.000 Fachkräften. In der Mitteilung hieß es lediglich: “Mit diesem innovativen Abkommen soll ein dynamischer Rahmen für die Zuwanderung geschaffen werden, indem die Fähigkeiten und Talente kenianischer Fachkräfte mit dem Arbeitsmarktbedarf in Deutschland in Einklang gebracht werden.” Das Abkommen sei nicht Quoten-basiert. Rutos Kalkül allerdings dürfte es sein, sein Image als Deal-Maker weiter zu stärken – als jemand, der eine Perspektive für junge Kenianerinnen und Kenianer schafft. Besondere Brisanz gewinnt Rutos Vorstoß vor dem Hintergrund der anhaltenden Proteste in Kenia, die insbesondere von jungen Leuten getragen werden.

    Tatsächlich steht die Zahl schon länger im Raum und wird vom kenianischen Präsidenten immer wieder öffentlich geäußert. Bereits als der Kanzler vor gut einem Jahr Kenia besuchte, kursierte die Zahl in den kenianischen Medien. Eine öffentliche Korrektur gab es damals seitens der Bundesregierung nicht.

    Abkommen orientiert sich an Fachkräfteeinwanderungsgesetz

    Wie gut seine Strategie verfängt, ist allerdings fraglich. “Niemand verlässt seine Heimat freiwillig”, sagte Auma Obama, Geschäftsführerin der Sauti Kuu Foundation in Kenia. Auf dem Bürgerfest des Bundespräsidenten hatte Obama unter anderem mit First-Lady Elke Büdenbender über das Abkommen diskutiert und Kritik geübt. Das Abkommen trage dazu bei, dass die besten Talente des Landes abgezogen würden, so Obama.

    Tatsächlich muss sich aber überhaupt erst an der Umsetzung des Abkommens zeigen, ob dieses erfolgreich sein wird. Denn wie das Innenministerium mitteilte, orientiert sich der Vereinbarung an den Regelungen des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes, das die Bundesregierung im vergangenen Jahr reformiert hatte. Wie dies in der Praxis funktionieren soll, ist noch offen. Eine bilaterale Arbeitsgruppe soll nun die Umsetzung erarbeiten.

    Zugang für kenianische Studierende verbessern

    Bislang waren jedoch die Zweifel groß, ob das Fachkräfteeinwanderungsgesetz wirklich in vollem Umfang dazu beitragen kann, den Bedarf an Fach- und Arbeitskräften zu decken. Vor allem bei Fachkräften aus Subsahara-Afrika bleiben die hohen Hürden bei der Visumsvergabe ein Problem.

    Zusätzlich zur Fachkräftemigration soll das Abkommen den Zugang für kenianische Studierende zu deutschen Universitäten erleichtern. Außerdem soll es eine Kooperation im Bereich der Berufsausbildung geben. Im Frühjahr 2024 hatte es zwei Verhandlungsrunden zu dem Abkommen sowohl in Berlin als auch in Nairobi gegeben.

    Rückführungen spielen untergeordnete Rolle

    Die Vereinbarung über die Kooperation bei Rückführungen von kenianischen Asylbewerbern dürfte nur eine untergeordnete Rolle spielen. Nach Angaben des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge befanden sich Ende Juli 818 ausreisepflichtige Asylbewerber aus Kenia in Deutschland. Die Zahl der regulären Visumsanträge überwiegt bei weitem die der Asylanträge.

    Auch an anderer Stelle seines zweitägigen Besuchs in Berlin widmete sich Ruto dem Thema Fachkräfte. In seinem Beisein unterzeichneten Vertreter des kenianischen Außenministeriums, der Handelskammer Hamburg, der Friedrich-Naumann-Stiftung (FNS) und des Digitaldienstleisters Qhala im Rahmen einer Veranstaltung der FNS ein Memorandum of Understanding über digitales Outsourcing.

    Digitales Outsourcing fördern

    Ziel ist es, dass deutsche Unternehmen Remote-Arbeitsplätze in Kenia schaffen. So würden kenianische Fachkräfte im eigenen Land bleiben, allerdings digital für ein deutsches Unternehmen arbeiten. “Wir führen deutsche Technologie und kenianisches Talent zusammen”, sagte Ruto in seiner Rede am Freitag. Kenia habe eine der größten Ressourcen an Humankapital weltweit, so Ruto weiter. Dennoch gibt es auch an diesem Modell Kritik, denn die Mitarbeiter wandern zwar nicht durch Migration nach Deutschland ab, dennoch gehen die Talente kenianischen Unternehmen verloren, wenn sie in Kenia digital für deutsche Unternehmen arbeiten.

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    Ruanda: Warum die internationalen Geber das Land weiter stützen

    Ruanda ist zu einem wichtigen Partner der Europäischen Union und der USA avanciert. Das hat zur Folge, dass die Geberstaaten Ruanda weiter finanzieren, obwohl Ruanda seit bald drei Jahren den Krieg der Miliz M23 im Osten der DR Kongo unterstützt und einen Großteil der Provinz Nord-Kivu mit 4.000 Soldaten besetzt. Bisher wurden nur einzelne ruandische Armee-Angehörige sanktioniert. Die EU und die USA präferieren eine Verhandlungslösung.

    Reagan Miviri, Analyst am Politik-Institut Ebuteli in Goma im Ostkongo, verweist auf 2012/2013, als die M23 schon einmal einen Krieg mit Hilfe Ruandas begonnen hatte. Die M23 besetzte damals die Millionenstadt Goma, wo zahlreiche internationale Entwicklungshelfer und UN-Angestellte stationiert sind. Die westlichen Staaten kürzten Ruanda die Entwicklungshilfe.

    Niebel kürzte Ruanda die Budgethilfe

    Der damalige Entwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) setzte im Juli 2012 die Budgethilfe für die ruandische Regierung aus. Der Betrag von 21 Millionen Euro klingt bescheiden, traf das Land jedoch an einer empfindlichen Stelle. Wenige Monate später war die M23 militärisch geschlagen. Miviri ist überzeugt, dass die Rebellion dieses Mal länger dauert, weil Ruanda nicht das Geld gekappt wird.

