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CEO.Table
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Professional Briefing
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#4
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11. Januar 2025
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Executive.Summary
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Abgaben und Steuern drücken Luftverkehrswirtschaft an die Wand
Von Thilo Boss
Die Erklärung gleicht einem Hilferuf: Erstmals in der Geschichte der Lufthansa hat der Aufsichtsrat der Fluggesellschaft eine politische Resolution verfasst. Die Kontrolleure von Europas größter Airline mit Ex-Merck-Manager Karl-Ludwig Kley an der Spitze sehen harte Zeiten auf das Unternehmen zukommen. Hohe Kosten und eine Überregulierung lasten auf dem Luftverkehrsstandort Deutschland – und damit auch auf dem Konzern mit dem Kranich im Logo. “Wertschöpfung und Arbeitsplätze geraten in Gefahr”, warnt das Gremium.
Unter der schlechten Lage leidet aber nicht nur die Lufthansa. Die horrenden staatlichen Standortkosten machen hierzulande allen Airlines, Flughäfen, Dienstleistern und dem Einzelhandel rund um den Luftverkehr zu schaffen. Sie drücken inzwischen die gesamte Branche an die Wand. In keinem anderen Land Europas sind Gebühren und Steuern an den Flughäfen so hoch wie in Deutschland. Nirgends sind sie in den vergangenen fünf Jahren dermaßen schnell gestiegen – hier haben sie sich in diesem Zeitraum fast verdoppelt. “Das hat die Wettbewerbssituation im Vergleich zu den Mitbewerbern nochmal wesentlich verschlechtert. Wir erwarten ein dramatisches Jahr 2025. Der Kipppunkt, der Fluggesellschaften nach betriebswirtschaftlichen Alternativen suchen lässt, ist erreicht”, sagt der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL), Joachim Lang.
 | Joachim Lang vertritt die Interessen der Deutschen Luftverkehrswirtschaft |
Soll heißen: Fluggesellschaften setzen nun verstärkt ihre Flieger aus betriebswirtschaftlichen Gründen auf Strecken außerhalb Deutschlands ein, die profitabler sind, um nicht in die roten Zahlen zu fliegen. Den Auftakt dazu hatte bereits Mitte des vergangenen Jahres Ryanair gemacht. Fluglinienchef Eddie Wilson verkündete damals, dass der irische Low-Cost-Carrier 2025 die Flughäfen von Dortmund, Dresden und Leipzig nicht mehr anfliegen, das Angebot in Hamburg um 60 Prozent und das in Berlin um 20 Prozent reduzieren werde, weil sie zu teuer seien. Die LH-Tochter Eurowings folgte und auch Lufthansa selbst ist gezwungen, innerdeutsche Verbindungen, etwa aus Paderborn, Leipzig oder Friedrichshafen, zu streichen, so der Bevollmächtigte des Konzernvorstands, Kay Lindemann.
Ungleiche Wettbewerbsbedingungen für Airlines in DeutschlandWarum die Fluggesellschaften ihre Angebote in Deutschland reduzieren, verdeutlicht der Blick auf die Zahlen, die der BDL zusammen mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) hat ausrechnen lassen. Danach belaufen sich die staatlichen Standortkosten für die Abfertigung eines A320 in Frankfurt/Main auf 4410 Euro. In Rom sind es 2208, in Madrid 660, in Istanbul 522, in Prag 500 und in Dublin 244 Euro. “Das belegt die Wettbewerbsverzerrung. Kosten werden auf die Ticketpreise umgelegt und das führt zu einer Veränderung der Verkehrsströme“, sagt Hauptgeschäftsführer Lang. Mit anderen Worten: Um zu sparen, fliegen mittlerweile viele Fluggäste beispielsweise nicht mehr vom Dresdner Airport, sondern vom nur rund 150 Kilometer entfernten Flughafen in Prag ab.

“Die staatlich regulierten Standortkosten sind zu hoch. Fluggesellschaften bauen ihr Angebot aufgrund dieser Kostenentwicklung in anderen Märkten aus, wo sie weniger Gebühren an den Staat entrichten müsse. Das ist ein wesentlicher Grund dafür, dass unser Heimatmarkt Schlusslicht bei der Erholung des Passagieraufkommens in Europa ist”, sagt Fraport-CEO Stefan Schulte. Für den Frankfurter Flughafen, inzwischen nur noch Europas Nummer 6 im Passagieraufkommen, bedeutet das, dass er fast genauso wie die anderen deutschen Airports mit 14 Prozent deutlich hinter dem Aufkommen des Corona-Vorkrisenniveaus von 2019 liegt und den Anschluss an das europäische und weltweite dynamische Luftverkehrswachstum verloren hat.
Fraport stärkt den Konzern durch das Auslandsgeschäft Für die Frage, wie sich das auf die Geschäfte der Fraport AG auswirkt, lohnt ein Blick in den Geschäftsbericht des Konzerns. Der verdeutlicht nämlich, wie abgehängt der deutsche Luftverkehrsstandort ist. Einen Großteil ihres Betriebsgewinns erwirtschaften die Hessen durch Auslandsgeschäfte. Die Beteiligungen in Brasilien (Porto Alegre und Fortaleza), im türkischen Antalya, der peruanischen Hauptstadt Lima, Bulgarien (Varna und Burgas) oder im slowenischen Ljubljana entwickeln sich zu Goldgruben. Vor allem aber die 14 griechischen Regionalflughäfen verzeichneten Passagierrekorde, so Vorstandschef Schulte.
Wegen der Abkopplung des deutschen Marktes vom boomenden Luftverkehrssektor plädiert der BDL dafür, dass in einem ersten Schritt nach dem Vorbild Schwedens die deutsche Luftverkehrssteuer fallen soll. Sie allein macht etwa die Hälfte der staatlichen Belastungen aus und wird nur in sieben der 27 EU-Staaten überhaupt erhoben. Dies würde, so BDL-Hauptgeschäftsführer Lang, die horrenden Kosten in Deutschland zumindest auf den europäischen Schnitt von rund 2500 Euro zurückführen und Basis für mehr Wachstum sein.
Nachteile durch Russland-SanktionenDoch das allein wird wohl nicht ausreichen, um die deutsche Luftfahrtverkehrswirtschaft wieder in eine Poleposition wie in den 90er und 2000er Jahren zu bringen. “Wir sind doppelt gekniffen. Auf unserem Heimatmarkt müssen wir mit den horrenden staatlichen Standortkosten fertig werden. Aber auch international haben wir es mit einem verzerrten Wettbewerb zu tun. Während wir in der EU mit stetig steigenden Abgaben und Gebühren und hohen regulatorische Auflagen konfrontiert sind, profitieren Airlines aus China, vom Persischen Golf oder Bosporus von niedrigen Standortkosten, geringen sozialen Standards und hohen staatlichen Investitionen in den Luftverkehrssektor”, sagt Lufthansa-Manager Lindemann.
Zudem treffe auch die seit dem 1. Januar geltende Beimischungsquote für nachhaltige Flugkraftstoffe EU-Airlines einseitig. Das bringe der Konkurrenz mit Drehkreuzen in Dubai oder Istanbul einen erheblichen Kostenvorteil. “Denn dort gilt die Quote nicht. Dazu kommt, dass diese Airlines im Gegensatz zu europäischen und amerikanischen Fluggesellschaften den russischen Luftraum nutzen. Durch diese kürzeren Routen sparen sie weitere Kosten. All das sind Wettbewerbsverzerrungen, die aufgehoben werden müssen”, sagt Lufthansa-Manager Lindemann. | |
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CEO.Talk
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Peter Adrian, Präsident der Deutschen Industrie und Handelskammer (DIHK)
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“Wir brauchen einen Restart”
Deutschland verharrt bereits das zweite Jahr in Folge in der Rezession. Die Prognosen für 2025 sind auch nicht vielversprechend. CEO.Table sprach mit dem Präsidenten der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) und CEO der TRIWO AG darüber, wie das Land zurück zu mehr Wachstum finden kann.
