wenn sich Politiker via Twitter für E-Fuels auf dem Pkw-Massenmarkt starkmachen, stößt das bei vielen Forschern auf Kritik. Aufgrund der wissenschaftlichen Faktenlage halten sie diesen Vorstoß für Populismus. Der renommierte Batterieforscher Maximilian Fichtner reagiert via Twitter, mit teils deutlichen Worten. Auch die Videos von Energiewendeforscher Volker Quaschning laufen auf TikTok, Instagram, YouTube und Twitter, sie erreichen regelmäßig Millionen Menschen.
Er wird häufig angefeindet und beleidigt, aber auch ein Shitstorm könne ihn nicht mehr schrecken, hat Volker Quaschning uns im Interview erzählt. Aber wo ist die Grenze zwischen Wahrheitssuche und Aktivismus? Sollen sich Forscher mehr einmischen? Erzielen sie damit überhaupt die gewünschten Effekte? Und wie reagieren die Institutionen auf die Postings ihrer Wissenschaftler? Die Antworten lesen Sie in der Analyse von Raimund Witkop.
Das Gründungskultur-Förderprogramm Exist-Potentiale für Hochschulen wird ab 2024 eingestellt. Übrig bleibt lediglich die Förderung von einigen Leuchtturmprojekten ab 2025. In vielen Gründerzentren der Hochschulen ist die Unsicherheit nun groß. Länder wie Hochschulen werden die wegbrechenden Mittel nicht oder nur zu einem Teil auffangen. Markus Weisskopf berichtet über Herausforderungen und Lösungsansätze.
Forschungsanträge sind aufwendig. Sie zu schreiben kostet oft mehrere Wochen Arbeit. Jede Förderinstitution hat zudem eigene spezifische Anforderungen. KI könnte diesen Aufwand erheblich verringern und komplette Forschungsanträge verfassen. Damit stellt sich nicht nur die Frage, wie man mit KI-Anträgen umgeht, sondern auch mit vermutlich stark steigenden Zahlen bei den Einreichungen. Was bedeutet das für die Forschungsfinanzierung? Elena Matera hat bei BMBF, DFG und Stiftungen nachgefragt.
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Themen mit Wissenschaftsbezug wie die Covid-19-Pandemie, der Klimawandel oder die Energiewende stehen auf der politischen Agenda weit oben. Forscher müssen sich fast täglich die Frage stellen, wie sie mit Debattenbeiträgen von Politikern in sozialen Netzwerken umgehen, die eine Faktenorientierung vermissen lassen oder wissenschaftliche Erkenntnisse sogar bewusst ignorieren. Sollte man sich in professoraler Zurückhaltung üben oder sich in die Twitter-Arena stürzen?
Maximilian Fichtner, einer der führenden Batterieforscher Deutschlands, bevorzugt es, sich zu Wort zu melden. Etwa, wenn FDP-Verkehrsminister Volker Wissing oder der Hamburger CDU-Bundestagsabgeordnete Christoph Ploß mal wieder von E-Fuels schwärmen. “Ploß ist vielleicht ein Paradebeispiel”, sagt Fichtner. “Der lässt sich offensichtlich auf keine inhaltliche Diskussion ein.”
In seinen Entgegnungen bei Twitter legt Fichtner den offiziellen Ton eines geschäftsführenden Direktors des Helmholtz-Instituts für Elektrochemische Energiespeicherung (HIU) ab. Mal ist sein Ton bissig, mal erklärt er einfach. Er könne es nicht leiden, wenn Politiker den Leuten einen Bären aufbinden wollen und “gezielt Desinformation verbreiten”, sagt Fichtner.
Sich einzumischen sei durch die sozialen Medien wesentlich einfacher geworden, “zudem gibt es aktuell viele Themen mit Wissenschaftsbezug, die auf der politischen Agenda weit oben stehen”, sagt Mike Schäfer, Professor für Wissenschaftskommunikation an der Universität Zürich. Befragungen hätten gezeigt, dass es für viele Wissenschaftler eine relevante Motivation für ihren Beruf sei, “wahrgenommene Fehler richtigzustellen” und “Aussagen zu widerlegen, die mitunter sogar strategisch in irreführender Weise dargestellt werden”, erklärt der Kommunikationsforscher.
Die klare Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger wünschte sich, dass sich Wissenschaftler öffentlich zu Wort melden. Allerdings zu ihren Themen und im Rahmen ihrer Expertise. Etwas anders sehe das Bild aus, wenn man Menschen fragt, wie sie es finden, dass Wissenschaftler sich in politische Debatten einbringen, die nicht klar ihrer Expertise zuzuordnen sind. “Da gehen die Wahrnehmungen dann weit auseinander”.
Bislang hat Maximilian Fichtner den Rückhalt seiner Institutionen. Neben seinem Direktorenposten am Helmholtz-Institut leitet er die Abteilung Energiespeichersysteme am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). “Die sehen das mit gespanntem Interesse”, sagt Fichtner. “Es hat sich noch niemand beschwert.” Seine Beiträge habe er als ‘private opinion’ markiert, aber natürlich schwinge da immer auch seine Position etwas mit, das lasse sich nicht vermeiden, sagt Fichtner.
Wie negativ und extrem die Reaktionen auf Debattenbeiträge sein können, weiß Volker Quaschning, Professor für Regenerative Energiesysteme an der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) in Berlin. Quaschning hat gerade in nur acht Monaten die Schwelle von fünf Millionen Views für seine Kurzvideos zur Energiewende mit dem Titel “Quaschning erklärt” überschritten. Alleine sein Video zur E-Fuels-Einigung der EU hat über 200.000 Aufrufe.
Er produziert die Videos mit Profis, bemüht sich pointiert zu sein und sie einfach zu halten. Die Videos laufen bei TikTok, Instagram, YouTube und Twitter und sorgen dort für hitzige Diskussionen. Die Kommentarspalten sind üblicherweise durchsetzt mit Anfeindungen und Beleidigungen.
Es gebe inzwischen erste Studien aus der Pandemie-Zeit zu Reaktionen auf Forschende, die sich mit ihren Beiträgen zu Covid-19 und Impfungen exponiert haben, sagt Schäfer. Bislang seien das eher Einzelfallbetrachtungen, aber die Reaktionen waren zum Teil sehr unangenehm und die Unterstützung der Institutionen hielt sich sehr in Grenzen, sowohl was die emotionale und soziale als auch die juristische Unterstützung anging.
“So ein Shitstorm ist schon hart, aber viel kann mich nicht mehr erschrecken”, sagt Quaschning. “Die Diffamierungen zeigen mir nur, dass die Leute keine Gegenargumente haben.” Er selbst habe mehr Sorge, dass ihm mal ein Fehler unterlaufe. Seine “Gegner” ließen sich mit Dreisatzrechnungen wiederum nicht beeindrucken – sie würden das einfach ignorieren, sagt Quaschning.
Er nimmt ein Pingpong zwischen FDP, Union und Springer-Verlag wahr und hält das für ein “Verzögerungsmanöver durch die Verlierer der Energiewende.” Das alles sei angeheizt durch die Entwicklungen in den USA, durch Trump und die “Fake News”. Die Hemmschwellen seien gesunken.
Dass diese Grabenkämpfe ein Symptom einer zunehmenden Polarisierung sind und meinungsstarke Wissenschaftler das sogar noch befeuern könnten, diese Befürchtung hat auch Mike Schäfer: “Wenn man als Forschender persuasiv argumentiert, also eine Art Überzeugungskommunikation anwendet, kann man damit mittel- bis langfristig Vertrauen bei einem Teil der Bevölkerung verspielen”.
Was Schäfer Wissenschaftlern raten würde, die sich an öffentlichen Debatten beteiligen wollen? “Wenn man aus einer normativen Perspektive darauf blickt, dann sollten sich Forschende auf jeden Fall die Frage stellen, wo die eigene Expertise endet und ob man sachgerechte Beiträge liefern kann.”
Der Bund wird sein Gründungskultur-Förderprogramm Exist-Potentiale für Hochschulen ab 2024 einstellen. Allein in diesem Jahr werden über dieses Programm noch 142 Hochschulen mit insgesamt rund 45 Millionen Euro gefördert. Übrig bleibt lediglich die Förderung von einigen Leuchtturmprojekten ab 2025. In vielen Gründerzentren der Hochschulen ist die Unsicherheit nun groß. Denn auch die Länder und die Hochschulen selbst werden die wegbrechenden Mittel nicht oder nur zu einem Teil auffangen.
Derzeit haben die Gründerzentren in den Hochschulen mit verschiedenen Herausforderungen zu kämpfen:
“Das Exist-Programm leistet seit vielen Jahren einen wichtigen Beitrag zum Aufbau von Gründungsaktivitäten an Hochschulen”, erklärt ein Sprecher der HRK auf Anfrage. “Die Länder sind nun gebeten, die stark unter Druck stehenden Hochschulhaushalte entsprechend zu unterstützen, um dem Verlust von Strukturen und Expertise im wichtigen Gründungsbereich entgegenzuwirken.”
Claus Lange von der UAS7 (German Universities of Applied Science) verweist auf große Unterschiede zwischen den Hochschulen. “Die HS München mit ihren exzellenten Unterstützungsstrukturen im Bereich Gründung durch das ,Strascheg Center for Entrepreneurship’ wird von den Kürzungen und dem Wegfall der geschilderten Programme weit weniger spüren als andere Hochschulen.”
Bei den großen Universitäten der German U15 hört man Bedauern über die Kürzungen, “Potentiale” sei ein gutes Programm gewesen. Es sei noch unklar, wie die wegfallenden Mittel kompensiert werden könnten.
Einige Vertreter der Hochschulen befürchten, dass mit dieser Entwicklung die Schere zwischen Arm und Reich weiter aufgehen wird. Wenn lediglich Leuchttürme gefördert werden und eigene Einnahmen oder Spenden von großen Unternehmen eine größere Rolle spielen, dann sind die heute schon strukturschwachen Regionen weiter im Nachteil.