    Hinter dem Zögern der EU “stecken politische und wirtschaftliche Interessen”, sagt ein hochrangiger Vertreter eines privaten Sicherheitsunternehmens, das die kongolesische Armee berät. Der Franzose nennt als Beispiel den Einsatz des ruandischen Militärs gegen islamistische Terroristen in Mosambik. “Dort schützt Ruanda das Engagement von Total”, erklärt der Militärstratege. Die EU finanziert den Militäreinsatz Ruandas in Mosambik mit 20 Millionen Euro. Weitere 40 Millionen Euro sind im Gespräch. Der französische Konzern Total Energies investiert in Mosambik in ein Flüssiggasprojekt im Volumen von 20 Milliarden Dollar. Aufgrund der Terrorbedrohung ist es ins Stocken geraten.

    Viele Truppen für Friedensmissionen

    Ruanda ist zudem mit 5.918 Soldaten und Polizisten der drittgrößte Truppensteller für UN-Friedensmissionen. Laut der Vergütungsvereinbarung der UN für uniformiertes Personal erhält Ruanda dafür monatlich rund 8,4 Millionen Dollar. Die ruandischen UN-Soldaten sind in den beiden rohstoffreichen Ländern Südsudan und Zentralafrikanische Republik im Einsatz.

    Analyst Miviri bezweifelt, dass die westlichen Staaten kontrollieren können, ob die Militärhilfe für Ruanda nicht auch den Krieg im Ostkongo schürt. Die M23 besitzt moderne Waffen, die der Ausrüstung der kongolesischen Armee überlegen sind. Dazu zählen auch Luftabwehrwaffen. Keine andere der mehr als 100 Milizen im Ostkongo besitzt derartige Waffen.

    Rohstoffe aus illegaler Förderung

    Miviri kritisiert auch die Absichtserklärung zur Weiterverarbeitung von Rohstoffen, die die EU und Ruanda im Februar unterzeichnet haben. Man wisse, dass ein Teil der Rohstoffe aus illegaler Förderung im Kongo stamme. “Die Lieferkette ist verschmutzt, das ist rechtlich und moralisch bedenklich”, sagt der Jurist.

    Eine von der EU finanzierte Studie zum Koltanabbau im Kongo aus dem Jahr 2022 bezeichnet Ruanda als “bevorzugtes Durchgangsland für illegal gefördertes und gehandeltes Koltan”. Der Schmuggel wird laut Studie durch korrupte kongolesische Militärs, Polizisten und Grenzbeamte ermöglicht. Aus den Statistiken der ruandischen Notenbank und des kongolesischen Bergbauministeriums lässt sich errechnen, dass Ruanda im vergangenen Jahr 2.070 Tonnen Koltan exportiert hat und damit den Kongo (1.918 Tonnen) als weltgrößten Exporteur abgelöst hat.

    “Die politischen Realitäten haben sich seit 2012 geändert”, sagt Onesphore Sematumba, Analyst beim Thinktank Crisis Group in Nairobi. Der Westen überlege nun “zwei Mal, ob Ruanda bestraft werden soll”, sagt Sematumba.

    Mit der Hilfe des FC Bayern

    Ruanda, das durch den Krieg im Ostkongo starke Fluchtbewegungen produziert, bietet den Europäern auch an, unerwünschte Migranten aufzunehmen. Die frühere britische Regierung und Dänemark wollten die Asylverfahren nach Ruanda outsourcen. Nach politischem Wechsel und rechtlichen Einwänden kam dies jedoch bisher nicht zustande. Deutsche Politiker bringen Ruanda weiterhin als Drittstaatenlösung ins Gespräch. Ruanda zählt zudem zu den Ländern, in das das UN-Flüchtlingswerk Migranten transferiert, die in Libyen gestrandet sind.

    Laut einer Studie der Clemson-Universität in South Carolina poliert Ruanda seinen Ruf als verlässlicher Partner durch den massiven Einsatz von Bots in sozialen Medien auf. So versuche die Regierung, jene mundtot zu machen, die den Mangel an Meinungsfreiheit und das Verschwinden von Regimekritikern anprangern. Ruanda vermarktet sich zudem als Tourismusdestination über bekannte Fußballvereine wie Arsenal London, Paris Saint-Germain oder Bayern München.

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    Warum Südafrika bei grünem Wasserstoff langsam ist

    Die EU-Kommissarin für Energie, Kadri Simson, ist vergangene Woche nach Pretoria gereist. Dort hat sie mit dem südafrikanischen Strom- und Energieminister, Kgosientsho Ramokgopa, und Handels- und Industrieminister Parks Tau eine Zusammenarbeit in der grünen Wasserstoffproduktion besiegelt. Die Europäische Union (EU) investiert 32 Millionen Euro, um die Entwicklung dieser aufstrebenden Industrie in Südafrika zu unterstützen. Die Gelder stehen ab sofort bereit und sollen weitere 500 Millionen Euro an privaten und öffentlichen Mitteln mobilisieren. Diese sollen die Just Energy Transition Partnerschaft (JETP) mit Südafrika, an der neben der EU auch Deutschland und andere Länder beteiligt sind, weiter vorantreiben.

    “Die heutige Ankündigung stellt einen wichtigen Meilenstein in der Partnerschaft der EU mit Südafrika dar und zeigt die Global Gateway-Strategie der EU in Aktion. Diese fördert intelligente, saubere und sichere Verbindungen in den Bereichen Energie und Verkehr”, so Kommissarin Simson laut einer Mitteilung aus der vergangenen Woche. “Unsere Zusammenarbeit zur Unterstützung der grünen Wasserstoffagenda Südafrikas zielt darauf ab, den grünen Wandel zu beschleunigen, eine nachhaltige Entwicklung voranzutreiben, neue wirtschaftliche Möglichkeiten zu schaffen und eine nachhaltigere Zukunft für die Region aufzubauen.”

    Südafrika will führender Produzent von grünem Wasserstoff werden

    Energieminister Ramokgopa sprach davon, dass Südafrika versuche, seine Umweltprobleme in den Griff zu bekommen und seinen CO2-Fussabdruck zu verringern. Grüner Wasserstoff biete “die beste Gelegenheit, die südafrikanische Wirtschaft wieder zu industrialisieren und Lokalisierung voranzutreiben.” Industrieminister Tau erkannte in der Initiative “große Chancen für ausländische und lokale Investitionen entlang der gesamten Wertschöpfungskette” und, dass Südafrika ein “führender Produzent” von grünem Wasserstoff in der Welt werden wolle.