Herr Adrian, die Insolvenzen steigen. Unternehmen bauen Stellen ab. Die Wirtschaftsleistung schrumpft. Haben Sie das Land schon einmal in so einer schlechten Verfassung erlebt?
Die wirtschaftliche Lage ist in der Tat sehr ernst. Selbst Wirtschaftsminister Robert Habeck spricht inzwischen von einer strukturellen Krise, was die Bundesregierung vor ein paar Monaten so noch nicht eingestehen wollte. Es ist klargeworden, dass viele Firmen mit dem Rücken zur Wand stehen und die wirtschaftliche Talfahrt gestoppt werden muss.
2024 befanden wir uns das zweite Jahr in Folge in einer Rezession. Für 2025 rechnet die DIHK derzeit mit Stagnation. Hätten die großen Wirtschaftsverbände nicht schon viel früher Alarm schlagen müssen?
Das haben wir regelmäßig getan. Die DIHK hat bereits im Herbst 2023 eine Resolution mit zehn konkreten Punkten für eine dringend erforderliche Zeitenwende in der Wirtschaftspolitik verfasst. Aber unsere Warnungen sind verhallt. Mit dem Anstieg der Insolvenzen und dem Stellenabbau in der Industrie wird die Krise jetzt spürbarer, die Politik kann die schlechte Lage nicht mehr ignorieren.
Das heißt, …
… dass es kaum eine Branche gibt, die sich nicht mehr in der Krise befindet. Die im internationalen Vergleich viel zu hohen Energiekosten belasten vor allem die Grundstoffindustrie, die Fahrzeugindustrie kann im Transformationsprozess nur schwer mithalten. Der Maschinenbau, eine unserer Vorzeigebranchen, ist um mehr als acht Prozent eingebrochen, und die Bau- und Immobilienwirtschaft leidet unter hohen Zinsen, Bürokratie und gestiegenen Rohstoffpreisen. Allein diese Branchen machen zusammen etwa 40 Prozent der deutschen Wertschöpfung aus. Das zeigt die dramatische Situation, in der wir uns befinden. Wie soll es ohne Reformen bergauf gehen? Das ist unmöglich.
Die Bundestagswahlen finden am 23. Februar statt, in gut sechs Wochen. Müsste schon vorher gehandelt werden, um den Abwärtstrend zu stoppen? Wirtschaftsminister Habeck hatte mit Blick auf die Energiepreise im Bundestag nach dem Bruch der Ampelkoalition vor Stillstand gewarnt.
Die Regierung hätte schon viel früher einen Reformkurs einschlagen können und müssen. Jetzt drängt die Zeit. Es bleibt ja nicht beim 23. Februar. Bis eine Koalition gebildet ist und die Ministerien mit einem neuen Haushalt durchstarten können, vergehen weitere Monate. Das ist nicht automatisch eine Phase, in der sich der Abwärtstrend drehen lässt.

Was muss eine neue Bundesregierung sofort anpacken?
Die hohen Energiepreise. Wenn Betriebe zum Teil das Vier- bis Fünffache ihrer ausländischen Konkurrenten für den Strom bzw. das Sechs- bis Siebenfache für Erdgas zahlen müssen, sind sie vielfach nicht mehr wettbewerbsfähig. Und die Bürokratie muss abgebaut werden. Der Aufwand darf nicht höher als in anderen Industrieländern sein. Dazu zählen auch schnellere Planungs- und Genehmigungsverfahren. Und wir müssen mit einem ganz anderen Tempo unsere Infrastruktur modernisieren. Wenn eine neue Bundesregierung das konsequent in Angriff nimmt, wird sich die Wirtschaft erholen.
Die Schuldenbremse muss also weg?
Die Schuldenbremse ist nicht das Problem. Es ist sehr viel Geld da. Wir müssen an die Verfahren ran und die Kosten senken. Ein Beispiel: Wenn der Bund eine vorhandene Brücke erneuert, ist dafür doch wirklich kein neues Artenschutzgutachten und auch keine Umweltverträglichkeitsprüfung notwendig. Die liegen doch schon vor. Die Brücke sollte einfach gebaut werden können.
Brauchen wir eine Agenda 2030?
Wir brauchen ein Programm, mit dem wir einen Restart hinbekommen und mit dem wir wieder international wettbewerbsfähig werden. Deutschland hat hervorragende Fachkräfte. Wir haben innovative und kreative Unternehmer mit einer hohen Resilienz. Wenn die richtigen Weichen gestellt werden, werden wir schnell wieder besser und können zur Weltspitze aufschließen.
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CEO.News
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Telekom-CEO Timotheus Höttges
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Telekom-Chef stellt 10-Punkte-Sofortprogramm zur Digitalisierung Deutschlands vorDer Vorstandsvorsitzende der Deutschen Telekom, Timotheus Höttges, hat bei seinem Besuch bei der CSU-Landesgruppe in Kloster Seeon einen 10-Punkte-Sofortprogramm zur Digitalisierung Deutschlands vorgestellt. Die Präsentation, die der Telekom-CEO den Abgeordneten bei der vertraulichen Sitzung zeigte, liegt dem CEO.Table vor. Darin fordert der Telekom-Chef die schnelle Umsetzung eines “echten Netzausbaubeschleunigungsgesetzes”
Ein entsprechendes Gesetz zur Beschleunigung des Glasfaser-Ausbaus war noch von der Ampel im Sommer 2024 im Kabinett beschlossen, aber im Bundestag nicht mehr umgesetzt worden. In Deutschland würden erst 13 Prozent der Haushalte die schnellen Internet-Leitungen nutzen, so Höttges. Digitale Investitionen müssten durch Sonderabschreibungen und Steuererleichterungen unterstützt werden, Zukunftstechnologien wie Rechenzentren, Robotics- und KI-Forschungsstätten gefördert werden. Höttges wörtlich: “Die Re-Industrialisierung Deutschlands kann nur über Robotic, Datacenter, Chips und günstige Energie funktionieren.”
Strompreise sollten für Netze und Rechenzentren gesenkt werden, die Cybersicherheit gestärkt werden. Steuerliche Vorteile für Start-ups sind als sechster Punkt des Sofortprogramms vermerkt. Die Zusammenarbeit mit führenden Digitalnationen müsste ausgebaut und gezielt Tech-Partnerschaften geschlossen werden, betonte Höttges. Das E-Government müsse durch die Einführung einer digitalen ID für Bürger ausgebaut und die digitalen Gesundheitslösungen rasch angewendet werden.
