Veröffentlicht: 26.07.2023,
Letzte Aktualisierung: 28.05.2025
Deutschlands neue China-Strategie bedeutet die offizielle Abkehr vom bisher verfolgten Konzept der Bundesregierung für die bilateralen Beziehungen zu China. Die in dem Papier vorgestellten Analysen und Maßnahmen signalisieren keinen abrupten Kurswechsel, sondern spiegeln vielmehr die Entwicklung des öffentlichen Diskurses über China in den letzten Jahren wider.
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Am 13. Juli legte die deutsche Bundesregierung ihre lang erwartete China-Strategie vor. Darin heißt es: „China hat sich verändert – dies und die politischen Entscheidungen Chinas machen eine Veränderung unseres Umgangs mit China erforderlich.“
Deutschlands Strategie verlagert den Schwerpunkt der bilateralen Beziehungen fort von der Partnerschaft und betont die Aspekte der systemischen Rivalität, sowie die nationale und wirtschaftliche Sicherheit. Dieser neue Ton spiegelt einen Wandel im öffentlichen Diskurs in Deutschland über China wider. Die ablehnende Haltung gegenüber China ist so hoch wie nie zuvor und hat seit 2016 stetig zugenommen.
Ein zentrales Element der neuen China-Strategie ist das „De-Risking“ der Wirtschaftsbeziehungen zu China. Für die Regierung bedeutet das, „die Verringerung von Abhängigkeiten in kritischen Bereichen, die Betrachtung wirtschaftlicher Entscheidungen auch unter geopolitischen Aspekten und die Steigerung unserer Resilienz.“
In der Öffentlichkeit herrscht Zustimmung für den neuen Kurs der Regierung: In einer aktuellen DeutschlandTrend-Umfrage sprachen sich 49 Prozent der Befragten für eine Verringerung der wirtschaftlichen Beziehungen Deutschlands zu China aus. Lediglich zehn Prozent befürworten eine Ausweitung der Beziehungen.
Unternehmen sollten sich bewusst sein, dass die China-Strategie das Ergebnis eines erheblich gewandelten Diskurses über China in Deutschland ist. Sie signalisiert das Ende der Merkel-Ära des wirtschaftlichen Engagements und zeigt einen breiten Konsens über die Notwendigkeit eines neuen Ansatzes. Dieser wird zweifelsohne auch eine strengere staatliche Aufsicht über die wirtschaftlichen Interaktionen mit China enthalten.
Wie genau der neue Ansatz aussehen soll, ist jedoch noch offen. Bei der Ausarbeitung des Papiers zeigte sich, dass es innerhalb der Regierungskoalition nach wie vor unterschiedliche Auffassungen über die Art und den Umfang der zu ergreifenden Maßnahmen gibt. Die Unternehmen sollten sich weiterhin aktiv an der Debatte beteiligen, um konstruktive Konzepte für die Zukunft zu entwickeln.
Sinolytics ist ein europäisches Beratungs- und Analyseunternehmen, das sich auf China spezialisiert hat. Es berät europäische Unternehmen bei der strategischen Ausrichtung und den konkreten Geschäftsaktivitäten in der Volksrepublik.