Bayerns Wissenschaftsminister Markus Blume verweist mit Blick auf die Kürzungen des Bundes auf die Transfer-Offensive “Hightech Transfer Bayern” – die Anwendungsstrategie zur Hightech Agenda Bayern. Mit den insgesamt 100 Millionen Euro der Initiative sollen Gründungshubs auf- und ausgebaut, sowie die Technologietransferzentren gestärkt werden, sagt das bayerische Wissenschaftsministerium.
In NRW stehen bis 2024 für die Exzellenz Start-up Center rund 116 Millionen Euro während der fünfjährigen Förderphase zur Verfügung. Dort ist aber ebenfalls unklar, wie es nach 2024 weitergeht. Ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums erklärt, dass man die bisher über Exist geförderten Projekte weiter unterstützen wolle. Aufgrund der angespannten Haushaltslage sei aber klar, dass NRW die bisherigen Förderungen nicht vollständig aus Landesmitteln ersetzen könne.
In Baden-Württemberg verweist man ebenfalls auf eigene Programme für die “strukturelle und strategische Gründungsförderung”. Vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen will man jedoch auch prüfen, wie die künftige Gründungsförderung ausgestaltet wird. Man erwartet allerdings, dass durch den Wegfall der Bundesförderung “die aufgebauten und wirksamen Strukturen und Beratungsangebote an den Hochschulen deutlich zurückgefahren werden müssen”.
Drastischer sieht es in Thüringen oder in Rheinland-Pfalz aus. In Thüringen fallen rund zwei Millionen Förderung des Bundes in der Gründungsförderung an Hochschulen pro Jahr weg. Gleichzeitig stockt das Land seine Mittel für das Hochschulgründernetzwerk lediglich von 340.000 Euro im Jahr 2022 auf 370.000 Euro 2025 auf. Erst ab 2026 könnte es neue Ressourcen geben, teilt eine Sprecherin des Wissenschaftsministeriums mit.
Von einem Sprecher des Rheinland-Pfälzischen Wirtschaftsministeriums heißt es: “Die Finanzierung der Gründungsbüros erfolgt im Verantwortungsbereich der jeweiligen Hochschule(n).” Darüber hinaus gebe es Projektmittel von Bund und Land. “Vor diesem Hintergrund sieht das Land gegenwärtig keinen Handlungsbedarf.”
Eines der Grundprobleme scheint die mangelnde Abstimmung zwischen Bund, Ländern und Hochschulen in der Gründungsförderung zu sein. Experten sehen Fragen nach Erwartungen und Zielen sowie Aufgaben und Verantwortungen unzureichend beantwortet. Ein Gerangel gebe es oft auf der letzten Meile. Mit der konkreten Unterstützung von Ausgründungen oder dem Verkauf von Schutzrechten lassen sich Geld und Anerkennung verdienen. Dass es davor eine ganze Reihe von Aufgaben in der Gründungsförderung gibt, wird gerne übersehen.
Forschungsanträge sind aufwendig, nehmen meist mehrere Wochen in Anspruch und können einige hundert Seiten umfassen. Künstliche Intelligenz wird das ändern und die Forschungsfinanzierung auf den Kopf stellen, davon ist Bela Gipp, Professor für Scientific Information Analytics an der Universität Göttingen, überzeugt. KI werde die Beantragung von Forschungsfinanzierung immens beschleunigen und qualitativ verbessern. Die Bedeutung des schriftlichen Forschungsantrags werde dadurch abnehmen.
“KI wird sehr bald jedem erlauben, einen exzellent strukturierten und verständlich geschriebenen Forschungsantrag zu verfassen”, sagt Gipp. “Das gesamte wissenschaftliche System ist gut damit beraten, sich schnellstmöglich mit dem Thema zu befassen und die Weichen entsprechend zu stellen”, sagt Gipp.
Die Mittelgeber beobachten die Situation. “Wir gehen derzeit davon aus, dass bereits heute Forschungsanträge mit Unterstützung generativer KI erstellt werden”, sagt eine Sprecherin des Bundesforschungsministeriums BMBF. Das Problem: Verlässlich könne man den Einsatz von KI noch nicht nachweisen. Eine entsprechende Erkennungssoftware werde nicht eingesetzt.
Für eine rechtssichere Abwicklung der Projektförderung sei es maßgeblich, dass der Antragssteller in seinem Antrag bestätige, dass seine Angaben korrekt und ihm zurechenbar seien. Sofern dies der Fall sei, könne der Einsatz von KI bei der Antragserstellung zu rechtlich zulässigen Arbeitserleichterungen führen.
Außerdem: Bevor Projekte im Forschungs- und Bildungsbereich bewilligt werden, besteht in der Regel auch ein intensiver persönlicher Kontakt mit den Antragsstellern, so auch beim BMBF – eine KI hilft in eben solchen Gesprächen wenig weiter.
Auch die Volkswagenstiftung beobachtet die Entwicklungen des KI-Einsatzes in der Förderung intensiv. Allerdings wurden auch hier noch keine konkreten Maßnahmen beschlossen, heißt es vonseiten der Stiftung. Das BMBF sieht derzeit noch keinen Anlass für die Änderung der Ausschreibungskriterien. Die Volkswagenstiftung hält es hingegen für wahrscheinlich, dass die Kriterien, die Antragsgestaltung und Begutachtungsformate mit Blick auf etwaige KI-Unterstützung angepasst werden müssten.
Ähnlich sieht das die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG). Auf unterschiedlichen Ebenen werde derzeit über die möglichen Auswirkungen eines verstärkten Einsatzes von KI auf das Förderhandeln der DFG und speziell auf die verschiedenen Stufen der Bearbeitung von Förderanträgen diskutiert. Ergebnisse dieser Überlegungen sollen in den kommenden Monaten veröffentlicht werden.
“Als ein handlungsleitender Grundsatz lässt sich bereits jetzt festhalten, dass der zu erwartende Einsatz von KI bei Förderanträgen und auf anderen Feldern an jeder Stelle eindeutig transparent gemacht werden sollte”, sagt ein DFG-Sprecher. Ein solches Transparenz-Gebot habe Vorrang vor weiterreichenden restriktiven Reglementierungen wie etwa einem vollständigen Verbot des KI-Einsatzes.
Für einen weiteren Mittelgeber, die Humboldt-Stiftung, besteht bislang für die eigene Auswahlarbeit kein akuter Handlungsbedarf und auch noch keinen Konsens darüber, wann und inwieweit der Einsatz von KI bei der Texterstellung erlaubt und gekennzeichnet werden sollte. “Anstatt voreilig Maßnahmen zu ergreifen, beobachten wir die Entwicklungen, um basierend auf fundierten, sachlichen Erkenntnissen gegebenenfalls nötige Entscheidungen zu treffen”, sagt die Leiterin der Auswahlabteilung Andrea Binder.
In Selbstversuchen mit ChatGPT sei zudem festgestellt worden, dass das KI-Modell noch nicht in der Lage sei, ein überzeugendes Antragsvorhaben nach den Kriterien der Stiftung eigenständig zu erstellen.
Bela Gipp schätzt das anders ein. Er ist selbst Gutachter für verschiedene nationale und internationale Forschungsförderer. KI verfasste Forschungsanträge seien aus seiner Sicht bereits jetzt besser als der Durchschnitt. “Viele Forschungsanträge sind nicht klar genug strukturiert und geschrieben, um die zentralen Forschungsfragen einem Gutachter effektiv zu kommunizieren. Einen universell verständlichen und klar strukturieren Text zu schreiben, kann KI jetzt schon besser als viele Wissenschaftler”, sagt er.
Sollten die Stiftungen und Institute sich dann nicht bereits viel mehr mit der Thematik KI und Forschungsanträge auseinandersetzen? “Ganz klar: Ja!”, sagt Gipp. “Die Veränderungen werden schneller und wirkmächtiger eintreten als vielen aktuell bewusst ist und lassen sich nicht verhindern.”
Daher müssten sich nach Gipp zwangsläufig die Ausschreibungskriterien ändern. “Es sollte mehr Wert gelegt werden auf Faktoren wie Innovationsgehalt und das Potenzial der Projektidee, die Kompetenzen, die Erfolgsbilanz und die organisatorischen und infrastrukturellen Rahmenbedingungen der einzelnen Forscher und Forschungsverbünde.”
“Langfristig halte ich es aber weder für möglich noch erstrebenswert, den Einsatz von KI zu verbieten. Stattdessen muss das System zur Beurteilung von Projektvorschlägen geändert werden”, sagt Gipp. Denn KI biete eben auch immense Potenziale, die Forschung, schneller, besser und innovativer zu machen. “Man sollte nicht versuchen, diese Entwicklung aufzuhalten, sondern Konzepte entwickeln, die das innovative Potenzial der Technologie in Einklang bringt mit ethischen, moralischen, rechtlichen und sozialen Fragen”, sagt der Professor. Ein geeignetes Mittel: eine verstärkte interdisziplinäre Forschung zur Entwicklung und dem Einsatz von KI.
