Editorial

Teilen
Kopiert!
Von Redaktion

Veröffentlicht: 17.01.2024,
Letzte Aktualisierung: 27.05.2025

Liebe Leserin, lieber Leser,

wir begrüßen Sie zum Berlin.Table, dem Late-Night-Memo für die Hauptstadt.

Olaf Scholz arbeitet an einer Zeitenwende in eigener Sache. Der Regierungschef will den Unmut in der Bevölkerung über seine Regierung mit einer Profilierung als Koalition für die arbeitende Mitte entgegnen. Wie Regierungsmitglieder berichten, lautet die Losung aus dem Kanzleramt: mehr Tempo bei den drängenden Themen der verunsicherten Mittelschicht. Scholz werde sich in den kommenden Wochen für eine bessere Entlohnung von Gering- und Mittelverdienern einsetzen, um die Debatte um das Lohnabstandsgebot beim Bürgergeld zu entschärfen. Auch will er das Tariftreuegesetz vorantreiben, das höhere Löhne für Beschäftigte von Handwerksbetrieben bringen soll. Die SPD sei die „Partei der Arbeiter“ und nicht die Partei der Sozialleistungen, heißt es im Umfeld des Kanzlers. 

Helfen soll außerdem eine seit Jahresbeginn spürbare Kommunikationsoffensive. In den sozialen Medien wird die Taktzahl der Kommentare erhöht, selbst zum Unwort des Jahres oder zur Handball-EM gibt es jetzt einordnende Worte. Für Donnerstag hat Scholz zum ersten Mal seit langer Zeit Journalisten ins Kanzleramt eingeladen, um seine politischen Akzente für die kommenden Monate zu skizzieren. 

Die Trendwende für die Scholz-Regierung dürfte indes wohl erst dann einsetzen, wenn die Koalition die Probleme abarbeitet, die am Küchentisch der Millionen, aber zu selten im Kabinett diskutiert werden: Preise, Wohnungen, Bildung, Migration. Das Bild des Kanzlers sollen aber auch fachfremde Termine aufmöbeln. Am Freitag nimmt Scholz an der Trauerfeier für Franz Beckenbauer in der Münchner Allianz-Arena teil. Näher dran an Volkes Stimme geht wohl nicht. 

Wir vom Berlin.Table grüßen Sie herzlich. Kommen Sie gut durch die Nacht.

P.S.: Der Research.Table feiert seinen 1. Geburtstag, am Donnerstag erscheint die 99. Ausgabe des Professional Briefing für Entscheider in Wissenschaft, Forschung und Politik. Wir gratulieren herzlich! Als Geschenk an die Leserinnen und Leser gibt es die ersten zehn Teile der Serie „Wissenschaftliche Politikberatung – quo vadis?“ als Reader.

Das Heft mit Statements von Bärbel Bas, Helge Braun, Christine Falk, Caspar Hirschi und Veronika Grimm finden Sie hier. Viel Spaß bei der Lektüre.

Heute haben Constanze Baumann, Okan Bellikli, Markus Bickel, Stefan Braun, Michael Bröcker, Annette Bruhns, Damir Fras, Bernhard Pötter, Sven Siebert, Maximilian Stascheit und Vera Weidenbach mitgewirkt.

Teilen
Kopiert!