Veröffentlicht: 07.06.2023,
Letzte Aktualisierung: 28.05.2025
In den letzten Monaten haben die USA und China jeweils ihr Engagement in multilateralen Gruppen verstärkt. Beide Länder wollen angesichts wachsender Spannungen Partner für ihre jeweilige Sache gewinnen. Die meisten Länder wollen sich aus dem bilateralen Wettstreit heraushalten. Da aber die USA und China immer stärker um sie werben, wird Neutralität zunehmend schwierig.
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Angesichts der sich verschärfenden Rivalität zwischen den USA und China wetteifern beide Länder um neue Kooperationspartner oder mobilisieren ihre bestehenden Partner. Dies zeigte sich in zahlreichen multilateralen Treffen der letzten Wochen deutlich.
Chinas Vordenker sehen den Aufstieg der Volksrepublik und das damit einhergehende Ende der von den USA dominierten Unipolarität als Chance für eine Umgestaltung der internationalen Ordnung. Um die sogenannten „Swing States“ für sich zu gewinnen, hat China seine Aktivitäten als globaler Akteur ausgeweitet und kürzlich eine Reihe von Papieren (Globale Sicherheitsinitiative, Globale Entwicklungsinitiative, Globale Zivilisationsinitiative) vorgelegt. Diese konkretisieren die Vision des Landes für eine internationale Ordnung. Die Initiativen werden explizit als Alternative zum US-geführten System präsentiert, das von China stets als „US-Hegemonie“ bezeichnet wird.
China versteht sich zunehmend als multilateraler Organisator, der sich neben der kürzlichen Ausrichtung des Zentralasien-Gipfels das Ziel gesetzt hat, den Einfluss der Brics-Gruppe zu stärken und die Rolle der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SCO) zu erweitern.
Auch die USA mobilisieren ihre Verbündeten für eine entschlossenere Haltung gegenüber China, um „wirtschaftliche Sicherheit“ entlang der Wertschöpfungskette zu gewährleisten. Die Erklärung des G7-Gipfels in Japan nutzt dieses Stichwort „wirtschaftliche Sicherheit“ als Oberbegriff für Maßnahmen, mit denen man Chinas Rolle in der Lieferkette der Industrieländer reduzieren will. Die USA bemühen sich zudem um potenzielle neue asiatische Partner im Rahmen ihres Indo-Pacific Economic Framework, auch wenn sie damit bislang nur wenige handfeste Ergebnisse erzielten.
Doch weltweit versuchen die großen Schwellenländer (z.B. Brasilien, Indien, Indonesien, Türkei) zunehmend, kostspielige Verwicklungen mit den USA oder China zu vermeiden. Für multinationale Unternehmen könnten solche „blockfreien“ Staaten eine Gelegenheit sein, die Risiken einer sich verschärfenden Großmachtrivalität zu mindern.
Sinolytics ist ein europäisches Beratungs- und Analyseunternehmen, das sich auf China spezialisiert hat. Es berät europäische Unternehmen bei der strategischen Ausrichtung und den konkreten Geschäftsaktivitäten in der Volksrepublik.