    Zusammen mit Südafrika möchte die EU mehr Infrastruktur für erneuerbare Energien aufbauen, die Energieeffizienz verbessern und nachhaltige Praktiken fördern. Es geht um Investitionen in Projekte für saubere Energie und die Bereitstellung von technischem Fachwissen – auch von anderen EU-Mitgliedsstaaten.

    Fast 400.000 potenzielle Arbeitsplätze

    Das Engagement der EU ist zu wenig, finden Experten. Das Potenzial Südafrikas werde zwar erkannt. “Unsere Untersuchungen zeigen, dass dies nicht ausreicht”, schreiben zum Beispiel Bruce Douglas Young und Craig McGregor, die zu dem Thema an südafrikanischen Universitäten lehren. “Um eine grüne Wasserstoffindustrie aufzubauen, bedarf es mehr als diesen Zuschuss.” Denn Südafrikas grüne Wasserstoffstrategie ist ambitioniert: Eine Million Tonnen sollen bis 2030 produziert werden, sieben Millionen sollen es bis 2050 sein. Letzteres könnte 6,5 Prozent des BIPs ausmachen und fast 400.000 Jobs kreieren, so die Projektion der Regierung.

    Um dies zu erreichen, müssten jedoch erst einmal 20 Milliarden Euro investiert werden: “Unseren Berechnungen zufolge machen die neuen EU-Zuschüsse weniger als 0,2 Prozent der dafür nötigen Investitionen aus”, stellen die Experten Young and McGregor nüchtern fest.

    Investitionen reichen nicht aus, beklagen Experten

    Die EU-Gelder sind auf zwei Bereiche aufgeteilt: 25 Millionen Euro sollen zur Förderung entlang der Wertschöpfungskette für grünen Wasserstoff verwendet werden. Das Hauptziel ist, Investitionen zu erhöhen und dazu beitragen, die globalen Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Die anderen sieben Millionen Euro dienen zur Unterstützung der Agence française de développement (AFD), Frankreichs staatlichem Entwicklungshilfearm. Die AFD soll dem staatlichen Transportunternehmen Transnet bei der Entwicklung eines Ökosystems für grünen Wasserstoff helfen. Transnet möchte bis 2040 keine Nettoemissionen mehr verursachen. Das Projekt wird Aktivitäten rund um die Kernbereiche von Transnet wie Häfen, Schienenverkehr, Pipelines und Anlagen mit der Durchführung von Studien und Pilotprojekten unterstützen.

    Das sind kleine Summen für den Aufbau einer teuren Industrie. Denn die Produktion von grünem Wasserstoff kostet zwischen vier und sieben Euro pro Kilogramm. Und das ist noch rund fünfmal teurer als die Herstellung von grauem, aus fossilem Brennstoff gewonnenem, Wasserstoff und ebenso viel teurer als Öl.

    EU-Plattform für Wasserstoffhandel angekündigt

    Die Ankündigung der EU kam jetzt im Vorfeld der Einführung einer Vermittlungsplattform durch die EU im Jahr 2025. Diese soll europäische Käufer von grünem Wasserstoff mit außereuropäischen Produzenten zusammenbringen, darunter Südafrika und Namibia. Vor ihrem Besuch in Südafrika hatte Kommissarin Simson in Namibia am Afrikanischen Wasserstoffgipfel teilgenommen. Die EU möchte bis 2030 zehn Millionen Tonnen grünen Wasserstoff produzieren und weitere zehn Millionen Tonnen importieren. Südafrika hat ebenso wie Namibia nicht die Finanzspielräume, wie etwa Staaten wie die Vereinigten Arabischen Emirate oder Saudi-Arabien im Nahen Osten, eine Wasserstoffindustrie mitaufzubauen. Europa sollte mehr Gelder bereitstellen, wenn es in Zukunft an einer Zusammenarbeit interessiert ist.

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    Senegal: IWF senkt Wachstumsprognose, zwei Monate vor den Neuwahlen

    Die Wirtschaft im Senegal wächst nach Prognosen des IWF weniger stark als zunächst angenommen – ein Thema, das auch im anstehenden Wahlkampf für die Parlamentswahlen wichtig sein dürfte. Sechs Prozent beträgt das Wachstum nach der jüngsten IWF-Schätzung, wie es in einer Mitteilung nach einem Arbeitsbesuch des IWF im Senegal hieß. Damit senkte der IWF die Aussichten erneut: Noch im Juni hatten die Wirtschaftsexperten mit einem Wachstum von 7,1 Prozent gerechnet, zuvor waren sie von 8,3 Prozent ausgegangen.

    Die Wirtschaft im Senegal litt Anfang des Jahres unter Einbußen wegen der gewaltsamen Ausschreitungen und der politischen Unsicherheit bis zur verschobenen Präsidentschaftswahl Ende März. Dazu kommt, dass die landeseigene Gas- und Ölproduktion erst im Juni anlief, statt wie ursprünglich geplant bereits Ende 2023.

    Auch das Defizit fällt laut IWF voraussichtlich deutlich höher aus, als im Haushalt ursprünglich eingeplant: mit 7,5 Prozent des BIP statt den bisher veranschlagten 3,9 Prozent. Einem geringeren Einkommen stünden höhere Ausgaben für Zinszahlungen und Subventionen im Energiebereich gegenüber.

    Zwei Milliarden Dollar vom IWF

    Der Senegal hat sich mit dem IWF im Rahmen mehrerer IWF-Programme (Erweiterten Fondsfazilität EFF, Erweiterte Kreditfazilität ECF, Resilienz- und Nachhaltigkeitsfazilität RSF) über Sonderziehungsrechte im Wert von mehr als zwei Milliarden Dollar verständigt.