“Ich begrüße ausdrücklich, die Aufstellung eines eigenen Digitalministeriums mit einer entsprechenden finanziellen Ausstattung, damit es in diesem Land etwas verändern kann”, sagte Höttges Teilnehmern zufolge. Eine digitale ID müsse kompromisslos ausgerollt werden. Sonderabschreibungen für digitale Investitionen könnten einen Boost bringen. “Wir brauchen die Chips, wir brauchen die KI, wir brauchen die Robotics. Wir brauchen wettbewerbsfähige Energiepreise. Das ist der Grund für die Superkrise, die die deutsche Wirtschaft aktuell ergriffen hat.” mb
VW streicht Manager-BoniVW-Manager werden von diesem Jahr an bis 2029 weniger verdienen. Europas größter Autobauer kürzt gestaffelt in diesem Zeitraum die Jahresboni von 4000 Führungskräften und will damit nach Angaben von Personalvorstand Gunnar Kilian über 300 Millionen Euro einsparen. Das Management soll zudem auf acht Prozent des Jahresgehaltes verzichten
Der VW-Konzern hatte bereits im vergangenen Jahr angekündigt, dass der Wolfsburger Autobauer vier Milliarden Euro pro Jahr einsparen will. Dies soll unter anderem durch einen umfangreichen Stellenabbau gelingen. Insgesamt streicht der Konzern 35 000 Jobs. Werksschließungen und betriebsbedingte Kündigungen wie ursprünglich vom Vorstand um Oliver Blume angekündigt wurden, sind in dem ausgehandelten Kompromiss kurz vor Weihnachten zwischen dem Management, dem Betriebsrat und der IG Metall allerdings ausgeschlossen worden. bos
Amazon verschiebt Home-Office-RegelungAmazon hat die Umsetzung seiner globalen Fünf-Tage-Büropräsenzpflicht, die ab dem 2. Januar 2025 gelten sollte, an mehr als 40 Standorten weltweit verschoben. Laut einer internen Liste, die Business Insider vorliegt, betrifft dies unter anderem Hamburg und München in Deutschland sowie Belfast im Vereinigten Königreich. Während in den USA Homeoffice nur in Ausnahmefällen erlaubt ist, ist in vielen europäischen Ländern Standard geworden.
In Deutschland können Mitarbeiter bis zu zwei Tage pro Woche im Homeoffice arbeiten, sofern sie dies beim Arbeitgeber beantragen. Diese Amazon-Regelung gilt jedoch nur für ein Jahr und kann von dem Internethändler jederzeit geändert werden. In den Niederlanden bleibt die bisherige Drei-Tage-Büroregelung bestehen. Auch in Großbritannien können Angestellte beantragen, ein bis zwei Tage von zu Hause aus zu arbeiten. kk
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CEO.Presseschau
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FAZ: CEOs haben auch Selbstkontrollprobleme. Unternehmensleiter und Führungskräfte, die sich nicht im Griff haben, führen auch ihre Unternehmen weniger erfolgreich. Das ist eine Erkenntnis, die CEOs aus einer Sonderauswertung des sozio-ökonomischen Panels des DIW ziehen könnten. Menschen, die sich selbst unter Kontrolle haben, lebten nicht nur gesünder, sondern sind auch im Beruf erfolgreicher, sagt die Verhaltensforscherin Hannah Schildberg-Hörisch der FAZ. “75 Prozent der Deutschen haben Selbstkontrollprobleme”, ergänz sie mit Verweis auf eine Befragung des DIW im Panel. In einem Podcast beschreibt die Wissenschaftlerin. Wie CEOs sich selbst besser unter Kontrolle haben, erklärt die Wissenschaftlerin in diesem N-TV-Podcast hier.
Heise: Überwachung lohnt sich nicht. Eine Studie der University of California und des Massachusetts Institute of Technology zeigt, dass digitale Überwachung die Produktivität von Mitarbeitenden im Homeoffice verringert. Interessanterweise sinkt die Produktivität auch, wenn bereits installierte Überwachungssoftware entfernt wird. Die Untersuchung betont, dass eine effektive Kommunikation zwischen Angestellten und Führungskräften entscheidender für hohe Arbeitsleistung ist als reine Kontrollmechanismen. (“Arbeit im Homeoffice: Überwachung macht Mitarbeiter unproduktiver”)
Spiegel: Renaissance der Werkswohnungen. Angesichts der angespannten Wohnungssituation in vielen Großstädten setzen Unternehmen vermehrt auf Werkswohnungen, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Der Mangel an verfügbarem Wohnraum hält Fachkräfte oft davon ab, für eine neue Stelle umzuziehen. In den 1970er-Jahren waren Werkswohnungen weit verbreitet; damals gab es in Westdeutschland schätzungsweise 350.000 bis 450.000 solcher Unterkünfte. (“Der Chef wird zum Vermieter”)
FAZ: Daniel Grieder bleibt entspannt. Gegen BOSS Boss Daniel Grieder werden Vorwürfe erhoben, gegen das Aktienrecht und den Corporate Governance Kodex verstoßen zu haben. Grieder ficht das nicht an, mit der Presse redet er über die Vorwürfe nicht und auch der Börse scheinen sie egal zu sein. (“Die “Tango”-Affäre lächelt er einfach weg”)
FAZ: Betriebsrat stellt sich gegen Oliver Bäte. Der Konzernbetriebsrat der Allianz stellt sich gegen den Vorschlag des Vorstandsvorsitzenden Oliver Bäte, die Lohnfortzahlung für Arbeitnehmer am ersten Krankheitstag zu streichen. Für die Arbeitnehmervertreter ist das keine Lösung, um die Krankheitskosten zu reduziere. (“Allianz-Betriebsrat stellt sich gegen Bäte”)
T3N: KI gefährdet auch Siemiatkowskis Job. Klarna-CEO Sebastian Siemiatkowski erregte mit einem Tweet auf X große Aufmerksamkeit, als er einen Einstellungsstopp bekannt gab und gleichzeitig kundtat, dass das Unternehmen künftig mehr auf KI setzen wird. Nun machte Siemiatkowski klar, dass KI alle Jobs übernehmen könnte, auch seinen. (“Klarna-CEO fürchtet, dass KI auch seinen Job übernehmen wird”)
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CEO.Success
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Filiale des Modeunternehmens Birkenstock.
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Wie Birkenstock mit juristischer Finesse innovative Produkte schützen will
Von Anouk Schlung und Kristián Kudela
Um die Innovation hinter seinen Produkten zu schützen, geht das Schuhunternehmen Birkenstock einen neuen Schritt: Vor Gericht will die Firma erwirken, dass ihre Modelle “Arizona” und “Gizeh” als “Werke der angewandten Kunst” zählen, um so das Urheberrecht zu erhalten. Ziel ist, sich auf diese Weise vor Nachahmern zu schützen. Das Urheberrecht gilt bis zu 70 Jahre nach Tod des Erfinders – die zwei Modelle wären also auf lange Zeit geschützt.
Die Klagen von Birkenstock gegen drei Konkurrenten gingen bereits durch zwei Instanzen – mit unterschiedlichem Ausgang. Während das Landgericht Köln Birkenstock recht gab, entschied das Oberlandesgericht für die Gegenparteien. Nun liegt der Fall vorm Bundesgerichtshof (BGH), dessen erster Zivilsenat dazu am Donnerstag verhandelte. Die Entscheidung wird der BGH am 20. Februar 2025 verkünden.“Walmart Birkin Bag” schürt Debatte in den USA anDiese Fragen betreffen nicht nur Birkenstock: In den USA wird derzeit eine hitzige Debatte über die “Walmart Birkin Bag” geführt, ein günstiges Dupe der Hermès Birkin, die mit ihrem Preis von nur 78 Dollar für Aufruhr gesorgt hat. Hermès schützt die ikonische Birkin-Tasche durch eingetragene Marken und Geschmacksmuster (Design Patents in den USA), die Form und Gestaltung vor Nachahmung sichern sollen.