17. Mai 2023, 10.30-12 Uhr, DAAD, digital
Policy Talk Science-based Start-ups, India and Germany Mehr
23. Mai 2023, 18.30-20:30 Uhr, Südafrikanische Botschaft, Tiergartenstr. 18, 10785 Berlin
Roundtable der Academy of Science of South Africa und der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina Pandemic Preparedness beyond Covid-19: Learn from the past, prepare for the future Mehr
25./26. Mai 2023, Dresden
Fraunhofer-Jahrestagung 2023 Mehr
30. Mai 2023, 18:00 Uhr, Akademiegebäude am Gendarmenmarkt, Einstein-Saal, Jägerstraße 22/23, 10117 Berlin
Panel Discussion What is ‘research quality’? Disciplinary dimensions and perspectives Mehr
14.-17. Juni 2023, BBAW, Berlin
Festtage Wandel durch Aufklärung. 30 Jahre Neukonstitution der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften Mehr
19./20. Juni 2023, Berlin und Online
Tag der Industrie des BDI #TDI23 – Zukunftswende Mehr
Glaubt man Medienberichten, steht der neue Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft bereits fest. Wer unter denjenigen anfragt, die es in der kommenden Woche entscheiden werden (die Mitglieder des Fraunhofer-Senats), erfährt, dass es allenfalls Tendenzen gebe, aber noch keine Entscheidung. In der Wissenschaftsszene überschlagen sich derweil die Gerüchte. Als mögliche Nachfolger des umstrittenen aktuellen Präsidenten Reimund Neugebauer gelten:
Ganz früh brachte jemand die jetzige Abteilungsleiterin 5 (Forschung für Digitalisierung und Innovationen) des BMBF, Ina Schieferdecker, ins Gespräch. Ein Name, der jedoch bald verschwand. Schieferdecker war seit 1993 am Fraunhofer-Institut für Offene Kommunikationssysteme Fokus tätig, das sie von 2015 bis Ende September 2019 leitete. Parallel hat sie seit 2016 eine Professur an der Technischen Universität Berlin zu “Quality Engineering of Open Distributed Systems” inne.
Auch Anke Kaysser-Pyzalla, Vorstandsvorsitzende des DLR (seit 2020), wurde in informierten Kreisen als mögliche Nachfolgerin genannt. Kaysser-Pyzalla galt denen, die nicht nur auf einen Wechsel des Vorsitzenden, sondern auch des gesamten Mindsets der Fraunhofer-Gesellschaft hoffen, ebenfalls als aussichtsreiche Kandidatin. Laut ihres Sprechers ist dies aber vollkommen ausgeschlossen.
Am 25. und 26. Mai findet unter dem Motto “Politische Souveränität durch wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit” die Jahrestagung der Fraunhofer-Gesellschaft statt. Neben vielen Arbeitsgruppen kommt auch der Senat in Dresden zusammen.
Die Mitglieder des Senats stammen aus der Wissenschaft, Wirtschaft und dem öffentlichen Leben. Darunter sind außerdem Vertreter des Bundes und der Länder sowie Mitglieder des Wissenschaftlich-Technischen Rats (WTR), darunter etwa Oliver Blume (Volkswagen AG), Roland Busch (Siemens AG), Vanessa Wood (ETH Zürich), Mario Brandenburg (BMBF), Ole Janssen (BMWK) und Rita Schutt (BMF).
Die Kandidaten werden sich am 25. Mai dem Senat offiziell vorstellen und ihre Vision für die Entwicklung der FhG präsentieren. Gewählt wird anschließend, per Handzeichen. Die Vorsitzende des Senats, VDA-Chefin Hildegard Müller, wird das Ergebnis den Mitgliedern vorstellen. Da diese erst am 26. Mai zusammentreffen, kann es sogar noch eine Nacht dauern, bis die Neugebauer-Nachfolge bekannt gemacht wird. nik
In einer Anhörung im Forschungsausschuss am vergangenen Mittwoch haben Experten deutlich mehr Investitionen in die Forschung zu Long-Covid und ME/CFS gefordert. Darüber hinaus brauche es bessere Rahmenbedingungen für Studien und weniger Bürokratie. Grundlage für die Anhörung war ein Antrag der Unionsfraktion (20/5983).
Rund 500.000 Menschen litten in Deutschland 2021 an ME/CFS, sagte Carmen Scheibenbogen vom Institut für Medizinische Immunologie der Charité Berlin. Der Verein Fatigatio wies darauf hin, dass es bisher keine evidenzbasierten Therapieoptionen für ME/CFS gebe. Denn die Forschungsförderung in diesem Bereich sei bisher vernachlässigt und unterfinanziert gewesen.
Aktuell fließen seitens des BMBF 22,5 Millionen Euro in die Erforschung von Long-/Post-Covid und ME/CFS, teilte ein Sprecher Table.Media mit. Das BMG spricht von einem mittleren zweistelligen Millionenbetrag, den die beiden Ministerien gemeinsam investieren.
Scheibenbogen betonte, dass die bisherigen Summen im Vergleich zu der Erforschung anderer Krankheiten sehr niedrig sind. Weiterhin seien die Pharmakonzerne noch nicht mit in die Medikamentenstudien eingestiegen, damit fehlten vergleichsweise große Ressourcen.
Ralf Heyder, Leiter der Stabsstelle Externe Vernetzung und Strategische Kooperationen an der Charité verwies in seiner Stellungnahme darauf, dass Therapiestudien fehlen und dass die Versorgungsstrukturen im Bereich ME/CFS und Long-Covid unterfinanziert sind. Grundsätzlich bemängelt Heyder die schleppende Digitalisierung sowie die übermäßige Regulierung im Bereich der klinischen Studien. Das derzeit geplante Gesundheitsdatennutzungsgesetz müsse bei den Patienteneinwilligungen und beim Datenschutz Erleichterungen bringen.
Beim Thema Datenschutz erwartet Ruppert Stüwe (SPD) durch das Gesundheitsdatennutzungsgesetz Vorteile für die Forschung, vor allem durch die Einführung einer federführenden Datenschutzaufsicht. Beim Thema Forschungsförderung zu Long-Covid und ME/CFS will er sich bei den kommenden Haushaltsverhandlungen für einen Aufwuchs der Mittel einsetzen. Wichtig sei aber auch die Verstetigung bisheriger Aktivitäten.
Auch Stephan Seiter, Obmann der FDP im Forschungsausschuss, betonte, dass es nicht nur einen Aufwuchs der Mittel, sondern einen strukturellen Ausbau von Forschungskapazitäten sowie einen Bürokratieabbau brauche. Er beklagte, dass zu diesem Thema keine fraktionsübergreifenden Initiative zustande kam. Aus seiner Sicht ist der vorliegende Antrag der Union “nicht ausreichend an den Bedürfnissen von Betroffenen und Angehörigen sowie den Forschenden orientiert”. Die Ampel habe zudem bereits mit einer Steigerung der Projektförderung, durch Programme zur Vernetzung von universitären Forschungsanstrengungen und über die Grundfinanzierung der außeruniversitären Forschungseinrichtungen auf den erhöhten Forschungsdruck nach der Pandemie reagiert.
Das BMG beabsichtigt laut eines Sprechers, die Versorgungsforschung und epidemiologische Forschung zu Long-/Post-Covid in erheblichem Maße weiter zu stärken. Allerdings verweist man auch hier auf die kommenden Haushaltsverhandlungen. Vorher könnten noch keine konkreten Aussagen bezüglich des Förderumfangs getroffen werden.
Dass Geld nicht alles ist, zeigt sich in den USA. Dort investieren die National Institutes of Health (NIH) mehr als eine Milliarde Dollar in die Forschung zu Long-Covid, erläuterte Scheibenbogen. Dadurch hat sich die USA eine Pole Position bei den Veröffentlichungen gesichert. Impact, der für die Patienten spürbar wäre, entsteht aber auch dort (noch) nicht, wie die amerikanische Nachrichtenseite Statnews berichtet. mw
Oliver Günther, Präsident der Universität Potsdam, hat sein bisheriges Amt innerhalb der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) niedergelegt. Günther war einer von zwei Kandidaten für das Präsidentenamt der HRK. Er hatte sich am 9. Mai neben Walter Rosenthal, Präsident der Friedrich-Schiller-Universität in Jena, zur Wahl gestellt. Auf der Mitgliederversammlung in Trier bekam Günther 181 Stimmen und unterlag gegen Rosenthal, der 226 Stimmen auf sich vereinte (bei 34 Enthaltungen).
Oliver Günther war einer der Vizepräsidenten der HRK und verantwortlich für den Schwerpunkt “Governance, Lehre und Studium”. Dieser Schritt sei nicht im Ärger geschehen, erklärt Günther. “Für mich war stets klar, dass ich in dem vorliegenden Fall meine Funktionen bei der HRK niederlegen werde, um zügig den Weg für ein neu aufgestelltes Präsidium freizumachen.” Für die weitere Arbeit wünsche er der HRK und ihrem Präsidium viel Erfolg. nik
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen nahm am Montag den Rücktritt von Mariya Gabriel als EU-Kommissarin an. Gabriel, die nun in Bulgarien eine Regierung bilden möchte, hatte unter anderem das Forschungs- und Innovationsressort der EU-Kommission inne. Von der Leyen sei zuversichtlich, dass die europäische Erfahrung Gabriels von Nutzen für ihr Land sein werde, hieß es in einer Erklärung der EU-Kommissionspräsidentin. Die Amtsgeschäfte im Bereich Forschung und Innovation sollen vorläufig von der Vizepräsidentin der EU-Kommission, Margrethe Vestager, geführt werden.
Nach einem Bericht des Fachdienstes Science Business stößt die Nachfolgeregelung bei Experten auf gemischte Reaktionen. Kritik kam unter anderem von Europapolitiker Christian Ehler (EVP). Gegenüber dem Onlineportal sagte Ehler, dass Vestagers Fokus auf der Wettbewerbspolitik und nicht auf der Forschung liege. Das Parlament müsse möglicherweise wieder als verlässlicher Partner für die F&I-Community einspringen.
Laut Science Business sehen andere Vestagers umfassende Erfahrung in verschiedenen Bereichen, ihr effizientes Regierungshandeln und ihre Erfolgsbilanz bei der Reformierung der Vorschriften für staatliche Beihilfen zur Förderung von Forschungs- und Innovationsinvestitionen als positiv an.