    Der senegalesische Präsident Diomaye Faye hatte vergangene Woche wie erwartet das Parlament aufgelöst und vorgezogene Neuwahlen für den 17. November angesetzt. Der Schritt war erwartet worden, nachdem Faye am 24. März zwar die Präsidentschaftswahlen gewonnen, im Parlament aber keine Mehrheit zu seinen Gunsten hatte. Stattdessen fand er sich einer mehrheitlich seinem Amtsvorgänger Macky Sall loyalen Abgeordnetenschaft gegenüber. Laut Verfassung darf das Parlament frühestens zwei Jahre nach seiner Konstitution aufgelöst werden. Diese Frist wurde mit dem 12. September erreicht.

    Aufgeheizte Stimmung vor den Neuwahlen

    Dass Faye und Sonko die Mehrheit im Parlament gewinnen werden, ist noch lange nicht ausgemacht. Die Opposition um Amtsvorgänger Sall macht kräftig Stimmung gegen die neue Regierung. Diese hat angefangen, länger andauernde Prüfverfahren einzuleiten – etwa für die öffentlichen Finanzen. Schnelle Erfolge, die für den Wahlkampf wichtig sein dürften, können Faye und Sonko bisher nicht vorweisen. Auch starten wöchentlich vor allem junge Senegalesen mit Booten über den Atlantik gen Kanarische Inseln, um der Perspektivlosigkeit zu entkommen.

    Eine Durchsicht der öffentlichen Finanzen habe Beunruhigendes zutage gefördert, so Faye im regierungsnahen Sender RTS, der die Ansprache vergangenen Donnerstag ausstrahlte. Diomaye Faye sprach zuerst auf Französisch – ein Novum in seinem bisherigen Auftreten. lcw

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    Allianz der Sahelstaaten nimmt langsam Gestalt an

    Die Spitzendiplomaten von Niger, Mali und Burkina Faso trafen sich am Montag in der malischen Hauptstadt Bamako, um die Diplomatie zwischen den drei Mitgliedsländern der Allianz der Sahelstaaten (AES) zu koordinieren und die Textentwürfe im Zusammenhang mit der Einrichtung der Organe der AES-Konföderation zu prüfen. Sie erörterten auch die Koordinierung der Positionen zu bilateralen und multilateralen Fragen. “Die Ergebnisse dieses Treffens werden für die Einrichtung der Organe unserer Konföderation und für die Festlegung unserer strategischen Vision für die kommenden Jahre von großer Bedeutung sein”, erklärte Seydou Coulibaly, Generalsekretär des malischen Außenministeriums. Konkrete Details wurden nicht öffentlich gemacht.

    Die AES kündigte am Sonntag auch die Einführung eines neuen gemeinsamen Passes an, um die Zusammenarbeit und die Sicherheit zu verbessern. Der Pass soll die Mobilität der Bürger zwischen den drei Ländern erleichtern. Der AES-Vorsitzende und malische Juntachef Oberst Assimi Goïta erklärte, die AES werde auch einen gemeinsamen Fernsehsender einrichten. Die Ankündigung erfolgt kurz nachdem Mali einem weiteren französischen Fernsehsender den Sendebetrieb im Land untersagt hat. Schon 2022 setzte Mali die Ausstrahlung von France24 und RFI dauerhaft aus. LCI, ein weiterer französischer Fernsehsender, wurde am 27. Juli für zwei Monate suspendiert.

    AES setzt auf Kooperation mit China

    Bei einem Treffen am Rande des China-Afrika-Gipfels Focac in Peking Anfang September hatten die Regierungschefs der drei Staaten bereits zugesagt, das Bündnis zu festigen und die Zusammenarbeit mit China zu verstärken. Auf einer gemeinsamen Pressekonferenz sagte der nigrische Premierminister Ali Lamine Zeine, das Treffen in Peking zeige “den gemeinsamen Willen der drei Staaten, auf der internationalen Bühne mit einer Stimme zu sprechen”. Die Gespräche konzentrierten sich hauptsächlich auf die Prioritäten der AES-Staaten, einschließlich der Mobilisierung chinesischer Investitionen in Schlüsselsektoren wie Infrastruktur, Energie, Bergbau und vor allem Sicherheit, sagte er. Der Premierminister von Burkina Faso, Apollinaire Joachim Kyelem de Tambela, äußerte die Hoffnung, dass sein Land in Chinas “Belt and Road”-Initiative einbezogen werden könnte. Goïta sagte über die AES, er habe Anweisungen gegeben, “damit die laufenden Arbeiten zur Stärkung der jungen gemeinsamen Organisation beschleunigt werden.” Goïta traf auch mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping zusammen.

    Die AES geht auf einen gegenseitigen Verteidigungspakt zurück, den die drei westafrikanischen Junta-Staaten im September letzten Jahres geschlossen hatten, als die Ecowas nach dem Putsch in Niger mit einer Militärintervention gedroht hatte. Alle drei Länder haben daraufhin die Ecowas verlassen und die AES im Juli dieses Jahres zu einer Konföderation der Sahelstaaten umgewandelt. Die drei Länder mit zusammen 72 Millionen Einwohnern haben aufgrund verschiedener militanter Gruppen mit großen Sicherheitsproblemen und Instabilität zu kämpfen. ajs

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    Gold: Rekordhoch entlastet afrikanische Regierungen

    Der Goldpreis ist am Montagabend auf 2581,64 Dollar je Feinunze (31,3 Gramm) gestiegen und damit auf den höchsten Stand aller Zeiten. Das Tageshoch lag bei 2586,18 Dollar. Damit hat sich das Edelmetall um 58,7 Prozent in weniger als zwei Jahren verteuert. Ende September 2022 notierte Gold auf einem zyklischen Tief von 1626,99 Dollar je Feinunze. In den vergangenen drei Jahren ist der Goldpreis kumuliert um 43,7 Prozent gestiegen.

    Von dem höheren Goldpreis profitiert in Afrika an erster Stelle Ghana. 135,1 Tonnen Gold hat das Land im vergangenen Jahr laut World Gold Council gefördert. Es folgten Mali mit 105 Tonnen, Südafrika mit 104,3 Tonnen, Burkina Faso mit 98,6 Tonnen und der Sudan mit 72,5 Tonnen.