Die “Wirkin”, ein stilistisch ähnliches, jedoch nicht identisches Produkt, bewegt sich in einer rechtlichen Grauzone. Der Fall wirft grundsätzliche Fragen über den Umfang des Markenschutzes auf, insbesondere in Bezug auf die sogenannte “trade dress”-Doktrin, die das Gesamterscheinungsbild eines Produkts schützt. In diesem Zusammenhang sagt Adam Cohen, Partner bei der New Yorker Anwaltskanzlei Kane Kessler, dass “das US-Urheberrecht Gebrauchsgegenstände wie Schuhe nicht schützt, aber abtrennbare Elemente der Gebrauchsgegenstände schützen kann, wenn sie als eigenständige Kunstwerke wahrgenommen werden können”.
Alli Elmunzer, Markenanwältin aus South Carolina und Gründerin von Influencer Legal, beschreibt die Situation mit Birkenstock als komplex. Deshalb könnte das Urteil zu einem “gefährlichen Präzedenzfall führen, bei dem große Modemarken gängige Designmerkmale in stark verwässerten Märkten monopolisieren“.Urheberrechtsprozesse sind schwer vorhersehbarUrheberrechtsprozesse sind meist von grundsätzlichen, nicht leicht zu klärenden Fragen gesäumt: Was ist Kunst? Und wo beginnt Nachahmung? Sebastian Creutz, Rechtsanwalt bei der Berliner Kanzlei Hertin & Partner, zufolge ist der Ausgang des Birkenstock-Verfahrens deshalb so unvorhersehbar: “Das Urheberrecht schützt auch Werke von nur geringem schöpferischem Wert. Dennoch muss es sich um eine persönliche geistige Schöpfung handeln. Hier wird es weiter auf den Einzelfall ankommen.”
Marc Steinmayer, Rechtsanwalt bei der Berliner Kanzlei Hildebrandt erklärt: “Mit der Frage, was als Werk zählt, hat sich der Europäische Gerichtshof (EuGH) bereits mehrfach beschäftigt – aktuell auch in einem ganz ähnlichen Verfahren, um einen europaweit einheitlichen Begriff zu schaffen.”Kann das Birkenstock-Verfahren einen Präzedenzfall schaffen?Die Schuhe könnten ihm zufolge zwar als Werk der angewandten Kunst gelten – “ob der BGH dies entscheiden wird, ist allerdings schwer vorauszusagen. Ich vermute eher, dass dieser Fall zunächst als Vorabentscheidungsverfahren an den EuGH und dann wieder zurück an den BGH gereicht werden wird.”
Je nachdem, wie der Prozess ausgeht, wird sich die Frage stellen, ob das Urteil einen Präzedenzfall schafft. Sollte er für Birkenstock erfolgreich ausgehen, “wäre das eine Stärkung des Urheberrechts und möglicherweise auch ein Anreiz für andere Rechteinhaber, ihre Rechte durchzusetzen”, sagt Steinmayer. “Der Werkbegriff und seine Anwendung in der Praxis werden aber komplex bleiben und es werden sich auch in Zukunft noch in vielen weiteren Einzelfällen offene Abgrenzungsfragen stellen.”
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CEO.Index
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CEO.Index: BMW-Chef Oliver Zipse überzeugt auch mit Innovationskraft
Die Motorshow in Detroit am Anfang des Jahres ist der Gradmesser für die Automobilbranche in Nordamerika und der Welt. BMW-CEO Oliver Zipse kann dort mit Rückenwind aus Deutschland auftreten. Sein Image unter den DAX-Vorständen ist sehr gut. Mit 275 von 550 möglichen Punkten im CEO.Table-Ranking liegt er deutlich über der Wahrnehmungsschwelle. Seine Stärken: Hohe Werte bei Innovation, CEO-Reputation sowie hervorragende Beurteilungen als Arbeitgeber.

Oliver Zipse wird von den Leitmedien im Konkurrenzvergleich der Branche am positivsten bewertet. Er gilt als der Hoffnungsträger der deutschen Automobilbranche. VW-Konzernchef Oliver Blume kann dagegen von den Reputations-Werten seines Kollegen nur träumen.
VW-Konzernchef Blume ragt in der Sichtbarkeit zwar mit 50 von 50 Punkten heraus, verspürt aber mit dem Sparkurs und der Modellpolitik des Unternehmens starken Gegenwind. Eine hohe Akzeptanz erzielen CEOs, die mehr als 55 von 100 Punkten.

Table.Briefings stellt die umfangreiche Analyse den Abonnenten des CEO.Tables hier kostenfrei zur Verfügung.
Roland Schatz ist Gründer und Chefredakteur des Forschungsinstitutes Media Tenor International AG.
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CEO.Global
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ESG.Table: Dax-Konzerne wünschen sich verlässliche Rahmenbedingungen und regulatorische Kohärenz. In einer Umfrage von Table.Briefings sprechen sich deutsche Großunternehmen für eine verlässlichere und pragmatischere Nachhaltigkeitsgesetzgebung aus. Dies gelte vor allem für die Regulation, aber auch bei Förderinstrumenten, schreiben viele der dreizehn teilnehmenden Konzerne. Was die Unternehmen sich von der kommenden Bundesregierung wünschen, lesen Sie hier.
Research.Table. Wo in Deutschland die Gründungshotspots sind. Die Zahl der Start-up-Gründungen in Deutschland steigt wieder. Treiber sind vor allem Regionen mit einer hohen Forschungsdichte. Was es für noch mehr neue Start-ups braucht, lesen Sie hier.
Bildung.Table: In welchen Regionen Azubis häufiger abbrechen. Die Quote der Ausbildungsabbrüche ist von 2005 bis 2020 stetig gestiegen, zeigt eine neue Studie des IAB. In welchen Regionen Lehrlinge häufiger abbrechen und welche Ursachen das hat, lesen Sie hier.
China.Table: Made in China 2025 – Der Slogan ist weg, die Ziele aber bleiben. Vor fast einem Jahrzehnt rief China seinen Plan “Made in China 2025” ins Leben, eine umfassende industrielle Modernisierungsstrategie, die sehr ambitioniert daherkam. Technologische Innovationen in Exportindustrien als primären Wachstumstreiber zu behandeln, kann aber auch negative Auswirkungen auf den Wohlstand haben. Mehr dazu lesen Sie hier.
China.Table: Weshalb Lokalisierung die EU-Handelskammer besorgt. Westliche Unternehmen gliedern immer mehr Aktivitäten in Parallelstrukturen nach China aus – auch, wenn es marktwirtschaftlich keinen Sinn ergibt. Vor den Folgen dieser Silobildung warnt die EU-Handelskammer in einem neuen Bericht. Die Gründe dafür lesen Sie hier.
Security.Table. US-Administration plant weitere Sanktionen gegen russische Ölfirmen. US-Präsident Biden will noch vor Trumps Amtsantritt neue Sanktionen gegen russische Ölfirmen und chinesische Banken erlassen. Wen es besonders treffen soll, lesen Sie hier.
ESG: Wie Schüco zum Vorreiter für die Kreislaufwirtschaft wurde. Das Unternehmen geht deutlich über Branchenstandards hinaus. Um seine ehrgeizigen Ziele umzusetzen, bedarf es Kooperation mit anderen Unternehmen. Worauf es darauf ankommt, lesen Sie hier.