Bulgarien muss nun einen neuen Kommissar ernennen, um eine Neubesetzung der Position zu ermöglichen. Dies dürfte jedoch erst geschehen, wenn dort eine neue Regierung im Amt ist. Denkbar ist, dass es bis zur Wahl einer neuen Kommission im nächsten Jahr keinen Ersatz für Gabriel geben wird. Ihr Amt als EU-Kommissarin für Innovation, Forschung, Kultur, Bildung und Jugend hatte die designierte bulgarische Ministerpräsidentin Gabriel 2019 übernommen. Ihre Amtszeit war geprägt von Covid-19-Pandemie und dem Brexit. Im Bereich Forschung setzte Gabriel eine neue Innovationsagenda auf und organisierte die vorübergehende Aussetzung des Programms Horizon Europe für Großbritannien. tg
Tagesspiegel – Das Plastikwort “Technologieoffenheit”. Bestimmte Begriffe verschleiern allzu oft, in welch kleinen Schritten Forschung tatsächlich funktioniert, schreibt Wissenschaftsjournalismus-Professor Holger Wormer in der Kolumne “Besser wissen”. Auch “Technologieoffenheit” gehöre in die Reihe irreführender Plastikwörter aus Politik und Lobbyismus. Der Begriff verschleiere das Fehlen einer Strategie. Mehr
Wirtschaftswoche – Wenn digitale Doppelgänger Leben retten. Computersimulationen haben längst Architektur, Produktdesign oder Autobau revolutioniert. Nun verändert der virtuelle Zwilling auch die Medizin. Ärzte planen an digitalen Abbildern ihrer Patienten komplizierte Operationen. Forscher entwickeln mit Modellen im Rechner Medikamente schneller denn je. Mehr
Die Zeit – Versuchskaninchen. Es sei ein Vorhaben, das in seiner Komplexität der ersten Mondlandung gleiche, schreibt Wissenschaftsjournalistin Hanna Grabbe: Eine Europäische Bürgerinitiative fordert, dass künftig alle Wissenschaftler in Europa auf Tierversuche verzichten sollen. Noch in dieser Wahlperiode solle sich die EU-Kommission auf einen Gesetzesvorschlag festlegen, “in dem ein Fahrplan für die schrittweise Abschaffung aller Tierversuche in der EU” aufgestellt wird. Viele Wissenschaftler sehen dadurch ihre Arbeit bedroht, anderen schließen sich der Bewegung an: Es gehe darum, bestehende, oft sogar verlässlichere Alternativen zu Tierversuchen weiterzuentwickeln und auszubauen. Mehr
Science – It matters who does science. Holden Thorpe warnt vor der öffentlichen Wahrnehmung von Wissenschaftlern als unfehlbare Genies. Diese könne das Vertrauen der Bevölkerung in Wissenschaft erschüttern, wenn dann doch Fehler passieren. Wir sollten anerkennen, dass auch Wissenschaftler Menschen sind, die Fehler machen und falschen Einschätzungen unterliegen. Durch diverse Teams, Transparenz und Peer-Review-Verfahren könne jedoch Vertrauen in den wissenschaftlichen Prozess aufgebaut werden. Mehr

Auch Kleider machen Politik: Immer, wenn der Grünen-Politiker Kai Gehring an das Rednerpult im Bundestag tritt, verzichtet er auf eine Krawatte. Den obersten Hemdknopf lässt er offen. Elitäres Gehabe und Erscheinen ist nicht seine Sache. Gehring ist der erste mit Abitur und Universitätsabschluss in seiner Familie und weiß entsprechend aus eigener Erfahrung um die Bedeutung eines durchlässigen Bildungssystems.
Gehring will als Vorsitzender des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung die Themen “Chancen für alle, Innovationsfreude und Zukunftsfähigkeit” angehen – und das in einer Zeit multipler Krisen. In seiner Funktion sieht sich Gehring als Repräsentant des Parlaments, aber auch als Hüter des Koalitionsvertrags, sagt der 45-Jährige, und betont die zentrale Bedeutung von Bildung für den Wohlstand künftiger Generationen: “Ohne gut ausgebildete Fachkräfte fehlen uns einfach die Menschen, um die notwendigen Transformationen und Umbauprozesse in unserem Land anpacken zu können.”
Der gebürtige Essener ist Mitgründer der Grünen Jugend in Nordrhein-Westfalen und seit 1998 Mitglied in seiner Partei. Gehring: “Als junger schwuler Mann und Arbeiterkind habe ich die Grünen als die Freiheitspartei dieser Republik wahrgenommen.” Nach seinem Studium der Sozialwissenschaften zog er 2005 in den Bundestag ein – damals war er noch einer der jüngsten Abgeordneten im Bundestag. Heute ist der Grünen-Politiker ein fraktionsübergreifend anerkannter Experte für Bildung, Wissenschaft und Forschung.
Er steht für ein “enges, wertschätzendes und konstruktives Verhältnis zur Wissenschaft”, wie er sagt. “Wer wie wir unser Land ökologisch, sozial und digital modernisieren möchte, muss nicht nur anders wirtschaften, sondern genauso dringend anders forschen.” Der Politiker setzt sich für nachhaltige Innovationen und neue Instrumente ein, darunter die Förderung von Reallaboren.
Den Grünen wurde in der Vergangenheit ein nicht immer widerspruchsfreies Verhältnis zur Wissenschaft nachgesagt. Bestimmte Themenfelder, wie zum Beispiel die Debatte über neue gentechnische Verfahren in der Landwirtschaft, würde die Partei regelrecht tabuisieren, hieß es. Gehring kommt ohne Tabus aus – 2020 gehörte er zu den Unterzeichnern eines Positionspapiers, in dem eine Gruppe aus 22 Grünen-Politikern ein Umdenken ihrer Partei in Bezug auf die Gentechnik forderten.
Heute sagt Kai Gehring: “Wir brauchen jede Art von Forschung in diesem Land – von der Neugier getriebene Grundlagenforschung über die missionsorientierte bis hin zur anwendungs- und transferbezogenen Forschung.” Im Rahmen der Zukunftsstrategie Forschung und Innovation der Bundesregierung wolle man nun, sagt der Grünen-Politiker, stärker missionsorientiert und ressortübergreifend agieren.
Was treibt Kai Gehring nach fast zwei Jahrzehnten im Bundestag noch an? Für ihn sei es einfach eine sehr gute Erfahrung, endlich Mitglied einer Regierungsfraktion zu sein, erzählt der Politiker. Viele Jahre lang habe er für inhaltliche Projekte in der Opposition gekämpft und alternative Konzepte entwickelt. “All diese Konzepte kommen nun zum Tragen, ich kann sie aufgleisen und konkret umsetzen”, sagt Gehring, und fügt am Ende noch hinzu: “Es ist ein Privileg und ein Geschenk, dass man im Leben der Menschen konkret etwas verbessern kann.” Gabriele Voßkühler
Katja Becker kandidiert für eine zweite Amtszeit als Präsidentin der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Die Biochemikerin und Medizinerin steht seit Januar 2020 an der Spitze der DFG, die Amtszeit endet in diesem Jahr. Die Präsidentschaftswahl findet am 28. Juni im Rahmen der DFG-Jahresversammlung in Saarbrücken statt, weitere Kandidaten gibt es nicht.
Monica Bertagnolli, Direktorin des National Cancer Institute, wurde von Präsident Biden am Montag zur nächsten Leiterin der National Institutes of Health (NIH) ernannt. Diese Schlüsselposition im Gesundheitswesen war zuvor eineinhalb Jahren unbesetzt geblieben.
Martin Krzywdzinsk ist in den Forschungsbeirat Industrie 4.0 aufgenommen worden. Krzywdzinski ist Professor für Internationale Arbeitsbeziehungen an der Helmut-Schmidt-Universität in Hamburg, Forschungsgruppenleiter am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung und Direktor am Weizenbaum-Institut für die vernetzte Gesellschaft.
Ursula Löffler wird Kanzlerin der Bergischen Universität Wuppertal und wechselt von der Technischen Hochschule Köln, wo sie seit 2019 Vizepräsidentin ist.
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Bildung.Table. IGLU-Abwärtstrend nicht “auf Heterogenität zurückzuführen”. Viertklässler in Deutschland lesen deutlich schlechter als vor zwanzig Jahren. Aber an Migration und Heterogenität hängt der Abstieg nicht, sagt der Professor und Experte für internationale Vergleichstests, Andreas Frey. Mehr
Bildung.Table. Digitaler Tutor hilft Null-Bock-Lesern. Bisher war England für teure Internate bekannt. Nun bringt es benachteiligte Viertklässler an Europas Spitze. Die Briten haben die guten alten Lesepaten als “Tutoring for All” digitalisiert. Könnte Deutschland das auch? Ja, sagt ein deutsches Start-up. Mehr
China.Table. Warum Chinas KI-Träume platzen. Chinesische Firmen hängen bei der Entwicklung von KI-Sprachmodellen wie ChatGPT etwa drei Jahre hinterher. Ihnen fehlen leistungsstarke Chips. Mehr
Der amerikanische Traum ist gut bekannt: Vom Tellerwäscher zum Millionär könne man es in den USA innerhalb eines Lebens bringen. Aber was genau ist eigentlich der akademische Traum? Hat der vielleicht etwas mit der öffentlichen und transparenten Veröffentlichung und Verbreitung von Wissen und Erkenntnissen zu tun? Open Access nicht nur für Millionäre, sondern auch für Tellerwäscher? Oder ist das Ziel eher, dass einzelne Millionäre ihr Geld mit dem Wissen vieler Tellerwäscher verdienen? Dieser provokanten Frage geht User “Dr. Glaucomflecken” in seinem aktuellen Twitter-Video nach.
Der Hintergrund: Ende April hatte das gesamte Redaktionsteam der Elsevier-Fachzeitschrift NeuroImage geschlossen gekündigt. Das Team aus mehr als 40 Redakteuren hatte aus Protest gegen die “zu hohen” Artikelbearbeitungsgebühren (APCs) hingeschmissen. Die NeuroImage-Redakteure fanden, dass die Gebühren viele Wissenschaftler aus denjenigen Ländern ausschließen, in denen die Forschung nicht sehr üppig finanziert ist. Sie sind der Meinung, dass die Gebühren nicht die direkten Kosten für Artikel widerspiegeln, und halten es für falsch, dass Verlage mit der Wissenschaft, die sie nicht finanziert haben, üppige Gewinne machen. Tellerwäscher und Millionäre eben. Tim Gabel
wenn sich Politiker via Twitter für E-Fuels auf dem Pkw-Massenmarkt starkmachen, stößt das bei vielen Forschern auf Kritik. Aufgrund der wissenschaftlichen Faktenlage halten sie diesen Vorstoß für Populismus. Der renommierte Batterieforscher Maximilian Fichtner reagiert via Twitter, mit teils deutlichen Worten. Auch die Videos von Energiewendeforscher Volker Quaschning laufen auf TikTok, Instagram, YouTube und Twitter, sie erreichen regelmäßig Millionen Menschen.