    Weitere große Goldproduzenten sind Guinea, Tansania, Elfenbeinküste, Simbabwe, die DR Kongo, Niger, Mauretanien, Liberia, Senegal und Madagaskar. Viele diese Länder leiden unter hohen Auslandsschulden, deren Last sich durch den hohen Goldpreis mindert.

    Nahrungsmittel sind günstiger geworden

    Zusätzlich profitieren sie davon, dass die Weltmarktpreise für landwirtschaftliche Erzeugnisse, gemessen am S&P GSCI Agriculture Index, im Jahresvergleich um 10,5 Prozent gesunken sind. Eine Entwarnung angesichts der drückenden Schuldenlast käme für viele Länder zu früh. Doch entspannt sich die Lage dadurch.

    So konnte Südafrika im Juli den Gold-Absatz auf umgerechnet mehr als eine Milliarde Euro verdoppeln, geht aus einem Bericht hervor, den Statistics South Africa am Donnerstag vergangener Woche veröffentlicht hat. Demnach lag der Absatz der südafrikanischen Goldminen im Juli bei 20,49 Milliarden Rand (1,04 Milliarden Euro). Damit stieg der Umsatz gegenüber dem Vorjahr um 117 Prozent. Gold macht dem südafrikanischen Statistikamts zufolge 14,6 Prozent des südafrikanischen Bergbaus aus. Bedeutender sind nur Platin-Metalle mit einen Anteil von 26,1 Prozent und Steinkohle mit 25,7 Prozent.

    Auslöser der jüngsten Preisbewegung nach oben ist die Erwartung, dass die US-Notenbank Fed am Mittwochabend ihre Leitzinsen weiter senken wird. Derzeit liegt die Federal Funds Rate in einer Spanne von 5,25 bis 5,5 Prozent. Mit einer Wahrscheinlichkeit von 65 Prozent dürfte die Zinssenkung laut CME Fedwatch 0,5 Prozentpunkte betragen. Niedrigere Zinsen machen Gold attraktiver, weil dadurch die Lagerkosten des Edelmetalls sinken.

    Viele afrikanische Regierungen halten ihre Auslandsschulden in US-Dollar. Hinzu kommt, dass afrikanische Währungen auf den Devisenmärkten zum großen Teil eng dem Dollar-Wechselkurs folgen. Ausnahme hiervon sind die großen Ölexportländer wie Nigeria und die Länder des Franc CFA in West- und Zentralafrika, der an den Euro gekoppelt ist. hlr.

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    Standpunkt

    Der Hype um Afrikas Kreativwirtschaft

    Von Ingrid Hamm
    Ingrid Hamm, Gründerin der Global Perspectives Initiative in Berlin.
    Ingrid Hamm, Gründerin der Global Perspectives Initiative in Berlin.

    Vor kurzem trat bei der Eröffnung der Olympischen Spiele in Paris neben Lady Gaga und Céline Dion auch das französische Jugendidol Aya Nakamura auf. Die in Mali geborene Sängerin gilt heute als die meistgehörte französische Künstlerin in der Welt. Ihr Afrobeat ist rund um den Globus angesagt. Afrobeat erreicht heute die Kids auf allen fünf Kontinenten und gilt als größter Exportschlager insbesondere Westafrikas.

    Die Videos der Stars wie Aya, Wizkid oder Burna Boy erreichen mehr als dreihundert Millionen Aufrufe auf YouTube. Burna Boy, dem die Zeit bereits 2018 ein Porträt widmete, füllt die großen Arenen in New York und London. Die Uber (ehemals Mercedes Benz) Arena in Berlin, wo er vergangenen Dezember auftrat, war mit ihren 17.000 Plätzen im Vergleich dazu direkt kuschelig. Der am schnellsten wachsende Musikmarkt der Welt liegt derzeit in Afrika, und Nigeria ist sein Epizentrum.

    Wichtigster Arbeitgeber in Afrika

    Die Kreativwirtschaft ist gemäß einer Studie der Unesco zum wichtigsten Arbeitgeber der unter 35-Jährigen auf dem Kontinent geworden. Nollywood gilt als der zweitgrößte Filmmarkt der Welt, der wie der Musikmarkt sein Zentrum in Lagos hat. Mit Made in Africa bietet Netflix inzwischen eine Fülle an Filmen und Serien, auch in deutscher Synchronisierung, und liefert sich einen harten Konkurrenzkampf mit Disney und Amazon.

    Einige afrikanische Filmstars haben es zu Weltruhm gebracht, wie die kenianische Schauspielerin Lupita Nyong’o . Sie war in diesem Februar die Chefjurorin der Berlinale. In Europa und den USA berühmt wurde sie durch ihre Rolle im Film 12 Years a Slave, für die sie mit dem Oscar ausgezeichnet wurde.

    Zuvor war sie der Star von Shuga, der wohl erfolgreichsten Fernsehserie Afrikas. Initiiert von der MTV Foundation zur Aids-Aufklärung, nahm die Edutainment-Serie 2009 in Kenia ihren Anfang. Anschließend wurde sie in Nigeria, Südafrika und der Elfenbeinküste produziert. Es sind Geschichten um eine Gruppe Jugendlicher und Ihrer Familien. Die Serie erreichte 2013 weltweit 550 Millionen Zuschauer. Das Shuga-Publikum war zweimal häufiger zu Aids-Tests bereit als andere. Heute können alle Staffeln der Shuga-Serien auf Netflix abgerufen werden.

    Einzigartige afrikanische Geschichten

    Die Zauberformel ist Unterhaltung und das Erzählen einzigartiger afrikanischer Geschichten. Vielfalt ist ein großer Vorteil”, sagt Funke Akindele, die nigerianische Filmschauspielerin, Drehbuchautorin und Filmproduzentin bei der Vorstellung ihres neuesten Films in Berlin im August. Sie ist eine der großen Nollywood-Stars.

    Netflix war auch der Partner der ersten deutsch-kenianischen Koproduktion. Country Queen erzählt die Geschichte einer beruflich erfolgreichen Frau, die mit einem dunklen Familiengeheimnis und bösen Anfeindungen kämpfen muss. Die Miniserie entstand mit Unterstützung der GIZ und war heuer für den Grimme-Preis nominiert. Jetzt bereiten die deutsch-schweizerischen Produzenten eine weitere Serie vor. Netflix ist wieder dabei, und von amerikanischen Stiftungen gibt es erste Finanzierungszusagen, aus Deutschland fehlen sie noch.