Africa.Table: Proteste in Mosambik gefährden Stabilität im südlichen Afrika. Seit den Wahlen im Oktober reißen in Mosambik die Unruhen nicht ab. Diese bringen die Wirtschaft zunehmen zum Stillstand. Das hat auch Auswirkungen auf die Nachbarländer wie Südafrika, Sambia und Simbabwe. Auf welche Weise die Länder von Mosambik abhängig sind, lesen Sie hier.
Climate.Table. Faktencheck im Wahlkampf – Deutsches Klimaziel auf 2050 verschieben? Anlässlich der Wahl beginnt Climate.Table einen Faktencheck von zentralen Forderungen der Parteien in der Energie- und Klimapolitik. Den Beginn macht die Forderung der FDP, das deutsche Ziel zur Klimaneutralität von 2045 auf 2050 zu verschieben. Was einleuchtend klingt, stößt im Detail auf große Hindernisse. Mehr dazu lesen Sie hier.
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CEO.Politics
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Die Wirtschaftskonzepte von CDU und SPDDie großen Parteien gehen mit unterschiedlichen Wirtschaftskonzepten in die heiße Wahlkampfphase. Die CDU will mit einer Agenda 2030 mittelfristig ein Wirtschaftswachstum von zwei Prozent pro Jahr erreichen und hat dafür vor allem allgemeine Steuersenkungen im Blick, etwa bei der Körperschaftsteuer (runter auf zehn Prozent), der Stromsteuer (Preise sollen um mindestens fünf Cent pro kw/h sinken) und bei der Einkommensteuer (Spitzensteuersatz erst ab 80.000 Euro). Außerdem soll es eine neue Wochenarbeitszeit geben und schärfere Sanktionen beim Bürgergeld, das künftig “Neue Grundsicherung” heißen soll. Die Maßnahmen sind hier zusammengefasst.
Die SPD setzt auf die Investitionsprämie für in Deutschland getätigte Investitionen, etwa in Material und Maschinen. Diese Ausgaben sollen sofort bis zu einer bestimmten Höhe von der Steuer absetzbar sein. Steuersenkungen für 95 Prozent der deutschen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sind ebenfalls im Programm, dafür soll das einkommensstärkste Prozent mehr Steuern zahlen und eine neue Vermögensteuer geprüft werden. Der Spitzensteuersatz für Topverdiener soll von 42 Prozent auf 45 Prozent ansteigen, allerdings soll auch dieser Spitzensteuersatz erst später, bei etwa 80.000 Euro greifen.
Wirtschaftslenker zu MuskWährend Elon Musk sich in den deutschen Wahlkampf einmischt, unverhohlen für die AfD wirbt und eine Kehrtwende in der deutschen Wirtschaftspolitik fordert, brechen die Verkaufszahlen seines eigenen Unternehmens Tesla ein. Der von dem Multimilliardär geführte Konzern hat mit 41 Prozent weniger verkauften E-Autos 2024 in Deutschland überproportional (Durchschnitt 27 Prozent) an Marktanteil verloren. Sein Gespräch auf seiner Social-Media-Plattform X mit AfD-Spitzenkandidatin Alice Weidel ist umstritten – mehr dazu lesen Sie hier. CEO.Table fragte nach, wie Wirtschaftslenker beurteilen, dass Musk, der auch Berater des designierten US-Präsidenten Donald Trump ist, die AfD offen unterstützt.
Dazu VDMA-Präsident Bertram Kawlath:
“Grundsätzlich muss in einer Demokratie jeder seine Meinung äußern können, solange sie auf dem Boden unserer Verfassung steht. Ich teile aber nicht die Ansicht von Elon Musk und anderen, Deutschland stehe am Abgrund. Ja, wir haben großen Reformbedarf. Aber wir sind noch immer die drittgrößte Volkswirtschaft mit einem industriellen Mittelstand, der international sehr wettbewerbsfähig ist. Wir befinden uns aktuell in einer schwierigen konjunkturellen Lage, aber das lässt sich lösen. Wir sind nicht am Abgrund.”
Dazu NRW-Arbeitgeberpräsident Arndt G. Kirchhoff:
Elon Musks Aussagen sind aus meiner Sicht vor allem machtpolitisch motiviert. Er weiß, dass insbesondere der von der AfD propagierte Austritt Deutschlands aus der EU und aus dem Euro unser Land und damit einen wichtigen Wettbewerber der USA massiv schwächen würde. Davon verspricht er sich natürlich eine Stärkung Amerikas, weil es den protektionistischen Handelsplänen von Donald Trump in die Hände spielen und damit auch die deutsche Industrie erheblich schwächen würde.
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CEO.Personnel
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Jorge Tamarit Degenhardt übernimmt Geschäftsführung bei Eurofighter. Die Gesellschafter des Eurofighter-Konsortiums haben Jorge Tamarit Degenhardt zum neuen Geschäftsführer der Eurofighter Jagdflugzeug GmbH bestimmt, berichtet der Security.Table. Der Deutsch-Spanier folgt auf Giancarlo Mezzanatto, der zu Leonardo zurückkehrt. Tamarit Degenhardt kommt von Airbus Defence and Space, wo er zwei Jahrzehnte lang verschiedene Management-Positionen innehatte. (“Jorge Tamarit Degenhardt wird neuer Eurofighter-CEO”)
Tjeerd Jegen wird Accell-Chefaufseher. Nach nur 17 Monaten wird Tjeerd Jegen im April als CEO des Fahrradriesen Accell zurücktreten und künftig als Chefaufseher fungieren. Während seiner Amtszeit schloss er die Ghost-Fabrik in Deutschland, fusionierte zwei Fabriken in Heerenveen und verlagerte Teile der Produktion an günstigere europäische Standorte. (“Chef des Fahrradriesen Accell tritt ab”)
Markus Müller wechselt zu CNH. Markus Müller, derzeit Technologie- und Vertriebsvorstand bei DEUTZ, wird das Unternehmen zum 31. Januar 2025 verlassen, um ab dem 1. März 2025 die Position des President Europe, Middle East & Africa (EMEA) beim globalen Land- und Baumaschinenhersteller CNH zu übernehmen. In seiner neuen Rolle wird er für eine Region verantwortlich sein, in der CNH mit 15.000 Mitarbeitenden, 15 Produktionsstätten und 22 Forschungs- und Entwicklungszentren einen Umsatz von rund sechs Milliarden Euro erzielt. (“Deutz-Manager geht zu CNH”)
Thomas Bünger ist neuer CEO von ArcelorMittal Germany. Seit Februar 2024 hat Thomas Bünger bereits die Position des CEO der Flachstahlwerke in Bremen und Eisenhüttenstadt (Oder-Spree) inne. Nun hat er zusätzlich die Funktion des Vorsitzenden der Geschäftsführung bei der ArcelorMittal Germany Holding übernommen, wie das Unternehmen am Donnerstag dem rbb mitteilte. Bünger tritt damit die Nachfolge von Reiner Blaschek an, der seit letztem Jahr CEO bei ArcelorMittal Europe – Flat Products ist. (“ArcelorMittal Deutschland hat neuen CEO”)
Olaf Conrad verlässt Gräfe und Unzer. Olaf Conrad, früherer Geschäftsführer der Verlagsgruppe Edel in Hamburg und seit Ende 2023 Geschäftsführer des Gräfe und Unzer Verlags, verlässt auf eigenen Wunsch den Münchner Ratgeberverlag aufgrund eines Gesellschafterwechsels. Conrad war verantwortlich für die Geschäftsbereiche Strategie, Programm, PR, Marketing und Vertrieb, sowie für die eigenständige Vertriebsgesellschaft Isar Sales Partner GmbH. (“Dr. Olaf Conrad verlässt Gräfe und Unzer Verlags”)
