Veröffentlicht: 27.09.2023,
Letzte Aktualisierung: 28.05.2025
Chinas Automobilsektor ist weltweit von Bedeutung – und das nicht nur wegen seines riesigen Binnenmarktes, sondern zunehmend auch aufgrund seiner Aktivitäten im Ausland. Mit dem exponentiellen Wachstum des Autoexports in den letzten Jahren hat sich China von einem Netto-Pkw-Importeur zu einem Netto-Exporteur entwickelt. Das bringt neue Herausforderungen für die Automobilindustrie und die Regierungen der EU mit sich.
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Zwischen 2017 und 2021 waren Chinas Importe und Exporte von Autos relativ stabil; das Exportvolumen schwankte um etwa eine Million Fahrzeuge pro Jahr, während das Importvolumen leicht abnahm.
2021 und 2022 jedoch verzeichneten die Autoexporte ein exponentielles Wachstum des Autoexports von 97,6 Prozent, beziehungsweise 45,5 Prozent. Zugleich gingen die Importe weiter leicht zurück.
Im Jahr 2023 setzt sich dieser Trend im Autoexport fort, mit einem jährlichen Wachstum von 67,9 Prozent in den ersten sieben Monaten. Der chinesische Automobilverband China Association of Automotive Manufacturers (CAAM) schätzt, dass die Exporte im Gesamtjahr rund 4 Millionen Einheiten erreichen werden.
Durch dieses starke Exportwachstum ist China bei Pkw nun von einem Netto-Importeur zu einem Netto-Exporteur geworden.
Es gibt signifikante strukturelle Unterschiede zwischen importierten und exportierten Autos: 90,1 Prozent der nach China importierten Autos im Jahr 2022 sind Premium- oder Luxusmarken und kosten durchschnittlich 53.000 Euro pro Fahrzeug. Im Gegensatz dazu liegt der Durchschnittspreis der aus China exportierten Autos für den gleichen Zeitraum bei nur 21.000 Euro. Doch diese 21.000 Euro bedeuten einen starken Anstieg, verglichen mit den 14.000 Euro pro Auto im Jahr 2018.
Elektroautos und andere Neue Energiefahrzeuge (NEVs) machten 2022 rund 16 Prozent der insgesamt nach China importierten Autos im Jahr 2022 aus, aber 36 Prozent der aus China exportierten Autos.
Die dynamische Veränderung von Chinas Rolle im globalen Autohandel hat mehrere Ursachen: die lokale Produktion westlicher Autobauer, ihre vorsichtige Herangehensweise an die NEV-Entwicklung und ehrgeizige Investitionen der chinesischen Regierung und Unternehmen in die NEV-Wertschöpfungskette, einschließlich der umstrittenen Branchensubventionen.
Die Verschiebung eröffnet eine völlig neue Dimension für die politische Debatte und strategische Geschäftsentscheidungen in der EU. Globale Akteure in der Automobilbranche sowie viele andere Sektoren werden vor einer „doppelten China-Herausforderung“ stehen: eine in Bezug auf die Aufrechterhaltung des Marktanteils im chinesischen Binnenmarkt und eine andere im Umgang mit dem Wettbewerb ihrer chinesischen Konkurrenten außerhalb Chinas.
Sinolytics ist ein europäisches Beratungs- und Analyseunternehmen, das sich auf China spezialisiert hat. Es berät europäische Unternehmen bei der strategischen Ausrichtung und den konkreten Geschäftsaktivitäten in der Volksrepublik.