    Dynamische Modeszene

    Was wäre die die Kreativwirtschaft ohne die Modewelt? Die Eleganz der afrikanischen Models konnte die Modewelt im Dezember 2022 bei der ersten großen Show des Hauses Chanel in Dakar bewundern.Vogue, die New York Times und viele andere schickten ihre Fotografen, um das afrikanische Spektakel in großen Reportagen zu dokumentieren. Dakar ist einer der Modehotspots auf dem Kontinent. Der andere – wen wundert’s? – ist Lagos.

    Heute überstrahlt die Lagos Fashion Week alle anderen Standorte und weist mit den großen Namen des Kontinents auf. Einer von ihnen ist Imane Ajssi aus Kamerun. Er hat es als erster in die Haute Couture geschafft, mit handgewebten Stoffen aus Ghana und Burkina Faso und vielen ungewöhnlichen Materialien. Vor mehr als 20 Jahren wurde die Dakar Fashion Week von seiner prominenten Kollegin Adama Paris gegründet. Sie hat inzwischen ihre Shows in Paris und Mailand, und Showrooms von New York bis Tokio.

    Afrikanischer Architekt in Berlin

    In Berlin hat Francis Kéré, Architekt aus Burkina Faso , 2021 den renommierten Pritzkerpreis gewonnen. Er lebt und wirkt seit Jahrzehnten in Berlin. Außenministerin Baerbock besuchte vor wenigen Wochen den Rohbau seines Entwurfs zum neuen Goethe Institut in Dakar, Museen auf der ganzen Welt präsentieren seine Arbeiten, und nicht nur Architektur und Wohnen (AW) berichtete im Sommer über seinen spektakulären Holzpavillon für den Küchenhersteller next125 auf der Mailänder Möbelmesse.  Die AW widmete im selben Heft der afrikanischen Designwelt erstmals ein 14-seitiges Dossier “Learning with Africa”, und kommt zum Schluss, dass es in der Kreativwirtschaft das Jahrhundert Afrikas werden könnte.

    Die New York Times ernannte in diesem Jahr die Creative Industry zum Powerhouse der afrikanischen Wirtschaft und zitiert die Unesco mit einer Hochrechnung, die die afrikanische Film- und Musikindustrie in 2030 auf 20 Milliarden Dollar taxiert und als Arbeitgeber für 20 Millionen Menschen sieht.

    Ingrid Hamm ist Gründerin des Think Tanks Global Perspectives Initiative in Berlin.

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    Presseschau

    South China Morning Post: Wie die VAE mit China um Afrikas Rohstoffe konkurrieren. Nachdem die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) sowohl China als auch westliche Länder als größter ausländischer Direktinvestor in Afrika überholt haben, sind sie nach Ansicht von Experten strategisch gut positioniert, um mit Peking zu konkurrieren und auch zu kooperieren. Das Interesse der VAE an Afrika wird in erster Linie durch eine Konnektivitätsagenda vorangetrieben, die darauf abzielt, die Wirtschaft des Landes vom Ölgeschäft weg zu diversifizieren. So investieren beispielsweise die emiratischen Unternehmen DP World und Abu Dhabi Ports mehr als 500 Millionen Dollar in die Entwicklung und den Betrieb von Terminals im angolanischen Atlantikhafen Luanda, um den Transport von Mineralien zu westlichen Märkten zu erleichtern.

    The East African: Ruto fordert Reform des UN-Sicherheitsrats. Kenias Präsident William Ruto hat die Mitglieder des UN-Sicherheitsrats aufgefordert, Reformen dieses Gremiums zu unterstützen, damit es auf die Bedürfnisse der Weltbevölkerung reagieren kann. Während seines zweitägigen Besuchs in Deutschland sagte Ruto, der UN-Sicherheitsrat müsse sich an die aktuellen Bedürfnisse anpassen. Er lobte Bundeskanzler Olaf Scholz für die Unterstützung der von ihm vorgeschlagenen Reformen. Scholz teilte mit, dass das Thema auf der Konferenz der UN-Generalversammlung zum Zukunftsgipfel in New York in diesem Monat im Mittelpunkt stehen wird. Kein afrikanisches Land hat bislang einen ständigen Sitz im Rat, eine Situation, über die sich afrikanische Regierungen seit langem beklagen.

    Wall Street Journal: Katastrophale Vergewaltigungskrise im Kriegsgebiet Ostkongo. In den Lagern um Goma im Osten der Demokratischen Republik Kongo leben rund eine halbe Million Vertriebene. Psychologen, Krankenschwestern und andere, die mit Überlebenden sexueller Gewalt arbeiten, schätzen, dass etwa 80 Prozent der in den Lagern lebenden Frauen vergewaltigt wurden. Ein Opfer berichtet dem Wall Street Journal: “Selbst 80 Prozent erscheint mir wenig. Fast alle Frauen müssen in den Wald gehen, und dort werden sie vergewaltigt.” Human Rights Watch, Amnesty International und UN-Organisationen haben sexuelle Übergriffe durch Kämpfer aller Konfliktparteien dokumentiert, darunter M23, das kongolesische Militär und die Wazalendo-Milizen.

    Al Jazeera: Militärgericht in DR Kongo verurteilt Putschisten zum Tode. Ein Militärgericht in der Demokratischen Republik Kongo hat 37 Personen, darunter drei US-Bürger, einen Briten, einen Belgier und einen Kanadier, wegen ihrer Beteiligung an einem gescheiterten Staatsstreich im Mai zum Tode verurteilt. Vierzehn Personen wurden in dem Prozess, der im Juni eröffnet wurde, freigesprochen. Die Angeklagten haben fünf Tage Zeit, um gegen das Urteil Berufung einzulegen. Der Anwalt, der die sechs Ausländer verteidigt, sagte der Nachrichtenagentur AP, er bezweifle, dass die Todesstrafe in der DR Kongo derzeit verhängt werden könne, obwohl sie in diesem Jahr wieder eingeführt worden sei.