Joachim Rabe trat bei Dalli ab. Christoph Osegowitsch, vorher Chief Operations Officer (COO) der Dalli Group in Stolberg, ist seit dem 1. Januar Sprecher der Geschäftsführung bei dem Konsumgüterhersteller und verantwortlich für den Geschäftsbereich Supply Chain und die Unternehmenssteuerung. Der bisherige CEO, Joachim Rabe, übergab seine Verantwortung zum Jahreswechsel 2024/2025. (“Dalli Group hat einen neuen CEO”)
Schierenbeck und Stahlschmidt leiten Genossenschaft. Zum 1. Januar 2025 fand der Führungswechsel im Vorstand der größten europäischen Zweirad-Einkaufs-Genossenschaft eG (ZEG) laut Eigenangaben statt. Seitdem leiten Fred Schierenbeck und Jens Stahlschmidt als Vorstandsmitglieder die Kölner Einkaufsgenossenschaft. (“ZEG vollzieht Führungswechsel im Vorstand”)
Richard Bader steigt bei Howden auf. Die Versicherungsgruppe Howden Deutschland hat Richard Bader zum Chief Commercial Officer ernannt, eine neu geschaffene Position. Seine Aufgabe wird es sein, die Entwicklung und das Wachstum von Howden in Deutschland voranzutreiben. Der in Stockholm geborene Bader startete seine Karriere 1991 bei der Münchener-Rück-Gruppe. (“Howden erweitert Vorstand”)
Wechsel bei Thyssenkrupp Nucera. Während der Vorstandsvertrag von CEO Werner Ponik bei Thyssenkrupp Nucera um fünf Jahre bis Juli 2030 verlängert wird, verlassen Finanzchef Arno Pfannschmidt und CTO Fulvio Federico das Führungsgremium. Stefan Hahn, der neue Finanzchef, stammt aus dem Mutterkonzern Thyssenkrupp und hatte dort seit Sommer 2012 verschiedene leitende Positionen im Bereich Finanzen & Controlling inne. (“Stühlerücken im Vorstand von Thyssenkrupp Nucera”)
Christoph Debus wird Dertour-Chef. Christoph Debus, derzeitiger Finanzvorstand (CFO) der Reiseplattform Flix, wird seine Position niederlegen. Mit Wirkung zum 1. März 2025 übernimmt er die Rolle des Chief Executive Officers (CEO) beim Reiseunternehmen Dertour. Zudem wird Debus als Bereichsvorstand für Touristik in den Mutterkonzern Rewe Group eintreten. Debus verfügt über umfangreiche Erfahrung in der Reise- und Mobilitätsbranche. (“Christoph Debus legt CFO-Posten bei Flix nieder”)
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CEO.Calendar
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| 16. bis 18. Januar 2025, München | | Digital Life Design Conference | | Unter dem Motto “Celebrating 20 years of shaping the future” widmet sich die diesjährige DLD neuen technologischen Realitäten, wie KI, Quantencomputern, Biotechnologie, Weltraumforschung und autonomer Mobilität. INFOS |
| Januar und Februar 2025, online | | IW-Agenda 2030 | | Das Institut der deutschen Wirtschaft leuchtet in den kommenden Wochen im Vorfeld der Bundestagswahl die wichtigsten wirtschaftspolitischen Handlungsfelder aus. Dazu gehören: Klimatransformation, Investitionen, Sicherheitspolitik, Infrastruktur, sowie Transformation und Wettbewerbsfähigkeit. INFOS |
| 20. Januar 2025, München | | Migration und Fachkräftezuwanderung | | Unter dem Motto “Deutschland hat Zukunft” soll auf diesem Kongress diskutiert werden, wie Geflüchtete in den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt integriert werden können und welcher Handlungsbedarf im Bereich der Fachkräftezuwanderung besteht. INFOS |
| 28. Januar 2025, 18:30 bis 20:00 Uhr, Berlin und online | | Innovate for Tomorrow – Startups, sustainability, and societal impact | | Diese Konferenz will Expertinnen und Experten zu einer Diskussion über Innovation, Nachhaltigkeit und Risikokapital zusammenbringen. Fokus liegt auf der Schnittstelle zwischen Unternehmertum und gesellschaftlicher Wirkung und der Frage, wie Start-ups Technologien für nachhaltige Lösungen nutzen. INFOS |
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CEO.Tech & Science
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Bayer führt hybride Winterrapssorte ein Der Leverkusener Chemiekonzern Bayer und Neste, der führende Hersteller von nachhaltigem Flugkraftstoff, kooperieren, um Winterraps als biomassebasierten Rohstoff für erneuerbare Produkte wie Biokraftstoffe zu nutzen. Beide Unternehmen planen, eine Wertschöpfungskette für Winterraps aufzubauen und damit in den südlichen Great Plains der USA zu beginnen. Dies beinhaltet die Produktentwicklung und weitere Kooperationen, die Bayer den Markteintritt ermöglichen.
“Biokraftstoffe spielen eine wichtige Rolle bei der Dekarbonisierung des Transportsektors und der Energieversorgung. Die globalen CO₂-Reduktionsziele sind dabei ein starker Einflussfaktor auf die Märkte und werden die Nachfrage nach biomassebasierten Rohstoffen in Zukunft weiter erhöhen”, sagt Frank Terhorst, Leiter Strategie & Nachhaltigkeit bei der Bayer-Division Crop Science. “Wir wollen Landwirte dabei unterstützen, Rohstoffe mit niedriger CO₂-Intensität zu produzieren. Dazu investieren wir in Nutzpflanzen wie Winterraps und fördern regenerative Anbausysteme.”
Bayer plant für 2027 in den USA die Markteinführung der hybriden Winterrapssorte TruFlex. Diese bringt Landwirten zahlreiche Vorteile, unter anderem mehr Ertrag und eine hervorragende Stabilität. Winterraps trägt dazu bei, CO₂ im Boden zu binden. Außerdem verbessert er die Bodengesundheit, indem er den Humusgehalt und das Wasserhaltevermögen erhöht, was zu einer besseren Bodenfruchtbarkeit und einer höheren Produktivität führen kann. bos
CES 2025: High-Tech-Produkte für UnternehmenAuf der Tech-Messe CES 2025 in Las Vegas sind wieder viele innovative Produkte vorgestellt worden, die die Unternehmenslandschaft verändern könnten. Hier eine Auswahl, die in Nevada für Schlagzeilen gesorgt haben:
1. Nvidia: Blackwell AI-Beschleuniger Nvidia stellte auf der CES 2025 seinen neuen Blackwell AI-Beschleuniger vor, der speziell für datenintensive Anwendungen entwickelt wurde. Mit enormer Rechenleistung und Energieeffizienz ist diese Technologie ideal für Unternehmen, die Künstliche Intelligenz in ihre Geschäftsprozesse integrieren möchten. CEOs können damit datengetriebene Entscheidungen schneller und präziser treffen.
2. HeyGen: KI-gestützte Videoerstellung HeyGen ist ein innovatives Tool, das mithilfe von KI personalisierte Videos erstellt. Es ermöglicht Führungskräften, professionelle Marketingvideos in Minuten zu produzieren – ohne Kamera oder Crew. Besonders nützlich für globale Kampagnen, da es auch mehrsprachige Inhalte unterstützt.