Er wird häufig angefeindet und beleidigt, aber auch ein Shitstorm könne ihn nicht mehr schrecken, hat Volker Quaschning uns im Interview erzählt. Aber wo ist die Grenze zwischen Wahrheitssuche und Aktivismus? Sollen sich Forscher mehr einmischen? Erzielen sie damit überhaupt die gewünschten Effekte? Und wie reagieren die Institutionen auf die Postings ihrer Wissenschaftler? Die Antworten lesen Sie in der Analyse von Raimund Witkop.
Das Gründungskultur-Förderprogramm Exist-Potentiale für Hochschulen wird ab 2024 eingestellt. Übrig bleibt lediglich die Förderung von einigen Leuchtturmprojekten ab 2025. In vielen Gründerzentren der Hochschulen ist die Unsicherheit nun groß. Länder wie Hochschulen werden die wegbrechenden Mittel nicht oder nur zu einem Teil auffangen. Markus Weisskopf berichtet über Herausforderungen und Lösungsansätze.
Forschungsanträge sind aufwendig. Sie zu schreiben kostet oft mehrere Wochen Arbeit. Jede Förderinstitution hat zudem eigene spezifische Anforderungen. KI könnte diesen Aufwand erheblich verringern und komplette Forschungsanträge verfassen. Damit stellt sich nicht nur die Frage, wie man mit KI-Anträgen umgeht, sondern auch mit vermutlich stark steigenden Zahlen bei den Einreichungen. Was bedeutet das für die Forschungsfinanzierung? Elena Matera hat bei BMBF, DFG und Stiftungen nachgefragt.
Wir wünschen Ihnen – wegen des Feiertags diesmal schon am Mittwoch – eine aufschlussreiche Lektüre,
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Themen mit Wissenschaftsbezug wie die Covid-19-Pandemie, der Klimawandel oder die Energiewende stehen auf der politischen Agenda weit oben. Forscher müssen sich fast täglich die Frage stellen, wie sie mit Debattenbeiträgen von Politikern in sozialen Netzwerken umgehen, die eine Faktenorientierung vermissen lassen oder wissenschaftliche Erkenntnisse sogar bewusst ignorieren. Sollte man sich in professoraler Zurückhaltung üben oder sich in die Twitter-Arena stürzen?
Maximilian Fichtner, einer der führenden Batterieforscher Deutschlands, bevorzugt es, sich zu Wort zu melden. Etwa, wenn FDP-Verkehrsminister Volker Wissing oder der Hamburger CDU-Bundestagsabgeordnete Christoph Ploß mal wieder von E-Fuels schwärmen. “Ploß ist vielleicht ein Paradebeispiel”, sagt Fichtner. “Der lässt sich offensichtlich auf keine inhaltliche Diskussion ein.”
In seinen Entgegnungen bei Twitter legt Fichtner den offiziellen Ton eines geschäftsführenden Direktors des Helmholtz-Instituts für Elektrochemische Energiespeicherung (HIU) ab. Mal ist sein Ton bissig, mal erklärt er einfach. Er könne es nicht leiden, wenn Politiker den Leuten einen Bären aufbinden wollen und “gezielt Desinformation verbreiten”, sagt Fichtner.
Sich einzumischen sei durch die sozialen Medien wesentlich einfacher geworden, “zudem gibt es aktuell viele Themen mit Wissenschaftsbezug, die auf der politischen Agenda weit oben stehen”, sagt Mike Schäfer, Professor für Wissenschaftskommunikation an der Universität Zürich. Befragungen hätten gezeigt, dass es für viele Wissenschaftler eine relevante Motivation für ihren Beruf sei, “wahrgenommene Fehler richtigzustellen” und “Aussagen zu widerlegen, die mitunter sogar strategisch in irreführender Weise dargestellt werden”, erklärt der Kommunikationsforscher.
Die klare Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger wünschte sich, dass sich Wissenschaftler öffentlich zu Wort melden. Allerdings zu ihren Themen und im Rahmen ihrer Expertise. Etwas anders sehe das Bild aus, wenn man Menschen fragt, wie sie es finden, dass Wissenschaftler sich in politische Debatten einbringen, die nicht klar ihrer Expertise zuzuordnen sind. “Da gehen die Wahrnehmungen dann weit auseinander”.
Bislang hat Maximilian Fichtner den Rückhalt seiner Institutionen. Neben seinem Direktorenposten am Helmholtz-Institut leitet er die Abteilung Energiespeichersysteme am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). “Die sehen das mit gespanntem Interesse”, sagt Fichtner. “Es hat sich noch niemand beschwert.” Seine Beiträge habe er als ‘private opinion’ markiert, aber natürlich schwinge da immer auch seine Position etwas mit, das lasse sich nicht vermeiden, sagt Fichtner.
Wie negativ und extrem die Reaktionen auf Debattenbeiträge sein können, weiß Volker Quaschning, Professor für Regenerative Energiesysteme an der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) in Berlin. Quaschning hat gerade in nur acht Monaten die Schwelle von fünf Millionen Views für seine Kurzvideos zur Energiewende mit dem Titel “Quaschning erklärt” überschritten. Alleine sein Video zur E-Fuels-Einigung der EU hat über 200.000 Aufrufe.
Er produziert die Videos mit Profis, bemüht sich pointiert zu sein und sie einfach zu halten. Die Videos laufen bei TikTok, Instagram, YouTube und Twitter und sorgen dort für hitzige Diskussionen. Die Kommentarspalten sind üblicherweise durchsetzt mit Anfeindungen und Beleidigungen.
Es gebe inzwischen erste Studien aus der Pandemie-Zeit zu Reaktionen auf Forschende, die sich mit ihren Beiträgen zu Covid-19 und Impfungen exponiert haben, sagt Schäfer. Bislang seien das eher Einzelfallbetrachtungen, aber die Reaktionen waren zum Teil sehr unangenehm und die Unterstützung der Institutionen hielt sich sehr in Grenzen, sowohl was die emotionale und soziale als auch die juristische Unterstützung anging.
“So ein Shitstorm ist schon hart, aber viel kann mich nicht mehr erschrecken”, sagt Quaschning. “Die Diffamierungen zeigen mir nur, dass die Leute keine Gegenargumente haben.” Er selbst habe mehr Sorge, dass ihm mal ein Fehler unterlaufe. Seine “Gegner” ließen sich mit Dreisatzrechnungen wiederum nicht beeindrucken – sie würden das einfach ignorieren, sagt Quaschning.
Er nimmt ein Pingpong zwischen FDP, Union und Springer-Verlag wahr und hält das für ein “Verzögerungsmanöver durch die Verlierer der Energiewende.” Das alles sei angeheizt durch die Entwicklungen in den USA, durch Trump und die “Fake News”. Die Hemmschwellen seien gesunken.
Dass diese Grabenkämpfe ein Symptom einer zunehmenden Polarisierung sind und meinungsstarke Wissenschaftler das sogar noch befeuern könnten, diese Befürchtung hat auch Mike Schäfer: “Wenn man als Forschender persuasiv argumentiert, also eine Art Überzeugungskommunikation anwendet, kann man damit mittel- bis langfristig Vertrauen bei einem Teil der Bevölkerung verspielen”.
Was Schäfer Wissenschaftlern raten würde, die sich an öffentlichen Debatten beteiligen wollen? “Wenn man aus einer normativen Perspektive darauf blickt, dann sollten sich Forschende auf jeden Fall die Frage stellen, wo die eigene Expertise endet und ob man sachgerechte Beiträge liefern kann.”
Der Bund wird sein Gründungskultur-Förderprogramm Exist-Potentiale für Hochschulen ab 2024 einstellen. Allein in diesem Jahr werden über dieses Programm noch 142 Hochschulen mit insgesamt rund 45 Millionen Euro gefördert. Übrig bleibt lediglich die Förderung von einigen Leuchtturmprojekten ab 2025. In vielen Gründerzentren der Hochschulen ist die Unsicherheit nun groß. Denn auch die Länder und die Hochschulen selbst werden die wegbrechenden Mittel nicht oder nur zu einem Teil auffangen.
Derzeit haben die Gründerzentren in den Hochschulen mit verschiedenen Herausforderungen zu kämpfen:
“Das Exist-Programm leistet seit vielen Jahren einen wichtigen Beitrag zum Aufbau von Gründungsaktivitäten an Hochschulen”, erklärt ein Sprecher der HRK auf Anfrage. “Die Länder sind nun gebeten, die stark unter Druck stehenden Hochschulhaushalte entsprechend zu unterstützen, um dem Verlust von Strukturen und Expertise im wichtigen Gründungsbereich entgegenzuwirken.”
Claus Lange von der UAS7 (German Universities of Applied Science) verweist auf große Unterschiede zwischen den Hochschulen. “Die HS München mit ihren exzellenten Unterstützungsstrukturen im Bereich Gründung durch das ,Strascheg Center for Entrepreneurship’ wird von den Kürzungen und dem Wegfall der geschilderten Programme weit weniger spüren als andere Hochschulen.”
Bei den großen Universitäten der German U15 hört man Bedauern über die Kürzungen, “Potentiale” sei ein gutes Programm gewesen. Es sei noch unklar, wie die wegfallenden Mittel kompensiert werden könnten.
Einige Vertreter der Hochschulen befürchten, dass mit dieser Entwicklung die Schere zwischen Arm und Reich weiter aufgehen wird. Wenn lediglich Leuchttürme gefördert werden und eigene Einnahmen oder Spenden von großen Unternehmen eine größere Rolle spielen, dann sind die heute schon strukturschwachen Regionen weiter im Nachteil.