    Al Jazeera: US-Militär sucht neue Partner in Westafrika. Nachdem mit Niger der wichtigste regionale Partner in Westafrika weggefallen ist, wendet sich das Afrika-Kommando des US-Militärs (Africom) nun möglichen neuen Partnern zu. Hochrangige US-Militärs einschließlich Africom-Befehlshaber General Michael Langley besuchten im April Teile der westafrikanischen Küstenregion, darunter Benin und die Elfenbeinküste. Einem Bericht des Wall Street Journal von dieser Woche zufolge werden bereits US-Flugzeuge und Personal nach Benin verlegt. Ein US-Luftwaffenstützpunkt in Benin wird derzeit für die Aufnahme der Flugzeuge hergerichtet. Im Juli berichtete die französische Zeitung Le Monde, dass die ivorische Regierung eine US-Basis in der nordwestlichen Region des Landes genehmigt habe. Ghana beherbergt bereits das West Africa Logistics Network der US-Armee – so gut wie ein Stützpunkt, sagen einige Experten.

    The Guardian: Simbabwe ordnet wegen Dürre Notschlachtung von 200 Elefanten an. Simbabwe wird 200 Elefanten keulen, um auf die Auswirkungen der Dürre im Süden des Kontinents zu reagieren. Die Elefanten sollen in Gebieten gejagt werden, in denen es bereits zu Konflikten mit Menschen gekommen ist. In Simbabwe leben schätzungsweise 100.000 Elefanten – die zweitgrößte Elefantenpopulation der Welt nach Botswana. Das benachbarte Namibia teilte diesen Monat mit, dass es bereits 160 Wildtiere im Rahmen einer geplanten Keulung von mehr als 700 Tieren getötet habe, um mit der schlimmsten Dürre seit Jahrzehnten fertig zu werden. Simbabwe und Namibia gehören zu einer Reihe von Ländern im südlichen Afrika, die wegen der Dürre den Notstand ausgerufen haben.

    Bloomberg: Weitere Hochwasser in Westafrika erwartet. Die Überschwemmungen in Mitteleuropa fallen mit starken Regenfälle in Westafrika zusammen. Schwere Überschwemmungen in Nigeria haben nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation bereits mehr als 610.000 Menschen in Mitleidenschaft gezogen und mindestens 201 Tote gefordert. Starke Niederschläge werden vom Senegal bis zum südlichen Tschad und dem Norden der Demokratischen Republik Kongo vorhergesagt. Mindestens 2,3 Millionen Menschen in der Region wurden in diesem Jahr bereits durch Hochwasser vertrieben.

    African Business: Afrika muss seine eigene Wertschöpfung aufbauen. 24 Milliarden Dollar an Einnahmen und 2,3 Millionen Arbeitsplätze könnte Afrika gewinnen gewinnen, wenn es eine Produktions- und Handelspolitik umsetzt, die die Wertschöpfung aus seinen Übergangsmineralien steigert, berichtet das Magazin unter Berufung auf ein ziviles Netzwerk. Afrika verfüge über mehr als 40 Prozent der Reserven an Kupfer, Lithium und Nickel, sei jedoch nach wie vor von lukrativen Segmenten der Mineralien-Wertschöpfungsketten wie Herstellung, Verkauf, Design und Marketing ausgeschlossen.

    Heads

    Politiker mit Anstand: Pravin Gordhan verstorben

    Pravin Gordhan, hier bei einer Anhörung im März 2017.

    Südafrikas ehemaliger Finanzminister, Pravin Gordhan, verstarb am frühen Freitagmorgen vergangener Woche. Der politische Veteran, Anti-Apartheidaktivist und dreifache Minister erlag im Alter von 75 Jahren einem kurzen Krebsleiden.

    Gordhan war ein unbequemer Zeitgenosse und knallharter und erfolgreicher Politiker. Er erregte im Land am Kap Aufmerksamkeit, als er zwischen 1999 und 2009 die nationale Steuerbehörde South African Revenue Service (SARS) umkrempelte und den Grundstein für die heutige moderne Institution legte. Unter seiner Regie verdreifachten sich die Staatseinnahmen. Er wurde danach vom damaligen Präsident Jacob Zuma zum Finanzminister ernannt und beerbte seinen Vorgänger Trevor Manuel, einen der einflussreichsten Politiker Südafrikas, der als der Architekt des wirtschaftlichen Aufschwungs des Landes galt.

    Engagierter Einsatz gegen Korruption in der Politik

    Gordhan machte sich einen Namen als verlässlicher Stratege, der die Finanzpolitik des Landes stabilisierte und geschickt leitete. Gegen Ende seiner ersten Amtszeit als Finanzminister zerstritt er sich mit Präsident Zuma, der ihn 2014 in ein unwichtiges Ministerium abschob. Innerhalb eines Jahres ernannte ihn Zuma allerdings erneut zum Finanzminister, um ihn dann Anfang 2017 ein weiteres Mal aus dem Amt zu entlassen. Gordhan hatte sich zu sehr gegen “State Capture” gestellt, dem massiven und korrupten Einfluss von Unternehmern in der südafrikanischen Regierung, das zum negativen Markenzeichen der Regierung Zuma geworden war und den Staat mithilfe des indischen Gupta-Clans regelrecht ausplünderte. “Seine Nerven aus Stahl zeigten sich schon früh, als er es mit der Gupta-Familie aufnahm”, schrieb die Journalistin Ferrial Hafferjee in einem Nachruf in der Wochenzeitung Daily Maverick. Die Gupta-Familie sei gemeinsam mit Zuma für die schlimmste Form der staatlichen Machtübernahme verantwortlich.

    Dies wurde dann auch zum Verhängnis für Zuma, der 2018 von seinem Stellvertreter Cyril Ramaphosa abgelöst wurde. Über Gordhan sagte Ramaphosa, er sei ein “Leuchtturm in unserem Kampf gegen die Korruption” und fügte hinzu, er habe “dem Spott und den Drohungen mancher in unserem Land standgehalten, die sich durch seine Forderung nach Gerechtigkeit für diejenigen, die unsere Demokratie untergraben und unsere öffentlichen Ressourcen plündern wollen, geschockt fühlten.”