3. Maestro: Der KI-Karriere-Co-Pilot Maestro ist ein KI-Tool, das Aufgaben wie Lebenslauf-Erstellung und Job-Suche automatisiert. Es steigert die Produktivität und hilft Führungskräften, ihre Teams effizienter zu managen. Mit Unterstützung in 80 Sprachen bietet es eine globale Lösung für Personalentwicklung und Engagement
4. HP: EliteBook Ultra G1i Das HP EliteBook Ultra G1i ist das perfekte Notebook für vielbeschäftigte CEOs. Mit einer leistungsstarken KI-Webcam und dem größten haptischen Trackpad der Welt bietet es eine nahtlose Nutzererfahrung für Videokonferenzen und Multitasking – ideal für Führungskräfte unterwegs.
5. Wazoku: Innovationsmanagement-Plattform Wazoku bietet eine umfassende Plattform zur Förderung von Innovationen in Unternehmen. Mit Funktionen wie Innovations-Challenges und Belohnungssystemen können CEOs kreative Ideen ihrer Teams fördern und gleichzeitig die Unternehmenskultur stärken. kk
Bezos greift Musk anAmazon-CEO Jeff Bezos’ Raumfahrtunternehmen Blue Origin steht mit dem bevorstehenden Start der Rakete New Glenn vor einem entscheidenden Moment im kommerziellen Wettlauf ins All, der derzeit noch von Elon Musks Firma SpaceX dominiert wird. Der Start, ursprünglich für Freitag geplant, wurde wegen rauer See auf frühestens morgen verschoben. Mit dieser Mission betritt Blue Origin erstmals den lukrativen Markt für Orbitalflüge, nachdem das Unternehmen zuvor nur suborbitale Flüge mit der kleineren New Shepard Rakete durchgeführt hatte. “Es ist Zeit zu fliegen”, erklärte Jarrett Jones, Senior Vice President von Blue Origin. kk
Schwarmintelligenz: Was uns “verrückte” Ameisen voraus habenDas zumindest legt eine neue Studie zu “kollektivem Bewusstsein” nah, die im Fachmagazin PNAS veröffentlicht wurde. In ihrer Versuchsanordnung ließen die Forschenden um Tabea Dreyer vom israelischen Weizmann Institute of Science sowohl Ameisen als auch Menschen zusammenarbeiten, um ein unhandliches Objekt in Form eines “T” durch eine Reihe von Hindernissen und Engstellen zu bewegen (im Video hier zu sehen).
Das Ergebnis: Die Ameisengruppen waren beim Lösen des Rätsels viel besser als einzelne Ameisen und unter bestimmten Versuchsanordnungen auch besser als die Menschengruppe. Sie zeigten, was die Forscher als “collective cognition” beschrieben – eine Intelligenz, die größer ist als die Summe ihrer Teile. Die Menschengruppen hingegen schnitten oft nicht besser ab, wenn sie zusammenarbeiteten, insbesondere wenn sie nicht sprechen durften. Tatsächlich schnitten mehrere Personen manchmal schlechter ab als einzelne – und schlechter als die Ameisen.
Während Ameisen “durch Kooperation hervorstechen”, schreiben die Forscher, müssen Menschen in der Lage sein, ihre Argumente zu äußern, um nicht einfach dem zu folgen, was ihrer Meinung nach die Masse will. Überdacht werden sollte nach der Studie aber auch der englische Name der verwendeten Krabbeltiere mit dem Gattungsnamen Paratrechina longicornis. Die “longhorn crazy ants” sind nämlich offensichtlich gar nicht so “crazy”, sondern vor allem eine ziemlich gute Community. tg
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CEO.Standpunkt
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Digitale Wende: vom Wollen zum Gelingen
Von Philip Meissner
 | Professor Philipp Meissner ist Mitgründer und Direktor des European Center for Digital Competitiveness. (Tobias Koch) |
Wir sind mitten in einem globalen Rennen um die technologische Vorherrschaft und Deutschland schaut zu. Während die USA ihren Vorsprung im Bereich von Software und Künstlicher Intelligenz immer weiter ausbaut, investiert China massiv in Robotertechnik und baut integrierte Ökosysteme in den Bereichen Elektronik, Automobil und Drohnentechnologie.
In den USA investieren die vier größten Unternehmen etwa 35-mal so viel in KI wie die vier größten europäischen. In China wurden im Jahr 2022 so viele Industrieroboter installiert wie in allen anderen Ländern der Welt zusammen. Hierzulande passiert noch zu wenig. Wir drohen zu Konsumenten von Technologie zu werden und nicht zu deren Produzenten. Dies hätte drastische Folgen für unseren zukünftigen Wohlstand.
Die Welt befindet sich in einer Phase von rasantem technologischen Fortschritt und Deutschland sollte ein Vorreiter werden. Ob in den Bereichen KI oder Green Tech, Technologien bieten die Basis für die Wirtschaft der Zukunft. Und sichern darüber eben auch die Basis für die Zukunft unserer Renten- und Sozialsysteme.
Deutschland steht an einem Wendepunkt. Wir dürfen nicht länger erwarten, mit den immer gleichen Rezepten andere Ergebnisse zu erzielen. Wir brauchen endlich einen neuen Aufbruch, der Momentum für eine Transformation unserer Wirtschaft und Administration ermöglicht. Damit die digitale Wende gelingt, stellen wir in unserer Studie “Aufbruch 2025” 10 Hebel in den Bereichen Staat, Start-up Ökosystem und Transformation der Wirtschaft vor.Der Staat als VorreiterDigitale Verwaltungswende: Um diese umzusetzen, müssen die Digitalkompetenzen wie in Dänemark im Bund gebündelt werden. Außerdem müssen digitale Angebote die Norm werden und in einem zentralen Portal wie in der Ukraine gebündelt werden.
Digitale Best Practices schnell und flächendeckend ausrollen: Um unsere digitale Basisinfrastruktur fit zu machen, können wir von den Erfolgen Anderer lernen und diese übernehmen. Vorbilder sind beispielsweise Estland, wo Unternehmen in 15 Minuten gegründet werden können oder Belgien, wo die Möglichkeit zum digitalen Bezahlen Pflicht ist.
Deregulierung und Geschwindigkeit in der Verwaltung: Deutschland war einmal hoch angesehen für effiziente Verwaltung. Um hier anzuschließen, brauchen wir wie in Singapur mehr digitale Talente in der Verwaltung, müssen Genehmigungsverfahren beschleunigen und im Bereich Datenschutz deregulieren.
Staat muss Transformation ermöglichen: Hierfür sollte er selbst Vorreiter bei den Investitionen in Zukunftstechnologien werden und mindestens 10 Prozent der Neuinvestitionen in neue Technologien wie Drohnen, Hyperloop oder KI und virtuelle Realität in Schulen und Universitäten investieren.Start-up Ökosystem: Billionenchancen nutzenGenerierung neuer Chancen für die junge Generation: Um Zukunftschancen zu sichern, brauchen wir massive Investitionen in Bildung und Unternehmertum sowie ein Start-up Visa Programm wie in Frankreich und ein Verbot von Dry-Income-Besteuerung.
Mehr Geld für Zukunftstechnologien und Start-ups: Für ein Wirtschaftswunder 2.0 brauchen wir in Deutschland mehr Wachstumskapital und sollten insbesondere Pensionsfonds stärker zur Investition in Unternehmertum incentivieren.