Bayerns Wissenschaftsminister Markus Blume verweist mit Blick auf die Kürzungen des Bundes auf die Transfer-Offensive “Hightech Transfer Bayern” – die Anwendungsstrategie zur Hightech Agenda Bayern. Mit den insgesamt 100 Millionen Euro der Initiative sollen Gründungshubs auf- und ausgebaut, sowie die Technologietransferzentren gestärkt werden, sagt das bayerische Wissenschaftsministerium.
In NRW stehen bis 2024 für die Exzellenz Start-up Center rund 116 Millionen Euro während der fünfjährigen Förderphase zur Verfügung. Dort ist aber ebenfalls unklar, wie es nach 2024 weitergeht. Ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums erklärt, dass man die bisher über Exist geförderten Projekte weiter unterstützen wolle. Aufgrund der angespannten Haushaltslage sei aber klar, dass NRW die bisherigen Förderungen nicht vollständig aus Landesmitteln ersetzen könne.
In Baden-Württemberg verweist man ebenfalls auf eigene Programme für die “strukturelle und strategische Gründungsförderung”. Vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen will man jedoch auch prüfen, wie die künftige Gründungsförderung ausgestaltet wird. Man erwartet allerdings, dass durch den Wegfall der Bundesförderung “die aufgebauten und wirksamen Strukturen und Beratungsangebote an den Hochschulen deutlich zurückgefahren werden müssen”.
Drastischer sieht es in Thüringen oder in Rheinland-Pfalz aus. In Thüringen fallen rund zwei Millionen Förderung des Bundes in der Gründungsförderung an Hochschulen pro Jahr weg. Gleichzeitig stockt das Land seine Mittel für das Hochschulgründernetzwerk lediglich von 340.000 Euro im Jahr 2022 auf 370.000 Euro 2025 auf. Erst ab 2026 könnte es neue Ressourcen geben, teilt eine Sprecherin des Wissenschaftsministeriums mit.
Von einem Sprecher des Rheinland-Pfälzischen Wirtschaftsministeriums heißt es: “Die Finanzierung der Gründungsbüros erfolgt im Verantwortungsbereich der jeweiligen Hochschule(n).” Darüber hinaus gebe es Projektmittel von Bund und Land. “Vor diesem Hintergrund sieht das Land gegenwärtig keinen Handlungsbedarf.”
Eines der Grundprobleme scheint die mangelnde Abstimmung zwischen Bund, Ländern und Hochschulen in der Gründungsförderung zu sein. Experten sehen Fragen nach Erwartungen und Zielen sowie Aufgaben und Verantwortungen unzureichend beantwortet. Ein Gerangel gebe es oft auf der letzten Meile. Mit der konkreten Unterstützung von Ausgründungen oder dem Verkauf von Schutzrechten lassen sich Geld und Anerkennung verdienen. Dass es davor eine ganze Reihe von Aufgaben in der Gründungsförderung gibt, wird gerne übersehen.
Forschungsanträge sind aufwendig, nehmen meist mehrere Wochen in Anspruch und können einige hundert Seiten umfassen. Künstliche Intelligenz wird das ändern und die Forschungsfinanzierung auf den Kopf stellen, davon ist Bela Gipp, Professor für Scientific Information Analytics an der Universität Göttingen, überzeugt. KI werde die Beantragung von Forschungsfinanzierung immens beschleunigen und qualitativ verbessern. Die Bedeutung des schriftlichen Forschungsantrags werde dadurch abnehmen.
“KI wird sehr bald jedem erlauben, einen exzellent strukturierten und verständlich geschriebenen Forschungsantrag zu verfassen”, sagt Gipp. “Das gesamte wissenschaftliche System ist gut damit beraten, sich schnellstmöglich mit dem Thema zu befassen und die Weichen entsprechend zu stellen”, sagt Gipp.
Die Mittelgeber beobachten die Situation. “Wir gehen derzeit davon aus, dass bereits heute Forschungsanträge mit Unterstützung generativer KI erstellt werden”, sagt eine Sprecherin des Bundesforschungsministeriums BMBF. Das Problem: Verlässlich könne man den Einsatz von KI noch nicht nachweisen. Eine entsprechende Erkennungssoftware werde nicht eingesetzt.
Für eine rechtssichere Abwicklung der Projektförderung sei es maßgeblich, dass der Antragssteller in seinem Antrag bestätige, dass seine Angaben korrekt und ihm zurechenbar seien. Sofern dies der Fall sei, könne der Einsatz von KI bei der Antragserstellung zu rechtlich zulässigen Arbeitserleichterungen führen.
Außerdem: Bevor Projekte im Forschungs- und Bildungsbereich bewilligt werden, besteht in der Regel auch ein intensiver persönlicher Kontakt mit den Antragsstellern, so auch beim BMBF – eine KI hilft in eben solchen Gesprächen wenig weiter.
Auch die Volkswagenstiftung beobachtet die Entwicklungen des KI-Einsatzes in der Förderung intensiv. Allerdings wurden auch hier noch keine konkreten Maßnahmen beschlossen, heißt es vonseiten der Stiftung. Das BMBF sieht derzeit noch keinen Anlass für die Änderung der Ausschreibungskriterien. Die Volkswagenstiftung hält es hingegen für wahrscheinlich, dass die Kriterien, die Antragsgestaltung und Begutachtungsformate mit Blick auf etwaige KI-Unterstützung angepasst werden müssten.
Ähnlich sieht das die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG). Auf unterschiedlichen Ebenen werde derzeit über die möglichen Auswirkungen eines verstärkten Einsatzes von KI auf das Förderhandeln der DFG und speziell auf die verschiedenen Stufen der Bearbeitung von Förderanträgen diskutiert. Ergebnisse dieser Überlegungen sollen in den kommenden Monaten veröffentlicht werden.
“Als ein handlungsleitender Grundsatz lässt sich bereits jetzt festhalten, dass der zu erwartende Einsatz von KI bei Förderanträgen und auf anderen Feldern an jeder Stelle eindeutig transparent gemacht werden sollte”, sagt ein DFG-Sprecher. Ein solches Transparenz-Gebot habe Vorrang vor weiterreichenden restriktiven Reglementierungen wie etwa einem vollständigen Verbot des KI-Einsatzes.
Für einen weiteren Mittelgeber, die Humboldt-Stiftung, besteht bislang für die eigene Auswahlarbeit kein akuter Handlungsbedarf und auch noch keinen Konsens darüber, wann und inwieweit der Einsatz von KI bei der Texterstellung erlaubt und gekennzeichnet werden sollte. “Anstatt voreilig Maßnahmen zu ergreifen, beobachten wir die Entwicklungen, um basierend auf fundierten, sachlichen Erkenntnissen gegebenenfalls nötige Entscheidungen zu treffen”, sagt die Leiterin der Auswahlabteilung Andrea Binder.
In Selbstversuchen mit ChatGPT sei zudem festgestellt worden, dass das KI-Modell noch nicht in der Lage sei, ein überzeugendes Antragsvorhaben nach den Kriterien der Stiftung eigenständig zu erstellen.
Bela Gipp schätzt das anders ein. Er ist selbst Gutachter für verschiedene nationale und internationale Forschungsförderer. KI verfasste Forschungsanträge seien aus seiner Sicht bereits jetzt besser als der Durchschnitt. “Viele Forschungsanträge sind nicht klar genug strukturiert und geschrieben, um die zentralen Forschungsfragen einem Gutachter effektiv zu kommunizieren. Einen universell verständlichen und klar strukturieren Text zu schreiben, kann KI jetzt schon besser als viele Wissenschaftler”, sagt er.
Sollten die Stiftungen und Institute sich dann nicht bereits viel mehr mit der Thematik KI und Forschungsanträge auseinandersetzen? “Ganz klar: Ja!”, sagt Gipp. “Die Veränderungen werden schneller und wirkmächtiger eintreten als vielen aktuell bewusst ist und lassen sich nicht verhindern.”
Daher müssten sich nach Gipp zwangsläufig die Ausschreibungskriterien ändern. “Es sollte mehr Wert gelegt werden auf Faktoren wie Innovationsgehalt und das Potenzial der Projektidee, die Kompetenzen, die Erfolgsbilanz und die organisatorischen und infrastrukturellen Rahmenbedingungen der einzelnen Forscher und Forschungsverbünde.”
“Langfristig halte ich es aber weder für möglich noch erstrebenswert, den Einsatz von KI zu verbieten. Stattdessen muss das System zur Beurteilung von Projektvorschlägen geändert werden”, sagt Gipp. Denn KI biete eben auch immense Potenziale, die Forschung, schneller, besser und innovativer zu machen. “Man sollte nicht versuchen, diese Entwicklung aufzuhalten, sondern Konzepte entwickeln, die das innovative Potenzial der Technologie in Einklang bringt mit ethischen, moralischen, rechtlichen und sozialen Fragen”, sagt der Professor. Ein geeignetes Mittel: eine verstärkte interdisziplinäre Forschung zur Entwicklung und dem Einsatz von KI.
