Veröffentlicht: 04.06.2024,
Letzte Aktualisierung: 28.05.2025

Wenn Julia Nawalnaja, die Witwe des russischen Oppositionellen Alexej Nawalny, am Mittwoch in Berlin geehrt wird, dürfte die Zahl der russischen Staatsbürger in Deutschland wieder gestiegen sein. Nirgends in der EU leben so viele Russen. Ende April waren es mehr als 310.000 – die höchste Zahl seit dem Ende der Sowjetunion. Berlin ist gleichsam die neue Exilhauptstadt der russischen Opposition. Spanien zählt die zweitgrößte Gruppe dieser Exilanten, aber es sind weniger als die Hälfte der Gruppe in Deutschland.
Besonders nach der Annexion der Krim 2014 und nach der russischen Invasion in die Ukraine 2022 verließen viele Russen ihr Land. Wer sich öffentlich gegen den Krieg ausspricht, muss bei Rückkehr in die Heimat politische Verfolgung befürchten. Für viele entsteht mit der Zeit ein Problem, das belarussische Exilanten nach der Niederschlagung der Proteste 2021 bereits kennen: Ihre Dokumente (Inlands- und Reisepässe) laufen ab. Aus Sorge vor Repression meiden die Menschen die Botschaften und haben irgendwann keine gültigen Papiere mehr. Belarussen müssen für die Erneuerung der Dokumente seit diesem Jahr sogar in die Heimat zurückkehren, wo viele festgenommen werden.
Am Dienstag nahm Nawalnaja an einem Gedenkgottesdienst für ihren Mann in der Marienkirche in Berlin-Mitte teil. Nawalny, der im Februar unter ungeklärten Umständen in einem sibirischen Straflager starb, wäre an diesem Tag 48 Jahre alt geworden. Am Mittwoch soll seine Witwe den Freiheitspreis der Deutschen Welle (DW) entgegennehmen. Der „Freedom of Speech Award“ geht zugleich an die von Nawalny gegründete Stiftung gegen Korruption (FBK). Die Laudatio hält Bundesfinanzminister Christian Lindner. Damir Fras, Viktor Funk