Billionen-Chance Greentech: nutzen statt verschlafen: Deutschland kann führend in einem der größten Wachstumsmärkte werden, wenn die Kommerzialisierung unserer exzellenten Forschung gelingt und wir durch Sand Box Lösungen neue Produktionsanlagen für Green Tech in weniger als 2 Jahren ermöglichen.Transformation der Wirtschaft als ChefsacheDigitale Talente – fördern statt verschrecken: Laut Eurostat verfügen nur 56 Prozent der Bevölkerung über digitale Basiskenntnisse. Dies könnte durch die Einführung kostenfreier Angebote für digitale Weiterbildung erhöht werden. Außerdem sollte Englisch zunehmend als zweite Arbeitssprache etabliert werden, um internationale Kollaboration im digitalen Zeitalter zu ermöglichen.
Exponentielle Transformation der Wirtschaft: Die deutsche Wirtschaft muss stärker auf Zukunftstechnologien und digitale Geschäftsmodelle setzen. Auch Hidden Champions geraten im internationalen Wettbewerb zunehmend unter Druck und müssen Kultur und Geschäftsmodelle anpassen.
Die Chancen von Zukunftstechnologien verstärkt aufzeigen: Die Potenziale digitaler Technologie müssen stärker kommuniziert und erlebbar werden. In Frankreich sind Start-ups und Technologie Chefsache und in den USA und China kann man selbstfahrende Autos bereits im Alltag erleben. Hieran sollte sich Deutschland ein Vorbild nehmen.
Wir haben schon zu viele Chancen verpasst. 2025 muss das Jahr des Aufbruchs in Deutschland werden. Wenn wir uns auf unsere Stärken besinnen, können wir den Wandel schaffen. Der Wandel von der Industrie zur Technologie-basierten Wirtschaft ist bereits seit Jahren in vollem Gange. Wir müssen diesen endlich nutzen, um unseren Wohlstand zu sichern und Chancen für die junge Generation zu ermöglichen. Die Welt wird nicht auf uns warten.
Die vollständige Studie finden Sie hier
Professor Dr. Philip Meissner ist Direktor des European Center for Digital Competitiveness sowie Inhaber des Lehrstuhls für Strategisches Management und Entscheidungsfindung an der ESCP Business School in Berlin. | |
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CEO.Economics
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Von Reint Gropp
Zur Erinnerung: Nach Jahren von Inflationsraten nahe null, stieg die Inflationsrate in Deutschland 2022 nach der Coronapandemie und dem Überfall Russlands auf die Ukraine auf knapp sieben Prozent – ähnlich hoch wie zur Energiekrise 1973/74. Die Gründe dafür sind bekannt: Steigende Energiepreise und Nachholeffekte beim Konsum, verbunden mit Lieferkettenproblemen gerade im Handel mit China. Seitdem haben Zentralbanken wie die Europäische Zentralbank (EZB) eine weiche Landung hingelegt. Ohne große Verluste beim Wachstum (zumindest global gesehen) wurde die Inflationsrate auf 1,6 Prozent im September 2024 gedrückt. Ein großer Erfolg?
Es gibt Zweifel. So ist die Inflation in Deutschland seit diesem Tiefstand sukzessive auf 2,6 Prozent im Dezember gestiegen. Gleiches gilt für die Eurozone als Ganzes. Wie immer bei der Inflationsrate ist der Trend mindestens so wichtig wie das Niveau: Inflationsentwicklungen haben die Tendenz sich selbst zu verstärken.
Trügerische SicherheitDie Märkte geben sich sorglos. Die Inflation liege ja selbst im Dezember nur leicht über dem EZB-Ziel von zwei Prozent. Man sieht keine Rückkehr der hohen Inflationsraten, kein Anzeichen für einen inflationären Trend; Basiseffekte seien der Grund für den Anstieg. Basiseffekte heißt: Die Inflationsraten waren im September nur so niedrig, weil die Energiepreise dramatisch niedriger waren als vor einem Jahr. Dieser Effekt würde jetzt langsam aus den Inflationszahlen verschwinden. Das Argument ist durchaus stichhaltig: Wenn man Energiepreise und Lebensmittel herausrechnet (sich also die sogenannte Kerninflationsrate anschaut), dann hat sich die Inflation zwischen September und Dezember 2024 zwar auch erhöht, aber nur von 2,7 auf 3,1 Prozent. Trotzdem ist das deutlich über dem Inflationsziel der EZB.

Die entspannte Haltung spiegelt sich in den kurz- und mittelfristigen Inflationserwartungen wider: Konsens ist, dass Inflationsraten in Deutschland (und in der Eurozone) schon 2025 auf das EZB-Ziel von zwei Prozent zurückfallen und mittelfristig dortbleiben werden. Die Entspannung zeigt sich auch in der Tatsache, dass der Markt im kommenden Jahr EZB Zinsschritte von 100 Basispunkten erwartet – Zinsschritte nach unten wohlgemerkt. Das ist überraschend, wenn man bedenkt, dass die Kerninflationsrate mehr als einen Prozentpunkt über dem Ziel liegt. Zudem: Mit Blick auf die Wirtschaftspolitik in den USA und die sich daraus ergebenden Inflations- und Wechselkurseffekte, kann man sich schon Sorgen machen.
Es ist unstrittig, dass die geplante Einführung von Zöllen in den USA zu inflationären Tendenzen in den Vereinigten Staaten führen werden. Importierte Güter werden teurer. Es ist aber auch klar, dass die logische Antwort der EU auf Zölle in den USA ist, selbst Zölle einzuführen – also auch hier inflationäre Effekte in der Eurozone und besonders in Deutschland, mit seinem besonders hohen Anteil des internationalen Handels am Bruttosozialprodukt, haben. Diese inflationären Effekte werden wahrscheinlich verstärkt durch die zu erwartenden Wechselkursbewegungen des Euro in Bezug auf den US-Dollar. Wenn die Amerikaner weniger europäische Produkte kaufen, sinkt die Nachfrage nach dem Euro und damit der Wechselkurs. Auch das hat inflationäre Auswirkungen.EZB-Leitzinssenkungen sind unwahrscheinlichZusammengenommen scheint es unwahrscheinlich, dass die Situation wirklich so entspannt ist, wie die Marktbeobachter gegenwärtig zu denken scheinen. Es erscheint zumindest unwahrscheinlich, dass die erwarteten Zinsschritte der EZB nach unten wirklich kommen werden. Und wenn sie wirklich kämen, ist es schwer vorstellbar, dass Inflationsraten niedrig blieben – völlig unabhängig von den Entwicklungen in den Energiemärkten.
Dabei ist Deutschland in einer besonders ungünstigen Situation: Einerseits eine in vielen Bereichen hausgemachte Wachstumsschwäche (Null oder negatives Wachstum 2024) und damit deutlich niedrigeres Wachstum als der Eurozonendurchschnitt, verbunden mit besonders starkem inflationärem Druck durch die Exportabhängigkeit. Es gibt also leider nicht nur Gründe, die mangelnde Reformfähigkeit Deutschlands mit Besorgnis zu betrachten, sondern auch steigende Inflationsraten. Die 70er Jahre lassen grüßen: Die Kombination von Wachstumsschwäche und hohen Inflationsraten nennt man Stagflation, vielleicht die ungünstigste Wirtschaftsentwicklung überhaupt!
Professor Reint Gropp ist Präsident des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH). Der Ökonom forschte jahrelang bei der EZB und der Goethe-Universität in Frankfurt/Main. Zuvor war er für den IWF in Osteuropa, Afrika und Asien tätig.
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