17. Mai 2023, 10.30-12 Uhr, DAAD, digital
Policy Talk Science-based Start-ups, India and Germany Mehr
23. Mai 2023, 18.30-20:30 Uhr, Südafrikanische Botschaft, Tiergartenstr. 18, 10785 Berlin
Roundtable der Academy of Science of South Africa und der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina Pandemic Preparedness beyond Covid-19: Learn from the past, prepare for the future Mehr
25./26. Mai 2023, Dresden
Fraunhofer-Jahrestagung 2023 Mehr
30. Mai 2023, 18:00 Uhr, Akademiegebäude am Gendarmenmarkt, Einstein-Saal, Jägerstraße 22/23, 10117 Berlin
Panel Discussion What is ‘research quality’? Disciplinary dimensions and perspectives Mehr
14.-17. Juni 2023, BBAW, Berlin
Festtage Wandel durch Aufklärung. 30 Jahre Neukonstitution der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften Mehr
19./20. Juni 2023, Berlin und Online
Tag der Industrie des BDI #TDI23 – Zukunftswende Mehr
Glaubt man Medienberichten, steht der neue Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft bereits fest. Wer unter denjenigen anfragt, die es in der kommenden Woche entscheiden werden (die Mitglieder des Fraunhofer-Senats), erfährt, dass es allenfalls Tendenzen gebe, aber noch keine Entscheidung. In der Wissenschaftsszene überschlagen sich derweil die Gerüchte. Als mögliche Nachfolger des umstrittenen aktuellen Präsidenten Reimund Neugebauer gelten:
Ganz früh brachte jemand die jetzige Abteilungsleiterin 5 (Forschung für Digitalisierung und Innovationen) des BMBF, Ina Schieferdecker, ins Gespräch. Ein Name, der jedoch bald verschwand. Schieferdecker war seit 1993 am Fraunhofer-Institut für Offene Kommunikationssysteme Fokus tätig, das sie von 2015 bis Ende September 2019 leitete. Parallel hat sie seit 2016 eine Professur an der Technischen Universität Berlin zu “Quality Engineering of Open Distributed Systems” inne.
Auch Anke Kaysser-Pyzalla, Vorstandsvorsitzende des DLR (seit 2020), wurde in informierten Kreisen als mögliche Nachfolgerin genannt. Kaysser-Pyzalla galt denen, die nicht nur auf einen Wechsel des Vorsitzenden, sondern auch des gesamten Mindsets der Fraunhofer-Gesellschaft hoffen, ebenfalls als aussichtsreiche Kandidatin. Laut ihres Sprechers ist dies aber vollkommen ausgeschlossen.
Am 25. und 26. Mai findet unter dem Motto “Politische Souveränität durch wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit” die Jahrestagung der Fraunhofer-Gesellschaft statt. Neben vielen Arbeitsgruppen kommt auch der Senat in Dresden zusammen.
Die Mitglieder des Senats stammen aus der Wissenschaft, Wirtschaft und dem öffentlichen Leben. Darunter sind außerdem Vertreter des Bundes und der Länder sowie Mitglieder des Wissenschaftlich-Technischen Rats (WTR), darunter etwa Oliver Blume (Volkswagen AG), Roland Busch (Siemens AG), Vanessa Wood (ETH Zürich), Mario Brandenburg (BMBF), Ole Janssen (BMWK) und Rita Schutt (BMF).
Die Kandidaten werden sich am 25. Mai dem Senat offiziell vorstellen und ihre Vision für die Entwicklung der FhG präsentieren. Gewählt wird anschließend, per Handzeichen. Die Vorsitzende des Senats, VDA-Chefin Hildegard Müller, wird das Ergebnis den Mitgliedern vorstellen. Da diese erst am 26. Mai zusammentreffen, kann es sogar noch eine Nacht dauern, bis die Neugebauer-Nachfolge bekannt gemacht wird. nik
In einer Anhörung im Forschungsausschuss am vergangenen Mittwoch haben Experten deutlich mehr Investitionen in die Forschung zu Long-Covid und ME/CFS gefordert. Darüber hinaus brauche es bessere Rahmenbedingungen für Studien und weniger Bürokratie. Grundlage für die Anhörung war ein Antrag der Unionsfraktion (20/5983).
Rund 500.000 Menschen litten in Deutschland 2021 an ME/CFS, sagte Carmen Scheibenbogen vom Institut für Medizinische Immunologie der Charité Berlin. Der Verein Fatigatio wies darauf hin, dass es bisher keine evidenzbasierten Therapieoptionen für ME/CFS gebe. Denn die Forschungsförderung in diesem Bereich sei bisher vernachlässigt und unterfinanziert gewesen.
Aktuell fließen seitens des BMBF 22,5 Millionen Euro in die Erforschung von Long-/Post-Covid und ME/CFS, teilte ein Sprecher Table.Media mit. Das BMG spricht von einem mittleren zweistelligen Millionenbetrag, den die beiden Ministerien gemeinsam investieren.
Scheibenbogen betonte, dass die bisherigen Summen im Vergleich zu der Erforschung anderer Krankheiten sehr niedrig sind. Weiterhin seien die Pharmakonzerne noch nicht mit in die Medikamentenstudien eingestiegen, damit fehlten vergleichsweise große Ressourcen.
Ralf Heyder, Leiter der Stabsstelle Externe Vernetzung und Strategische Kooperationen an der Charité verwies in seiner Stellungnahme darauf, dass Therapiestudien fehlen und dass die Versorgungsstrukturen im Bereich ME/CFS und Long-Covid unterfinanziert sind. Grundsätzlich bemängelt Heyder die schleppende Digitalisierung sowie die übermäßige Regulierung im Bereich der klinischen Studien. Das derzeit geplante Gesundheitsdatennutzungsgesetz müsse bei den Patienteneinwilligungen und beim Datenschutz Erleichterungen bringen.
Beim Thema Datenschutz erwartet Ruppert Stüwe (SPD) durch das Gesundheitsdatennutzungsgesetz Vorteile für die Forschung, vor allem durch die Einführung einer federführenden Datenschutzaufsicht. Beim Thema Forschungsförderung zu Long-Covid und ME/CFS will er sich bei den kommenden Haushaltsverhandlungen für einen Aufwuchs der Mittel einsetzen. Wichtig sei aber auch die Verstetigung bisheriger Aktivitäten.
Auch Stephan Seiter, Obmann der FDP im Forschungsausschuss, betonte, dass es nicht nur einen Aufwuchs der Mittel, sondern einen strukturellen Ausbau von Forschungskapazitäten sowie einen Bürokratieabbau brauche. Er beklagte, dass zu diesem Thema keine fraktionsübergreifenden Initiative zustande kam. Aus seiner Sicht ist der vorliegende Antrag der Union “nicht ausreichend an den Bedürfnissen von Betroffenen und Angehörigen sowie den Forschenden orientiert”. Die Ampel habe zudem bereits mit einer Steigerung der Projektförderung, durch Programme zur Vernetzung von universitären Forschungsanstrengungen und über die Grundfinanzierung der außeruniversitären Forschungseinrichtungen auf den erhöhten Forschungsdruck nach der Pandemie reagiert.
Das BMG beabsichtigt laut eines Sprechers, die Versorgungsforschung und epidemiologische Forschung zu Long-/Post-Covid in erheblichem Maße weiter zu stärken. Allerdings verweist man auch hier auf die kommenden Haushaltsverhandlungen. Vorher könnten noch keine konkreten Aussagen bezüglich des Förderumfangs getroffen werden.
Dass Geld nicht alles ist, zeigt sich in den USA. Dort investieren die National Institutes of Health (NIH) mehr als eine Milliarde Dollar in die Forschung zu Long-Covid, erläuterte Scheibenbogen. Dadurch hat sich die USA eine Pole Position bei den Veröffentlichungen gesichert. Impact, der für die Patienten spürbar wäre, entsteht aber auch dort (noch) nicht, wie die amerikanische Nachrichtenseite Statnews berichtet. mw
Oliver Günther, Präsident der Universität Potsdam, hat sein bisheriges Amt innerhalb der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) niedergelegt. Günther war einer von zwei Kandidaten für das Präsidentenamt der HRK. Er hatte sich am 9. Mai neben Walter Rosenthal, Präsident der Friedrich-Schiller-Universität in Jena, zur Wahl gestellt. Auf der Mitgliederversammlung in Trier bekam Günther 181 Stimmen und unterlag gegen Rosenthal, der 226 Stimmen auf sich vereinte (bei 34 Enthaltungen).
Oliver Günther war einer der Vizepräsidenten der HRK und verantwortlich für den Schwerpunkt “Governance, Lehre und Studium”. Dieser Schritt sei nicht im Ärger geschehen, erklärt Günther. “Für mich war stets klar, dass ich in dem vorliegenden Fall meine Funktionen bei der HRK niederlegen werde, um zügig den Weg für ein neu aufgestelltes Präsidium freizumachen.” Für die weitere Arbeit wünsche er der HRK und ihrem Präsidium viel Erfolg. nik
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen nahm am Montag den Rücktritt von Mariya Gabriel als EU-Kommissarin an. Gabriel, die nun in Bulgarien eine Regierung bilden möchte, hatte unter anderem das Forschungs- und Innovationsressort der EU-Kommission inne. Von der Leyen sei zuversichtlich, dass die europäische Erfahrung Gabriels von Nutzen für ihr Land sein werde, hieß es in einer Erklärung der EU-Kommissionspräsidentin. Die Amtsgeschäfte im Bereich Forschung und Innovation sollen vorläufig von der Vizepräsidentin der EU-Kommission, Margrethe Vestager, geführt werden.
Nach einem Bericht des Fachdienstes Science Business stößt die Nachfolgeregelung bei Experten auf gemischte Reaktionen. Kritik kam unter anderem von Europapolitiker Christian Ehler (EVP). Gegenüber dem Onlineportal sagte Ehler, dass Vestagers Fokus auf der Wettbewerbspolitik und nicht auf der Forschung liege. Das Parlament müsse möglicherweise wieder als verlässlicher Partner für die F&I-Community einspringen.
Laut Science Business sehen andere Vestagers umfassende Erfahrung in verschiedenen Bereichen, ihr effizientes Regierungshandeln und ihre Erfolgsbilanz bei der Reformierung der Vorschriften für staatliche Beihilfen zur Förderung von Forschungs- und Innovationsinvestitionen als positiv an.