    Zuletzt auf undankbarem Posten

    Gordhan bekam in der neuen Regierung von Ramaphosa den Posten des Ministers für Staatsbetriebe, den er bis zu den Wahlen im Mai dieses Jahres, als er sich aus der Politik zurückzog, innehatte. Es war ein undankbarer Job, der Gordhan viel Kritik einbrachte. Dem inzwischen abgeschafften Ministerium war die marode staatliche Stromgesellschaft Eskom unterstellt, die dem Land jahrelang massive Stromausfälle bescherte. Das staatliche Transportunternehmen Transnet, das die Eisenbahnlinien, Häfen und Pipelines betreibt, war heruntergewirtschaftet und stellte Gordhan vor immense Herausforderungen. In seine Amtszeit fiel ebenfalls der Niedergang von South African Airways. Er hatte sich dafür eingesetzt, die hoch verschuldete staatliche Fluggesellschaft zu verkaufen, was viel politischen Gegenwind hervorrief.

    Er wurde “von einigen geschmäht, in einigen Kreisen missverstanden, von einigen blind verehrt und von vielen respektiert”, schreibt Vishwas Satgar, Professor an der University of Witwatersrand und selbst Weggefährte Gordhans. “Das ist nichts Ungewöhnliches für eine Person, die ihr Leben lang der Gesellschaft diente. Gordhan war ein nationaler Befreiungs- und Post-Apartheid-Verfechter. Als Führungsfigur mit einem Vermächtnis und einer historischen Rolle hinterlässt er eine Lücke, die wir alle spüren werden.”

    Kämpfer gegen Apartheid und für Demokratie

    Pravin Gordhan wurde 1949 in der Küstenstadt Durban geboren. Seine Eltern waren indische Migranten, die in den 1920er Jahren ans Kap kamen. Die Ungerechtigkeiten im Apartheid-Südafrika prägten schon früh sein Denken, er engagierte sich noch während seines Pharmaziestudiums in der Studentenbewegung. Er trat dem Natal Indian Congress (NIC) bei, der sich für mehr Rechte der indischstämmigen Bevölkerung einsetzte, und der damaligen Freiheitsbewegung African National Congress (ANC). Seine Aktivitäten im Widerstand kosteten ihn jedoch den Job und brachte ihn ins Gefängnis. In den 1980er Jahren, wieder auf freiem Fuß, aber dennoch von den Behörden streng beobachtet, machte er die Bekanntschaft des späteren Präsidenten Jacob Zuma.

    “Demokratie wird nicht von alleine überleben”

    Gordhans letzter politischer Akt kam weniger als eine Woche vor seinem Tod. Der 1894 von Mahatma Gandhi gegründete NIC in Durban, den Gordhan während seiner Aktivistenzeit gegen die Apartheidpolitik mit gestärkt hatte, hatte den Politiker als Gastredner zum 130. Jubiläum eingeladen. Geschwächt vom Krebs konnte Gordhan nicht persönlich erscheinen oder sich an die Anwesenden per Videoschalte wenden. Er ließ es sich allerdings nicht nehmen, seine Geleitworte durch einen Freund zu übermitteln: “Wir können nicht zulassen, dass erneut die nationale Staatsanwaltschaft, bestimmte Teile der Strafverfolgungsbehörden und das Büro des Ombudsmanns von jenen missbraucht werden, deren einzige Absicht darin besteht, ihre eigenen Bankkonten zu füllen”, so Gordhan. “Die Demokratie wird nicht von alleine überleben.”

    Am Donnerstag wird Pravin Gordhan mit einem Staatsbegräbnis in seiner Heimatstadt Durban beigesetzt werden. Er hinterlässt seine Frau Vanitha und seine beiden Kinder Anisha und Priyesha. In einer Erklärung seiner Familie hieß es, er habe ihnen in seinen letzten Stunden gesagt: “Ich bereue nichts, nichts … wir haben unseren Beitrag geleistet.” Andreas Sieren

    • Korruption
    • Südafrika

    Nachtisch

    Great Zimbabwe
    Archäologische Fundstätte mit hohem Symbolwert: Ruinen von Great Zimbabwe.

    Great Zimbabwe war die Hauptstadt des Munhumutapa-Reiches, der bedeutendste vorkoloniale Staat im südlichen Afrika, der Teile des heutigen Simbabwe bis hinein ins moderne Mosambik umfasste. Zur Blütezeit zwischen dem 11. und 15. Jahrhundert lebten dort knapp 20.000 Menschen von Rinderzucht, Goldgewinnung und Handel. Die Ruinenstadt in der Nähe der Provinzhauptstadt Masvingo im Südosten von Simbabwe gilt als der größte Steinbau in Subsahara-Afrika aus vorkolonialer Zeit. Präsident Emmerson Mnangagwa hat den Ort am Wochenende für seine politischen Ziele genutzt.

    Mnangagwa hielt am Sonntag spirituelle Rituale in den Ruinen ab. Entgegen früherer Aussagen scheint der 81 Jahre alte Politiker eine dritte Amtsperiode anzustreben. Einer Quelle in der Regierung zufolge sollen die Rituale “seine politische Autorität stärken.” Im Juli hatte Mnangagwa den Titel “Munhumutapa” (etwa “Herr der eroberten Länder”) angenommen, eine Bezeichnung, die historisch mächtigen traditionellen Führern in Simbabwe vorbehalten war. Dieser Schritt wurde als Versuch interpretiert, sich dem verehrten Erbe der alten Herrscher der Region anzuschließen.

    Taurai Kandishaya, ein Funktionär der Jugendliga der Regierungspartei Zanu-PF, wies die Spekulationen über eine politische Vereinnahmung vorab zurück. Die Feierlichkeiten am Wochenende würden den ersten “Munhumutapa Day” begehen. Dieser soll ab sofort jedes Jahr am 15. September gefeiert werden, auch der Geburtstag von Mnangagwa. Mehr als 30.000 junge Menschen kamen schließlich zum Gedenktag in Great Zimbabwe. Simbabwe, aus dem lokalen Karanga-Dialekt der Shona übersetzt, bedeutet im übrigen “Steinhäuser” oder auch “großes Haus aus Stein.” as

    • Simbabwe

    Africa.Table Redaktion

    AFRICA.TABLE REDAKTION

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