Bulgarien muss nun einen neuen Kommissar ernennen, um eine Neubesetzung der Position zu ermöglichen. Dies dürfte jedoch erst geschehen, wenn dort eine neue Regierung im Amt ist. Denkbar ist, dass es bis zur Wahl einer neuen Kommission im nächsten Jahr keinen Ersatz für Gabriel geben wird. Ihr Amt als EU-Kommissarin für Innovation, Forschung, Kultur, Bildung und Jugend hatte die designierte bulgarische Ministerpräsidentin Gabriel 2019 übernommen. Ihre Amtszeit war geprägt von Covid-19-Pandemie und dem Brexit. Im Bereich Forschung setzte Gabriel eine neue Innovationsagenda auf und organisierte die vorübergehende Aussetzung des Programms Horizon Europe für Großbritannien. tg
Tagesspiegel – Das Plastikwort “Technologieoffenheit”. Bestimmte Begriffe verschleiern allzu oft, in welch kleinen Schritten Forschung tatsächlich funktioniert, schreibt Wissenschaftsjournalismus-Professor Holger Wormer in der Kolumne “Besser wissen”. Auch “Technologieoffenheit” gehöre in die Reihe irreführender Plastikwörter aus Politik und Lobbyismus. Der Begriff verschleiere das Fehlen einer Strategie. Mehr
Wirtschaftswoche – Wenn digitale Doppelgänger Leben retten. Computersimulationen haben längst Architektur, Produktdesign oder Autobau revolutioniert. Nun verändert der virtuelle Zwilling auch die Medizin. Ärzte planen an digitalen Abbildern ihrer Patienten komplizierte Operationen. Forscher entwickeln mit Modellen im Rechner Medikamente schneller denn je. Mehr
Die Zeit – Versuchskaninchen. Es sei ein Vorhaben, das in seiner Komplexität der ersten Mondlandung gleiche, schreibt Wissenschaftsjournalistin Hanna Grabbe: Eine Europäische Bürgerinitiative fordert, dass künftig alle Wissenschaftler in Europa auf Tierversuche verzichten sollen. Noch in dieser Wahlperiode solle sich die EU-Kommission auf einen Gesetzesvorschlag festlegen, “in dem ein Fahrplan für die schrittweise Abschaffung aller Tierversuche in der EU” aufgestellt wird. Viele Wissenschaftler sehen dadurch ihre Arbeit bedroht, anderen schließen sich der Bewegung an: Es gehe darum, bestehende, oft sogar verlässlichere Alternativen zu Tierversuchen weiterzuentwickeln und auszubauen. Mehr
Science – It matters who does science. Holden Thorpe warnt vor der öffentlichen Wahrnehmung von Wissenschaftlern als unfehlbare Genies. Diese könne das Vertrauen der Bevölkerung in Wissenschaft erschüttern, wenn dann doch Fehler passieren. Wir sollten anerkennen, dass auch Wissenschaftler Menschen sind, die Fehler machen und falschen Einschätzungen unterliegen. Durch diverse Teams, Transparenz und Peer-Review-Verfahren könne jedoch Vertrauen in den wissenschaftlichen Prozess aufgebaut werden. Mehr

Auch Kleider machen Politik: Immer, wenn der Grünen-Politiker Kai Gehring an das Rednerpult im Bundestag tritt, verzichtet er auf eine Krawatte. Den obersten Hemdknopf lässt er offen. Elitäres Gehabe und Erscheinen ist nicht seine Sache. Gehring ist der erste mit Abitur und Universitätsabschluss in seiner Familie und weiß entsprechend aus eigener Erfahrung um die Bedeutung eines durchlässigen Bildungssystems.
Gehring will als Vorsitzender des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung die Themen “Chancen für alle, Innovationsfreude und Zukunftsfähigkeit” angehen – und das in einer Zeit multipler Krisen. In seiner Funktion sieht sich Gehring als Repräsentant des Parlaments, aber auch als Hüter des Koalitionsvertrags, sagt der 45-Jährige, und betont die zentrale Bedeutung von Bildung für den Wohlstand künftiger Generationen: “Ohne gut ausgebildete Fachkräfte fehlen uns einfach die Menschen, um die notwendigen Transformationen und Umbauprozesse in unserem Land anpacken zu können.”
Der gebürtige Essener ist Mitgründer der Grünen Jugend in Nordrhein-Westfalen und seit 1998 Mitglied in seiner Partei. Gehring: “Als junger schwuler Mann und Arbeiterkind habe ich die Grünen als die Freiheitspartei dieser Republik wahrgenommen.” Nach seinem Studium der Sozialwissenschaften zog er 2005 in den Bundestag ein – damals war er noch einer der jüngsten Abgeordneten im Bundestag. Heute ist der Grünen-Politiker ein fraktionsübergreifend anerkannter Experte für Bildung, Wissenschaft und Forschung.
Er steht für ein “enges, wertschätzendes und konstruktives Verhältnis zur Wissenschaft”, wie er sagt. “Wer wie wir unser Land ökologisch, sozial und digital modernisieren möchte, muss nicht nur anders wirtschaften, sondern genauso dringend anders forschen.” Der Politiker setzt sich für nachhaltige Innovationen und neue Instrumente ein, darunter die Förderung von Reallaboren.
Den Grünen wurde in der Vergangenheit ein nicht immer widerspruchsfreies Verhältnis zur Wissenschaft nachgesagt. Bestimmte Themenfelder, wie zum Beispiel die Debatte über neue gentechnische Verfahren in der Landwirtschaft, würde die Partei regelrecht tabuisieren, hieß es. Gehring kommt ohne Tabus aus – 2020 gehörte er zu den Unterzeichnern eines Positionspapiers, in dem eine Gruppe aus 22 Grünen-Politikern ein Umdenken ihrer Partei in Bezug auf die Gentechnik forderten.
Heute sagt Kai Gehring: “Wir brauchen jede Art von Forschung in diesem Land – von der Neugier getriebene Grundlagenforschung über die missionsorientierte bis hin zur anwendungs- und transferbezogenen Forschung.” Im Rahmen der Zukunftsstrategie Forschung und Innovation der Bundesregierung wolle man nun, sagt der Grünen-Politiker, stärker missionsorientiert und ressortübergreifend agieren.
Was treibt Kai Gehring nach fast zwei Jahrzehnten im Bundestag noch an? Für ihn sei es einfach eine sehr gute Erfahrung, endlich Mitglied einer Regierungsfraktion zu sein, erzählt der Politiker. Viele Jahre lang habe er für inhaltliche Projekte in der Opposition gekämpft und alternative Konzepte entwickelt. “All diese Konzepte kommen nun zum Tragen, ich kann sie aufgleisen und konkret umsetzen”, sagt Gehring, und fügt am Ende noch hinzu: “Es ist ein Privileg und ein Geschenk, dass man im Leben der Menschen konkret etwas verbessern kann.” Gabriele Voßkühler
Katja Becker kandidiert für eine zweite Amtszeit als Präsidentin der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Die Biochemikerin und Medizinerin steht seit Januar 2020 an der Spitze der DFG, die Amtszeit endet in diesem Jahr. Die Präsidentschaftswahl findet am 28. Juni im Rahmen der DFG-Jahresversammlung in Saarbrücken statt, weitere Kandidaten gibt es nicht.
Monica Bertagnolli, Direktorin des National Cancer Institute, wurde von Präsident Biden am Montag zur nächsten Leiterin der National Institutes of Health (NIH) ernannt. Diese Schlüsselposition im Gesundheitswesen war zuvor eineinhalb Jahren unbesetzt geblieben.
Martin Krzywdzinsk ist in den Forschungsbeirat Industrie 4.0 aufgenommen worden. Krzywdzinski ist Professor für Internationale Arbeitsbeziehungen an der Helmut-Schmidt-Universität in Hamburg, Forschungsgruppenleiter am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung und Direktor am Weizenbaum-Institut für die vernetzte Gesellschaft.
Ursula Löffler wird Kanzlerin der Bergischen Universität Wuppertal und wechselt von der Technischen Hochschule Köln, wo sie seit 2019 Vizepräsidentin ist.
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Bildung.Table. IGLU-Abwärtstrend nicht “auf Heterogenität zurückzuführen”. Viertklässler in Deutschland lesen deutlich schlechter als vor zwanzig Jahren. Aber an Migration und Heterogenität hängt der Abstieg nicht, sagt der Professor und Experte für internationale Vergleichstests, Andreas Frey. Mehr
Bildung.Table. Digitaler Tutor hilft Null-Bock-Lesern. Bisher war England für teure Internate bekannt. Nun bringt es benachteiligte Viertklässler an Europas Spitze. Die Briten haben die guten alten Lesepaten als “Tutoring for All” digitalisiert. Könnte Deutschland das auch? Ja, sagt ein deutsches Start-up. Mehr
China.Table. Warum Chinas KI-Träume platzen. Chinesische Firmen hängen bei der Entwicklung von KI-Sprachmodellen wie ChatGPT etwa drei Jahre hinterher. Ihnen fehlen leistungsstarke Chips. Mehr
Der amerikanische Traum ist gut bekannt: Vom Tellerwäscher zum Millionär könne man es in den USA innerhalb eines Lebens bringen. Aber was genau ist eigentlich der akademische Traum? Hat der vielleicht etwas mit der öffentlichen und transparenten Veröffentlichung und Verbreitung von Wissen und Erkenntnissen zu tun? Open Access nicht nur für Millionäre, sondern auch für Tellerwäscher? Oder ist das Ziel eher, dass einzelne Millionäre ihr Geld mit dem Wissen vieler Tellerwäscher verdienen? Dieser provokanten Frage geht User “Dr. Glaucomflecken” in seinem aktuellen Twitter-Video nach.
Der Hintergrund: Ende April hatte das gesamte Redaktionsteam der Elsevier-Fachzeitschrift NeuroImage geschlossen gekündigt. Das Team aus mehr als 40 Redakteuren hatte aus Protest gegen die “zu hohen” Artikelbearbeitungsgebühren (APCs) hingeschmissen. Die NeuroImage-Redakteure fanden, dass die Gebühren viele Wissenschaftler aus denjenigen Ländern ausschließen, in denen die Forschung nicht sehr üppig finanziert ist. Sie sind der Meinung, dass die Gebühren nicht die direkten Kosten für Artikel widerspiegeln, und halten es für falsch, dass Verlage mit der Wissenschaft, die sie nicht finanziert haben, üppige Gewinne machen. Tellerwäscher und Millionäre eben. Tim Gabel